Die Macht der Presse …

Die Macht der Presse …

Die Macht der Presse …

… bekommen speziell im Herbst viele Obst- und Traubensorten zu spüren. Am Ende der Tortur warten Säfte, Obstmost, Wein etc. auf ihren Weg in diverse Flaschen und Trinkgefäße. So auch der oft geschmähte, aber ebenso heroisierte Uhudler im südlichen Burgenland. Klischees und unterschiedliche Zugänge dominieren die Diskussion um dieses Kultgetränk.

 

AUF DEN SPUREN VON NOAH, ISABELLA, ELVIRA & CO.

Tatort

Strem bei Güssing nahe der ungarischen Grenze.

 

Corpus delicti

Direktträger-Traubensorten (auch Hybridsorten genannt), die eine spezielle Resistenz gegen Reblausbefall und bestimmte Pilzkrankheiten besitzen.

 

Endprodukt

Ein Cuvee aus 3 bis 11 Sorten Trauben, der je nach Ausbauart und Zusammensetzung einem hellen Rotwein oder Rose ähnelt und dessen Bukett äußerst intensiv ist bzw. an Walderdbeeren oder Johannisbeeren erinnert. Fachleute bezeichnen den charakteristischen Geschmack als „Fox-Ton“.

Namensherkunft:

Seit über 100 Jahren wird der im Südburgenland beheimatete Uhudler so genannt und erhielt offensichtlich seinen Namen von den Frauen der Weinbauern, weil der Blick nach übermäßigem Konsum einem „Uhu“ glich.

 

Ursachenforschung:

In den 1980-er-Jahren wurde laut wikipedia.de der Begriff „Haustrunk“ im Zuge der Verschärfung des österreichischen Weingesetzes anlässlich des Glykolskandals aus dem Gesetz gestrichen, womit der Uhudler verboten war … Indem die Hauptsorten als Wein erklärt wurden, konnten sie in das burgenländische Weingesetz aufgenommen werden.

Der Herbstbeginn im äußersten Südosten unseres Landes steht seit Menschengedenken im Zeichen der Weinlese und in den Hügeln rund um Güssing und die Pinkataler Weinstraße ist dies vorrangig das Ernten der Uhudlertrauben. 11 sind es zurzeit … laut www.uhudlerkultur.at.

„Uhudlerherstellung ist absolute Handarbeit“

 

Auch im beschaulichen Weingarten der Familie Legath-Koch dreht sich in den letzten Septembertagen des Jahres 2020 alles Tun um das Einbringen von Concordia, Noah, Delaware und Ripatella. Das Vorhaben, an dem die gesamte Familie beteiligt ist, beginnt bereits Tage zuvor mit den Vorbereitungen im Weinkeller.

Genau genommen beginnt der Gesamtprozess im auslaufenden Winter eines „Weinjahres“, wenn ab Februar je nach Temperaturfortschritt mit dem Schnitt der Weinstöcke begonnen wird. Rebenschnitt und Weinbergpflege im Frühjahr sind aber im Grunde genommen schon die Haupttätigkeiten im Wachstumsverlauf der Reblaus resistenten Direktträger, die gänzlich ohne chemische Spritzmittel und Pflanzenschutz auskommen.

„Uhudler ist ein absolutes Bio-Naturprodukt“

Diese Unabhängigkeit von Produkten der mächtigen Chemo-Industrie machte es für den Uhudler anfangs sehr schwer, überhaupt in die Kategorie „Wein“ aufgenommen zu werden. Nur der Unbeugsamkeit einiger Unbeirrbarer, wie dem schon legendären Rübezahl (im Bild 2. von links) in den Hügeln über der Gemeinde Heiligenbrunn, ist es zu verdanken, dass dieses außergewöhnliche Getränk legalisiert und fast schon „salonfähig“ wurde.

Von diesen vergangenen Kämpfen ist bei der Lese 2020 nichts mehr zu spüren – im Gegenteil. Der Tag der eigentlichen Weineinbringung kennt einerseits seinen klaren Ablaufrhythmus, andererseits läuft alles ohne Hektik und Stress ab. In jahrzehntelang trainierten Handlungen wissen alle Beteiligten, was wann zu tun ist. Die Jungen wachsen per „learning by doing“ in den Ablauf hinein und die wenigen „Lese-Neulinge“ schaffen den Einstieg in überschaubarer Kürze.

„Weinlese hat heute den Hauch von Romantik und Brauchtum“

 

Die Handgriffe genießen durchwegs den Spirit von „Romantisierung“ … Abschneiden oder Abreißen der Trauben, Buttentragen, Rebeln, Pressen und erstes Verkosten des „Süßmostes“ gehören zu den „to do“-Listen modernen Lifestyles.

Die Erschwernisse der Arbeiten werden „belastungsneutral“ verteilt und so finden auch die Kleinkinder ihren Platz im Ritual, ebenso wie die 90+ jährigen, deren Tätigkeit sich oft auf Beratung, Verkostung und Verantwortung reduziert.

„Uhudler ist ein Cuvee aus mindestens 3 Traubensorten“

Der Fachmann in der Uhudler-Produktion weiß Bescheid. Mindestens 3 verschiedene Traubensorten sind notwendig, um den Cuvee zum „Heckenklescher“ werden zu lassen, der das Prädikat „Uhudler“ auch verdient. Natürlich haben auch am Weinberg Legath-Koch moderne Verarbeitungsmethoden Einzug gefunden, aber der Ablauf bleibt stets gleich: die abgeschnittenen Trauben werden mittels Körben, Kübeln oder Kisten in den Pressraum gebracht, wo sie zuerst im „Rebler“ landen.

Hier geht die echte Handarbeit weiter und die manuell angetriebene Kurbelmaschine trennt die Trauben von Rebe und Stängel bzw. werden zerquetscht. Dieses Konglomerat wandert nun per Eimer in die von Hand betriebene Presse und rinnt als „Süßmost“ in den Sammelbottich, wo als nächstes die Messung des Zucker- und Alkoholgehalts sowie die unumgängliche Verkostung erfolgen.

„Je nach Trauben bekommt der Uhudler seinen typischen rötlichen Farbton“

Erst jetzt geht es für das „Zwischenprodukt“ in das Fass, wo es in den kommenden Wochen und Monaten zum Endprodukt reifen wird. Die für den Weinberg der Familie Legath-Koch typische zart-rötliche Farbe bekommt der Uhudler durch den spürbaren Anteil an weißen Trauben, wie Noah und Delaware. Den Geschmack bestimmt hauptsächlich die dominante Ripatella-Traube.

Der Ertrag fällt diesmal wieder äußerst zufriedenstellend aus, als „Hauptkriterium“ zeigte sich bei der Lese wieder einmal die Pergola beim Weinstöckl, die schon traditionell stark bewachsen ist und dem „Lese-Team“ einiges Geschick abverlangt. Dafür entschädigen danach die gemessenen 17 „Klosterneuburger Zuckergrade“ und die Gesamtausbeute von rund 350 Liter für jegliche Mühe.

„Am Ende einer Weinlese warten Speis und Trank“

Selbstverständlich gleitet der Tag mit einem deftigen Mahl in der nachmittäglichen Sonne auf der Terrasse aus … Temperaturen um die 25°C sind in dieser Region auch zu dieser Jahreszeit keine Seltenheit. Verkostung der regionalen Spezialitäten wie Blaufränkisch, Welschriesling, Merlot und natürlich Uhudler darf zum deftigen „Schmaus“ nicht fehlen. Und dass sich beim anschließenden Lagerfeuer die Gespräche kaum noch um die vergangenen Mühen drehen, ist ebenso klar wie die Tatsache, dass es auch 2021 wieder heißen wird: „Wui sein!“ oder „Wohl bekomm’s!“

Baltikum20 – Teil 3: Heimreise über den Osten Lettlands

Baltikum20 – Teil 3: Heimreise über den Osten Lettlands

BESUCH IM LETTISCHEN NATURPARADIES

Die Verlängerung an der „Karibik der Ostsee“ und die unterhaltsamen Filmdrehs tun wirklich gut und verleihen uns die nötige Energie für einen kleinen Umweg auf der Heimreise über die Seenplatte und das Naturparadies an Lettlands Hauptfluss im Südosten des Landes. Und die Lage des Camps am Fluss unterstützt uns auch dabei …

 

Über schon bekannt gute Straßen geht es an der Rigaer Bucht entlang südwärts, da wir Teile davon schon 2011 und 2015 besucht haben, fahren wir inklusive Tankstopp in Jurmala auf schnellstem Wege von Riga das Daugava-Tal entlang in den äußersten Südosten Lettlands.
Die E22 und die A6 entpuppen sich als großteils neue Highways, die die Hauptverkehrsader Richtung Weißrussland bilden und bestens ausgebaut sind. So schaffen wir in weniger als 6 Stunden die West-Ost-Durchquerung des Landes und machen uns auf Campsuche in der Umgebung von Daugavpils, der 2. größten Stadt des Landes.

 

Ausklang im Naturparadies der Daugava

Mit Hilfe von Google Maps haben wir uns für ein Camping mit dem klingenden Namen Ozianna direkt im Naturpark in den „Daugava-Bögen“ entschieden und unsere Entscheidung kommt nur einmal ins Wanken, als sich bei Anfahrt die Straßenverhältnisse abseits der Hauptstraße sukzessive verschlechtern … die letzten Meter in die Flussauen sind eine Schotter-Sand-Piste mit vielen Querrillen und Riesenschlaglöchern – wir schaffen es mit viel Vorsicht und Geschick.

Dafür entschädigt uns nach erster Skepsis Lage und Outfit der Anlage am Fluss: Ein idyllisches Holzhüttendorf, das ebensolche Stell- und Zeltplätze an der Vorderfront bietet und überraschend auch mit passablen sanitären Einrichtungen aufwartet. Und das all inclusive um 15,- €uro … alles bestens – also ab ins Naturparadies.

Der Naturpark wurde in den Niederungen der Daugava angelegt, um die einzigartige und ungewöhnliche Landschaft des Daugava-Mittellaufs, seine wertvolle Natur, die biologische Vielfalt der Pflanzen- und Tierwelt und die kulturhistorischen Denkmäler zu erhalten. Und davon gibt es jede Menge … https://www.latvia.travel/de/sehenswurdigkeit/naturpark-daugavas-loki-daugava-bogen

Nach Campaufbau und Stärkung unternehmen wir eine erste Wanderung, die an einem riesigen Holzturm endet, der gewaltigen Ausblick auf den sich dahin schlingenden Fluss, das zumeist bewaldete oder agrarisch genutzte Hinterland und auch die nur wenige Kilometer entfernte weißrussische Grenze bietet.

Am Abend beobachten wir auch eine Gruppe von Kanufahrern und SUPs, die sich in Anbetracht von starkem Gegenwind gemächlich flussabwärts bewegen und wir bekommen natürlich auch Lust, uns auf dem Wasser zu bewegen. Für den nächsten Besuch hier versprechen wir uns hoch und heilig, immer unsere Skijaks mitzunehmen!

Der Fluss ist natürlich auch ein Eldorado für Vogelkundler und Angler und wir beobachten Reiher, Störche & Co. sowie die Versuche der Campnachbarn beim Fischen … übrigens sehr erfolgreiche Versuche. Leider sind wir selbst einfach zu relaxed und auch ausgelaugt, es selbst auch zu versuchen.

Kirchentag und Seenrunde mit Ausklang in der Großstadt

Aufgrund der unsicheren Wettersituation entschließen wir uns tagsdarauf für eine Rundfahrt durch die nördlich der Daugava gelegene Seenplatte mit abschließendem Besuch in Daugavpils.

Highlight der Region ist die Kathedrale von Aglona – wie überhaupt das Leben hier von starker religiöser Zugehörigkeit bestimmt ist. So wird unsere Tour auch hauptsächlich zum „Kirchentag“, was aber ob der unvermeidlichen Regengüsse kein Beinbruch ist.

Ob es „göttliche Fügung“ ist, dass sich ausgerechnet bei unserem Rundgang in Aglona die Sonne zeigt, sei dahingestellt. So aber bekommen wir mittels bester Lichtverhältnisse einen Eindruck von der riesigen Anlage um die bekannteste Wallfahrtskirche des Landes, wo rund 100.000 Pilger Platz finden.

Die „Basilika Mariä Himmelfahrt“ von Aglona erhielt als römisch-katholische Wallfahrtskirche den seltenen Titel eines internationalen Heiligtums sowie einer „Basilica minor“. Sie wurde im auslaufenden 18. Jahrhundert im späten italienischen Barockstil errichtet und Papst Franziskus besuchte die Kirche auf seiner Pastoralreise durch das Baltikum 2018.

Die Kirche ist eines der 8 vom Heiligen Stuhl anerkannten Internationalen Heiligtümer und vor allem anlässlich des wichtigsten Festes zu Mariä Himmelfahrt am 15. August wird eine Riesenanzahl von Pilgern angezogen, manchmal über 100.000. Der Ruhm des Heiligtums reicht weit über die Grenzen Lettlands hinaus, mit einer großen Zahl von Pilgern aus Russland, Weißrussland und Litauen.

Durch eine Regenfront geht’s es nach Daugavpils, wo wir bei aufklarendem Wetter zu einer bemerkenswerten Kirchenrunde starten, denn in unmittelbarer Nähe finden wir eine russisch-orthodoxe Kathedrale sowie ihr lutheranisches und katholisches Gegenstück – alle 3 sehr eindrucksvoll und höchst unterschiedlich. Anm.: In der russisch-orthodoxen Kirche wollte man fürs Filmen Eintritt verlangen …!

Daugavpils ist einen Besuch wert

Grundsätzlich stehe ich den „städtischen Werten und Errungenschaften“ ja mit Skepsis gegenüber, aber der Besuch von Lettlands zweitgrößter Stadt entpuppte sich als positiv. Die Stadt, die heute rund 92.000 Einwohner zählt, nachdem sie zum Ende des Sowjetimperiums mit 130.000 Einwohnern einen Höchststand erreicht hatte, blüht gerade so richtig auf. Die Innenstadt zeigt sich in vielen Bereichen bereits von ihrer besten und modernen Seite, das Fehlen von Hochbauten wirkt angenehm und hat auf das geschäftige Leben kaum Einfluss.

Im Gegenteil – die zentrale Lage der Stadt nahe der litauischen und weißrussischen Grenze haben die Wirtschaft so richtig angekurbelt … auch der Weg nach Moskau verläuft hier! Zusätzlich bieten die Daugava und die Bahnlinie wirtschaftliches Potenzial.

An die herrschenden Coronazeiten machen im hochmodernen Einkaufstempel im Zentrum völlig unaufgeregt Hinweisschilder aufmerksam, die zur Einhaltung von „2 m Abstandsregeln“ und Händehygiene auffordern, was aber hier in Anbetracht des normalen menschlichen Umgangs kein Problem darstellt.

Nach wirklich umfassender freundlicher Aufklärung im nagelneuen Infocenter und ausgezeichneter Stärkung in einer Cafebar endet unsere Besichtigungstour in einem außergewöhnlichen Relikt – der Zitadelle aus dem 19. Jahrhundert. Diese „Stadt in der Stadt“ ist kulturhistorisch bedeutend, da sie als einzige Anlage dieser Art in Osteuropa vollständig erhalten ist.

Die Festungsanlage, die heute noch voll benützt wird, hat eine bewegte Vergangenheit hinter sich. Während der Zarenzeit saßen hier die Staatsverbrecher ein, danach nutzten die Armee des jungen lettischen Staates und ab 1940 die Sowjets die Anlage.

In den Kriegswirren war es auch Kriegsgefangenenlager der deutschen Besatzer und ein Ghetto für die einheimischen Juden.

Während der sowjetischen Besetzung wurde die Zitadelle von der technischen Abteilung der Roten Armee als Kaserne und Ausbildungsstätte für Offiziere genutzt, teilweise umgebaut und mit etlichen monotonen Plattenbauten als Personalwohnbauten ergänzt. Diese Gebäude werden weiterhin genutzt. Inzwischen wurden mit Mitteln der EU einige Gebäude restauriert und werden als Museen und Verwaltungsgebäude (z. B. Polizeipräfektur) genutzt. Im Hauptgebäude wurde ein Museum mit Werken des lettisch-amerikanischen Künstlers Mark Rothko, der als Marcus Rothkowitz in Dünaburg geboren wurde, eingerichtet.

Da die Anlage bis auf wenige Abstriche zu besuchen ist, erkunden wir auch Teile der Wehrmauern und Zugangsbereiche und drehen eine lustige Videoaufnahme per Auto …

 

Heimreise über Litauen, Polen und Slowakei

Der Heimweg steht natürlich vorrangig im Zeichen der Frage, ob und in welcher Form wir es mit Grenzkontrollen zu tun haben werden. Eines vorweg: Außer ein paar gelangweilten Polizisten, die sich an der litauisch-polnischen Grenze so gut wie gar nicht um Nicht-Lkws kümmern, bleibt es wie gehabt: offene Schengengrenzen, keine Behinderungen und keinerlei Hinweis auf Einreisebeschränkungen und Kontrollen … nur an der slowakisch-österreichischen Grenze bei Bratislava „schleift“ man uns über eine Umleitung an der ehemaligen Grenzstation – ebenfalls ohne Reaktion!

Als Route haben wir wieder unseren gewohnten Weg aus dem letzten Jahrzehnt über Warschau und die Slowakei gewählt, in Anbetracht der Baustellensituation bei Lodz lassen wir uns aber die Alternativroute über Krakau offen. Nach günstigem Tankstopp in Zarasai gleich hinter der lettisch-litauischen Grenze – Litauen gilt als günstigstes Spritland der Tour – durchqueren wir Litauen via Kaunas in knapp 4 Stunden auf guten Straßen und Autobahnen, ehe wir nach problemlosem Grenzübertritt nach Polen und Tankstopp in Bialystok das weitere Vorgehen erörtern.

Da wir uns als zeitliches Ziel setzen, spätestens bis 19,00 h ein Camp anzusteuern, suchen wir uns ein mögliches Ziel südlich von Warschau. Nach flottem „Ritt“ auf der neuen A8 und durch die Hauptstadt dank Google Maps gelangen wir in ein Camping, das sich als idyllische Überraschung entpuppt: Ein Stellplatz am „Venice Palace Hotel“ – einem Romantikhotel am Teich im Stile von „venezianischem Barock“, das Camping mit Nutzung aller Einrichtungen des Hotels bietet.

So wird dieser Stopp für uns zu einem außergewöhnlichen Abend mit tollem Essen und relaxtem Erholen … so angenehm, dass wir uns bereits in den ersten Morgenstunden völlig erholt auf den weiteren Heimweg machen können. Das beeinflusst vor allem die Entscheidung, welchen Weg in den Süden wir wählen werden … weil wir bereits um 6,00 Uhr unterwegs sind, wagen wir die Route über die um einige Kilometer kürzere Autobahn-Großbaustelle bei Lodz auf der neuen A1 und haben Erfolg, denn ohne Stau sind wir gegen 9,00 h im Bereich von Kattowitz. Hier legen wir eine ausgedehnte, verdiente Frühstückspause aus, ehe wir noch vor Mittag die Grenze in die Slowakei bei Cadca überschreiten.

Der Rest der Route ist Formsache, wir kennen sie seit 2010 und nach letztem Tank- und Jausenstopp am Neusiedlersee erreichen wir nach insgesamt 19,5 Stunden Fahrzeit und 1570 km die Heimat, wo uns eine große „Überraschung“ erwartet: Hatten wir es auf der Fahrt ab Warschau mit stets steigenden Temperaturen von 20° bis 32°C im Osten Österreichs zu tun, so warteten ab Semmering Regen und 20° auf uns … wie schön – fast im Urlaub!

Baltikum20 – Teil 2: Natur pur & Strandleben am Kap Kolka

Baltikum20 – Teil 2: Natur pur & Strandleben am Kap Kolka

EIN HAUCH VON ABENTEUER UND EXKLUSIVITÄT

 

Nach erfolgreichem Auftakt im Südwesten Lettlands geht es nordwärts bis ans Kap Kolka, jener inspirativen Landzunge, die als Nationalpark geschützt weit ins die Ostsee ragt und diese von der Rigaer Bucht trennt … eine Reise ins Land der „Liven“ – einer Volksgruppe, die sich der finnisch-ugrischen Bevölkerungsgruppe zugehörig fühlt und dem Livland seinen Namen gab.

 

Mit leichter Wehmut verlassen wir die bereits lieb gewonnenen Dünen im Süden Lettlands und fahren nordwärts über Liepaja und Ventspils entlang der Westküste ans Kap Kolka. Da die Wetterprognose ab Mittag auf „Regen“ steht, sind wir früh unterwegs und kommen inklusive Tankstopp in Ventspils auch in Anbetracht der ausgezeichneten Straßenverhältnisse flott voran. Unser Spruch dieser Tage lautet „Da baut die Strabag“, denn diese Erfahrung hatten wir schon 2015 und 2016 gesammelt – der Unterschied zu damals: heute sind die meisten Straßen fertig und überaus großzügig gestaltet.

 

Das einzige fehlende Reststück sind rund 20 km „Rumpelpiste“ ab Ventspils, aber ab Einfahrt in den Nationalpark am Kap ist der Highway wieder perfekt und in rund 3,5 stündiger Fahrt stellen wir im urigen Camp Usi („Uschi“) nahe dem Kap ab. In diesem sehr einfachen, aber sauberen Camp kommen wir nach langer Zeit wieder in den Genuss von „Naturaldusche“ (zumeist kalt) und „Plumpsklo“ … und das um € 16,- inkl.

Lettland ist ein Campingland

Apropos Camping. Schon seit 2010 sind wir von der Qualität der baltischen Campingplätze insgesamt sehr angetan und Lettland präsentiert sich mehr denn je als echtes „Camperland“. Alle Plätze weisen unter gegebenen Umständen höchste Sauberkeit und Hygiene auf … und das nicht nur aus „Coronagründen“!

Wir haben nun im vergangenen Jahrzehnt bei 5 Aufenthalten mehr als 25 Campingplätze kennengelernt und wurde auch in entlegenster Lage von der Ausstattung und Kreativität der Betreiber überrascht. So stören auch hier direkt am Kap die Einfachheit der Sanitäranlagen teilweise unter freiem Himmel nicht … im Gegenteil – man fühlt das Bestreben der Bevölkerung nach natürlichem, sanften Tourismus mit Integration ins reguläre Leben der Region.

Auch die Preise sind äußerst adäquat und liegen heute zumeist zwischen 15 und 25 €uro – all inklusive natürlich für Wohnwagen/Wohnmobil, 2 Personen, Strom etc. In den Anfängen 2010 und 2011 hatten wir noch Plätze zwischen 7 und 12 €uro entdeckt und in all dieser Zeit sind Angebot und Ausstattung stetig am Wachsen. Zu finden sind die Plätze zum einen per Katalog und App des Campingverbandes der einzelnen Länder, per Apps vieler privater Anbieter und am einfachsten über „Google Maps“, was auch für uns zum sicheren Wegbegleiter wurde.

 

Ruhephase, Coronainfo und Erkundung von Kap Kolka

Während wir die „Wartezeit“ auf den prognostizierten Regen mit Campaufbau, Einkauf im örtlichen Geschäft und einer kleinen Wanderung an der Küste verbringen, haben wir auch Kontakt in die Heimat, denn unser Sohn Alexander teilt uns mit, dass Finnland auf Grund der weiter ansteigenden Infektionszahlen in Österreich eine 14-tägige Quarantäne für uns verhängt hat … der Wert für diese Maßnahme ist die Quote der Infizierten pro 100.000 Einwohner und da schnellt Österreich gerade über die Grenze von 15. Okay – nach Finnland wollen wir eigentlich sowieso nicht, aber es werden sich auch die baltischen Länder sehr bald in diese Richtung bewegen und „dicht machen“.

Es soll uns aber erst interessieren, wenn es soweit ist … für diesen Zweck sind wir ja auch per App auf der Seite des österreichischen Außenministeriums registriert, um rechtzeitig Informationen zu bekommen. Der Coronagefahr wird hier äußerst adäquat und angepasst begegnet, die baltischen Staaten zählen zu den verschonten Bereichen unseres Kontinents und wir bewegen uns hier abseits von Maskenpflicht und Abstandssorgen wahrscheinlich in Europas sicherster Zone … im Gegensatz zu Italien, Kroatien und Griechenland.

Bemerkenswert bzw. der Arroganz, die in diesem Zusammenhang in Österreich herrscht, geschuldet sind auch (fast höhnische) Mitteilungen von Freunden per Whatsapp, die ständig davon faseln, dass uns bei Rückkehr in die Heimat auch noch Quarantäne erwarten würde … ja, fehlender Geografie-Unterricht macht es bedauerlicherweise möglich, dass man das Baltikum mit „Westbalkan“ verwechselt – denn es ist ja umgekehrt … hoffentlich müssen wir dank unserer unverbesserlichen Landsleute Lettland oder Litauen nicht verlassen!?!

Aber jetzt sind wir schon mal hier und genießen die unglaubliche Küste im Nationalpark Slitere, die sich als urwaldähnlicher Strandabschnitt entpuppt. Zu Fuß erkunden wir das Kap, das die Ostsee von der Rigaer Bucht trennt, blicken nach Norden auf den Leuchtturm von Saremaa, wo wir 2010 eine Nacht in der Wildnis verbracht hatten …

Unsere Wanderung führt uns auch entlang der Ostseeküste vorbei an künstlerischen Werken und urigen Strandhütten in Fassform bis zu einem Aussichtturm, der uns Ausblick bietet auf Küste und Meer aber auch auf die dichten Kiefer- und Birkenwälder des Hinterlandes. Am Rückweg gönnen wir uns auch Stärkung entlang der Straße, wobei sich neben Getränken und Eis vor allem die Fischprodukte der Einheimischen als wahre Prunkstücke entpuppen … frisch gefangen und geräuchert – einfach köstlich!

Die kurze Pause dank einer Regenfront tut uns nach den ersten intensiven Tagen ebenfalls sehr gut, am Strand sind wir fast alleine, genießen ein Bad in der Ostsee, entwickeln Ideen für eine „Multimediashow“ zum Thema „10 Jahre Baltikum“ und im Camp steht uns für Grill- und Lagerfeuer alles zur Verfügung. Und in Gesprächen mit der Campchefin erfahren wir einiges von den „Liven“, die das Land hier bewohnen und von denen es nicht mehr viele gibt.

Weiterfahrt nach Melnsils und Erkundungstouren in Livland

Am Sonntag geht es weiter südwärts an der Ostküste nach Melnsils, wo wir auf ein außergewöhnliches Camp treffen, das uns neben verbesserten Sanitärmöglichkeiten vor allem ein wirklich großartiges Gasthaus bietet. Auch hier stehen wir direkt in den Dünen am Meer und der Strand entpuppt sich in Anbetracht seiner Urigkeit als „Karibik der Ostsee“ … wir werfen uns in die Fluten und genießen das unglaubliche Ambiente.

Die Erzählungen und Infos über die „Liven“ erregen natürlich unsere Neugier und wir beschließen die Region zu erkunden. Den Beginn machen wir in Roja, der größten Siedlung der Region, wo wir einkaufen und uns auf die Spuren einiger Besonderheiten machen. Spaß haben wir dabei am „Magnetstein“, am Markt bekommen wir Schwammerl und Räucherfisch, ehe es auf Schotterstraßen ins Hinterland geht.

In Dundaga erkunden wir eine tolle mittelalterliche Schlossanlage, stärken uns originell im Ortsgasthaus um € 5,- und bewundern die Leichtigkeit des Lebens hier. Weniger erfolgreich sind wir bei unserer Suche nach dem „Ziegenstein“ auf der weiteren Route an die Westküste … dieser 2 m hohe Stein mit Zeichen der Urbevölkerung war in einem Buch beschrieben, doch in 2 Versuchen schaffen wir es trotz Google Maps nicht, diesen zu finden – wahrscheinlich privat!

Der Hauptort der Liven ist das Fischerdorf Mazirbe an der Westküste, doch sie sind sehr zurückhaltend mit touristischen Informationen und Angeboten … der Tourismus ist hier sehr sanft und unaufdringlich. Einige Quartiere in Häusern, Ferienhütten sowie einfache, aber sehr nette Campingplätze sind vorhanden, Hauptattraktion ist der Strand, den wir 2011 in einem der Fischerdörfer, Vaide (nahe dem Kap), bereits ausführlich kennengelernt und erkundet hatten. In allen Streusiedlungen bewegt man sich zum Teil auf abenteuerlichen Schotter- und Sandpisten, mit Rad, Quad oder Motorrad ist man hier eindeutig besser unterwegs …

Während wir im „National House“ von Mazirbe keine Infos bekommen, werden wir in Kolka fündig, wo uns eine wirklich nette Dame im völlig neu errichteten Infozentrum alles zukommen lässt, was es an Informationen zu den Liven gibt … leider keine Fahne, dafür aber tolle Handwerksstücke (Mützen, Fäustlinge, Strickwaren) – Gerlinde ist in ihrem Element!

Corona-Erfahrungen Teil 2

Nachdem Finnland vorgelegt hat, wird es ab 25.7. für Estland und Lettland sowie ab 27.7. für Litauen amtlich, dass sich Österreicher bei Einreise 14 Tage in Quarantäne begeben oder einen negativen Coronatest vorlegen müssen, um ins Land zu gelangen. Der Grund: In Österreich ist die Infektionsrate auf über 18 gestiegen – die baltischen Staaten liegen bei 1 bis 3 … !?!

Die App des Außenministeriums „schlug“ zwar nicht an, trotzdem werde ich aktiv und setze mich mit der Botschaft in Riga in Verbindung, wo man mir sowohl telefonisch (auf Englisch) als auch per Email zu verstehen gibt, dass wir uns keine Sorgen machen müssen. Zum einen seien wir ja schon seit einiger Zeit im Land, zum andern sei der Rückweg nach Österreich weiterhin völlig unbehindert passierbar, teilt Honorarkonsul Bernhard Löw beruhigend auf Anfrage mit.

Das Antwortmail der Österreichischen Botschafterin für Lettland, Stella Avallone, bestätigt, dass seit kurzem in allen 3 baltischen Staaten diese Quarantänebestimmung in Kraft ist und die Rückreise durch andere Staaten nach Österreich offen sei. Man müsse lediglich glaubhaft machen, dass man auf schnellsten Weg das jeweilige Land durchqueren wolle, um nach Österreich zu gelangen.

Sie beruhigte uns aber auch: „Nachdem Sie sowieso schon mehr als 1 Woche in Lettland sind, haben sie, wenn sie noch eine Woche in Lettland bleiben, sowieso die 14-Tage-Frist für Selbstisolation/Quarantäne überschritten.“

Und was natürlich Bemerkenswertes dazukommt: Wer würde diese Bestimmungen an den Landgrenzen innerhalb der baltischen Staaten und nach Polen kontrollieren, denn – Hand aufs Herz – wir hatten weit und breit keine Grenzposten finden können. In Zeiten von Schengen ist diese Beschränkung gefallen und wir haben seit 2010 bei allen Reisen rund um die Ostsee noch kein einziges Mal den Reisepass benötigt!

Verlängerung am Meer und Filmdrehaufnahmen

Die beruhigenden Nachrichten und der damit verbundene Relaxzustand veranlassen uns zu einer kleinen Programmänderung und statt eines Abstechers in den äußersten Nordosten Lettlands mit Besuch der Seenplatte und Wanderungen an der lettisch-estnischen Grenze beschließen wir den Aufenthalt am Strand zu verlängern.

Mitgrund ist auch das fortschreitende Entstehen einer Projektidee für eine Baltikums-Präsentation und der Plan hier mit Filmdrehaufnahmen zu beginnen. Ausgerüstet mit Canonkamera, Handy und GoPro gehen wir an die Realisierung der Vorhaben und haben viel Spaß dabei. Auch wenn das Wetter diesmal keine hochsommerlichen Aktivitäten zulässt, so ist das eine oder andere Bad in der Ostsee bei Temperaturen zwischen 20 und 23°C recht angenehm, da das Wasser durchwegs die gleiche Temperatur besitzt.

Am Ende aller Ambitionen und Diskussionen um Wetter, Motivation und Planungen bleibt aber als offensichtlichste Erklärung: wir wollen einfach noch nicht weg vom Meer …! Wir haben es uns ja auch verdient. 

Baltikum20 – Teil 1: Ab an die Ostsee

Baltikum20 – Teil 1: Ab an die Ostsee

REISEN IN ZEITEN VON „COVID-19“

 

Die Vorzeichen für die Sommertour 20 waren seltsamer und ungewisser als irgendwann zuvor … dabei hatten wir und ganz speziell ich nach „Corona-Rehaabbruch“ und „Risikogruppendiskussion“ einen Tapetenwechsel nötiger denn je! Skandinavien fiel aus Zeitgründen und in Hinsicht der Probleme um den Virus in Schweden aus, da blieb uns offen gesagt nur der Weg an die Ostsee – und zwar in Lettland!

DIE AUSGANGSSITUATION

Während ein Großteil der Urlaubssüchtigen trotz der angespannten Situation nur in den Süden „schielte“ und Warnungen und Sicherheitsmaßnahmen „großzügig“ negierten, sagte uns ein Blick auf Berichte aus den baltischen Staaten, dass die Zeichen für einen Besuch an der Ostsee ausgezeichnet schienen.

 

Gesagt. Getan. Auf nach Litauen und Lettland … natürlich auf bekannter Route über Slowakei und Polen – und mit dem Wohnwagen! Viel Vorbereitung war eigentlich nicht notwendig – Wohnwagenüberprüfung, Vignette für Slowakei per Internet und Registrierung auf der „App“ des Bundesministeriums für Äußere Angelegenheiten in Österreich … reine Vorsichtsausnahme.

Denn eigentlich lagen und liegen die „Gefahrenstelle“ in diesem „Coronasommer“ ganz wo anders: die Reisefreiheit ins Baltikum könnte eigentlich nur durch die Unbelehrbarkeit einiger unverbesserlicher Idioten in der Heimat und deren dümmliche Wurstigkeit noch in Gefahr sein. Die baltischen Staaten waren bislang großteils von der Pandemie verschont geblieben und haben in Bewahrung dieser positiven Situation auch innerhalb der EU-Zone strenge Einreiseregeln beibehalten … zwischen max. 15 bis 25 Infizierte pro 100.000 Einwohner in den letzten 14 Tagen. Österreich liegt derzeit bei einer Quote von 13,1 (13. Juli 2020). Die Zahl ist dabei durch die Problemfälle mit Westbalkan, Fleischereibetriebe und Freikirchen wieder dabei, beträchtlich anzusteigen … auch die Undiszipliniertheiten der Massen vor allem in den städtischen Bereichen wird mehr und mehr zur Gefahr!

 

Anreise auf gewohnter Route

So starten wir noch vor Herausgabe der neuen Zahlen an einem Sonntag – wir wollen der Lkw-Lawine v.a. durch Polen, insbesondere rund um Warschau, entgehen. Über Wiener Neustadt und den Neusiedlersee geht es auf kürzester Strecke nach Bratislava, wo wir völlig ungehindert die Grenze passieren. Auch die Weiterfahrt auf der Autobahn nach Zilina verläuft perfekt und dort nehmen wir überrascht zur Kenntnis, dass die Umfahrung dieses Nadelöhrs nun endlich fertiggestellt ist und wir uns die komplizierte Stadtdurchfahrt ersparen.

In der Folge geht es ein Stückchen auf der ebenfalls sanierten Landstraße Richtung Polen und in Cadca sehen wir die im Endstadium befindlichen Bauarbeiten des Anschlussstücks zur Autostraße zur Grenze … vielleicht 2021 oder 2022.

Auch an der slowakisch-polnischen Grenze bremst uns nichts und flotten Rades geht es durch Südpolen auf den „Highways mit Ampeln und Fußgängerübergängen“ nach Kattowice. Nach Czestochowa wird es auf der in Bau befindlichen Autobahn brenzlig, doch die Staus befinden sich auf der Gegenfahrbahn … Wochenendrückreiseverkehr! Wir kommen trotz einspurigem Gegenverkehrsbereich glimpflich davon und brausen dann mit Vollgas über die Autobahn nach Warschau, wo uns „Google Maps“ elegant ohne Stau über den Stadt-Highway leitet:

Die A8 weiter nach Bialystok kennen wir von 2015 – allerdings nur als Riesenbaustelle! Umso positiver überrascht sind wir vom perfekten Zustand, der uns mit einem Schnitt von über 100 km/h vorwärtsbringt.

 

Frust in Ostpolen und Nachtschicht an die Ostsee

Der Plan für die Fahrt ins Baltikum und an die Ostsee birgt das Wissen aus dem Internet in sich, dass es in Suwalki – nahe der litauischen Grenze – ein ACSI-Camp gibt, das bis 24,00 Uhr offen hat und das wir von unserer Tour 2017 kennen.

So folgen wir der Google-Route auch auf enger Landstraße und bei verschwindendem Tageslicht über Augustov, eine Tank- und Jausenpause auf der A8 entfernt uns vom Ankunftszeitpunkt 22,00 h für Suwalki um rund eine Viertelstunde … was sich schließlich als „fatal“ herausstellt! Denn in der Dunkelheit finden wir zwar das Camp in Suwalki, stehen aber vor verschlossenen Türen … von 22 bis 6 h gesperrt – Shit!

Natürlich ist der Frust nach 1550 gefahrenen Kilometern sehr groß, da hilft auch ein Bierchen zur Beruhigung nichts, zumal wir die „zuständige Frau“ für das Camp finden, sie jedoch keine Ambitionen für „Überstunden“ hat – Resumee: glaube keiner Eintragung im Internet … langer Rede kurzer Sinn: aus einer kurzen sinnlosen Pause im vorm Camp abgestellten Wohnwagen raffen wir uns bald auf, zumal auch Jugendliche die mitternächtliche Ruhe stören.

Um 0,00 Uhr starten wir mit dem Vorhaben, die Nacht zu nützen und gleich direkt an die Ostsee zu fahren! Für mich – auch in Anbetracht des Adrenalins in mir – kein großes Unterfangen, da ich große Distanzen schon jeher gewohnt war. Um 0,30 h sind wir in Litauen, was auch eine Zeitumstellung bringt auf 1,30 h.

Nach einer Kaffeepause glühen wir in rund 3,5 Stunden auf leeren, nächtlichen Autobahnen mit 90 km/h Schnitt über Kaunas nach Klaipeda, wo wir im Morgengrauen ankommen und tanken. Nach einer weiteren Stunde sind wir in Lettland und erreichen über bekannt-miserabler Schotterpiste den Nationalpark Pape-Nida und das uns von 2015 bekannte Camp Pukurags in den idyllischen Dünen der Ostsee. Mit etwas Stolz kann ich im Reisetagebuch folgende Eintragung machen: 1550 km in rund 19,5 Stunden Fahrzeit mit 80 km/h Gesamtschnitt und 9,1 l  Dieselverbrauch … Erinnerung an gute, alte Zeiten – tut richtig gut.

Dass das Camp erst eine Stunde später öffnet, stört uns nicht. Wir drehen eine Erkundungsrunde, suchen einen Stellplatz und sind erstaunt von der Fülle der anwesenden Camper. Nach Ankunftsbierchen geht’s schon bald ins Camp, wo wir uns ganz vorne an der Düne platzieren … eines vorweg: nach vormittäglichem Schläfchen ist der Platz weitgehend geleert, die Wochenendbesucher sind fort und wir finden ein (fast) perfektes Plätzchen. „Fast“ nur deshalb, weil wir auch noch dem aufkommenden Wind Tribut zollen und unsere Position nochmals verbessern … da sind wir aber schon die einzigen Gäste am Platz!

Ankunft am Strand im Herzen Europas

Die Ostsee ist und bleibt das „Meer der Europäer“, denn es liegt nicht nur im „Herzen“ des Kontinents, sondern auch nahe dem geografischen Mittelpunkt (Nähe Vilnius) und nur von europäischen Ländern umgeben.

Tag 1 zeigt sich als „absolut verdientes Geschenk“ für die Nachschicht, denn Teil 2 der Regenerationsphase verbringen wir bereits am Strand mit verdientem Bad und gutem Schläfchen. Da wir Camp und Umgebung schon kennen, verläuft der Start gemütlich und als positive Neuerung nehmen wir das großzügige, neue Sanitärgebäude nahe unserem Stellplatz zur Kenntnis. Alles perfekt und sauber, Preis pro Nacht 17,- und in Zeiten von „Corona“ mit ausreichend Abstand zu nutzen …

 

Corona-Erfahrungen Teil 1

Welch verdrehte Wahrnehmung die Virusgefahr bei den Menschen durch die Panikmache von Presse und teilweise auch Obrigkeit erzeugt, erkennt man aus der Tatsache, dass nicht unser Reiseziel ein Problem darstellt, sondern eher unser Herkunft wie bereits zu Beginn berichtet.

In der Slowakei hielt sich unser „Kontakt“ in Grenzen, nur beim Tankstopp in der Nordslowakei erledigten wir die Zahlung mit Tragen einer Maske … kein Problem. Beim folgenden Tankstopp in Polen, war das Tragen einer Maske schon freiwillig und ca. 50 % taten dies – zudem hielt man Distanz. Ab Litauen sind die Masken verschwunden und auch bei nötigem Abstand nirgends erforderlich und gefordert. Wie überhaupt die baltischen Staaten mit Zahlen an Neuinfektionen pro Tag zwischen 0 und 10 aufwarten können!

In Einkaufsbereichen sind die Verkäuferinnen und Verkäufer mit Glaswänden geschützt, 2 m Abstand werden per Aufdruck auf Boden und Wandtafeln eingefordert und in Sachen Disziplin gelten die Balten als „nordisch“.

Am Strand, in den sanitären Einrichtungen und im Camp lässt der vorhandene Platz keine Zweifel an der Seriosität aufkommen – die Wahnsinns- und Sinnlosigkeitsaktionen, die uns von Stränden in südlichen und westlichen Ländern übermittelt werden, kosten hier nur ein sanftes Lächeln.

Relax, Wind, Wellen & Radtour

Tag 2 nützen wir nach Durchzug einer Regenfront bei aufklarendem Wetter zu einem Ausflug ins Dorf Rucava, das wir 2011 schon besucht hatten. Es gilt ein paar Einkäufe für den täglichen Bedarf zu tätigen, zuvor machen wir aber die notwendige Erfahrung, dass die 6 km Schotterpiste am besten im Stile der Einheimischen zu bewältigen ist: mit „Vollgas“ – man schwebt sozusagen über den Schlagrillen !?!

In Rucava finden wir alles Notwendige im Einkaufsladen, bei einem kleinen Rundgang entdecken wir am Hauptplatz die ansehnliche Kirche der Gemeinde und das außergewöhnliche Musikinstrumentenmuseum, dem wir bereits vor 9 Jahren einen Besuch abgestattet hatten. Nach einer Labung mit Bier, Kaffee und Kuchen und einigen Fotos und Videodrehs geht es zurück an den Strand, wo sich das Szenario grundlegend geändert hat: starker Wind und hohe Wellen erwarten uns in den Dünen, was aber die Einheimischen nicht von gewohntem Badespaß abhält … auch wir genießen das außergewöhnliche Ambiente und ertappen uns dabei, dass es auch total erfrischend ist, einmal einfach nur ins Meer zu schauen! Ostsee-Strand-Therapie wie wir sie erhofft haben und von früher kennen …

Neben Ausspannen und Wanderungen an Strand und Pape-See wagen wir auch eine Radtour im Nationalpark. Dass diese Radtour aber bereits nach 13 km endet, liegt an den unwegsamen Wegen, die oft in tiefem Sand verlaufen und eigentlich nur zum Wandern geeignet sind. Und auf den trockenen Schotterpisten ist man den Autorasern und großen Staubwolken ausgeliefert … trotzdem gibt’s schöne Ausblicke auf See und Park – und die Rückkehr in die Dünen.

Besuch in Liepaja

Dass wir aber auch Einblick in lettisches Stadtleben finden, liegt an einem Ausflug in die Hauptstadt der Region Liepaja. Die drittgrößte Stadt des Landes mit rund 75.000 Einwohnern zeigt sich offen und aufstrebend, hat aber auch noch mit den Spuren des Kommunismus zu kämpfen. Liepaja war zu Sowjetzeiten „Sperrzone“, das lag am Militärhafen und das sieht man der Stadt in vielen Bereichen heute noch an.

Dabei kann „Libau“, wie der deutsche Name lautet, auf eine lange und vielfältige Vergangenheit zurückblicken. Die günstige Lage am Naturhafen an der Liva-Mündung ließ den Ort bereits im 13. Jahrhundert entstehen und lockte vor allem wegen seines Bernsteinreichtums Seefahrer aus Schweden, Rom, Byzanz und letztendlich aus deutschen Ländern an. Bis zum 2. Weltkrieg war Liepaja stets ein bedeutendes Tor zum Westen und unterhielt Schiffsverbindungen nach Halifax und New York.

Wir flanieren durch die bereits renovierte Altstadt samt Marktbereich und Fußgängerzone und stärken uns in einem der zahlreichen Lokale in einem der idyllischen Innenhöfe, ehe es nach Auffrischung unserer Vorräte beim „Maxima“ wieder zurückgeht.

 

Abschied mit Sonnenuntergang

Von Vorteil für allabendlichen Hochgenuss ist auch die Lage an der Westküste des Landes, denn die sich rasch ändernden Wetterbedingungen machen zumeist den Blick auf unglaubliche Sonnenuntergänge möglich. Wer in Betrachtung der in der Ostsee versinkenden, glühenden Kugel nicht von wirklich emotionalen Gedanken und romantischen Anwandlungen erfasst wird, ist hier fehl am Platz.

Außergewöhnlich bleibt es trotzdem, sich zu dieser fortgeschrittenen Tageszeit und in Anbetracht von Wind und herrschenden Temperaturen um 15°C in die bis zu 2 m hohen Wellen zu stürzen … einzige Rechtfertigung: im Wasser ist es wärmer als an der Luft!

 

SOMMER 2020

 

WOHNWAGENTOUR

IM BALTIKUM

 

-> Zu Teil 2:
Natur pur und Strandleben
am Kap Kolka

 

Urlaub in Balkonien

Urlaub in Balkonien

… denn Balkonien liegt so nah!

In Zeiten der Krise wird es offensichtlich … Balkonien ist ein Eldorado für Weltreisende.

Auch für uns wurde und wird es mehr und mehr zur „Oase der Entspannung“ für jegliche Art von Urlaub zwischen Himmel und Erde – dazu braucht es keine Fernreise, das gibt es auch kostenlos auf „Balkonien“.

Balkonien gehört zu Recht zu den beliebtesten Reisezielen der Österreicher. Die Buchung ist unkompliziert, und auch wer mitten in der Saison auf den letzten Drücker kommt, kriegt garantiert noch einen Platz an der Sonne ab.

Und Hand aufs Herz – Langeweile, Hotelhinterfrontenaussichtsfrust oder Allinclusivanimationszwangsbeglückung sind Fremdwörter, während Relaxen, Wohlfühlen und 1. Reihe fußfrei garantiert sind.

Garantiert jederzeit zu haben: Ein Platz am Wasser

Die Oase genießt den Ruf, sich perfekt den Wünschen des Reisenden anzupassen. Jeder wird sich auf Balkonien wie zu Hause fühlen. Das Essen ist den Bedürfnissen des Urlaubers angepasst, in aller Regel wird auch die vom Reisenden bevorzugte Sprache gesprochen. „Teuer“ ist ein Fremdwort – Balkonien ist das preiswerteste Reiseziel weltweit. Und doch ist es voller Facetten – jeder Reisende weiß von anderen Eindrücken, anderen Erlebnissen und grundverschiedenen Aussichten zu berichten.

 

Berühmt für sein mildes Klima – das Tiefland Balkoniens

Obwohl jährlich so viele Österreicher, Deutsche, Schweizer etc. dem Lockruf nach Balkonien folgen, geht man sich als Tourist niemals gegenseitig auf die Nerven – und den Einheimischen schon gar nicht. Auf Balkonien darf sich jeder so geben, wie er ist – ob Spießer mit Geranienfimmel, Aussteiger, Leseratte, Sonnenanbeter oder Höhenluftfanatiker.

Sommer oder Winter – Balkonien bietet zu jeder Jahreszeit wunderbare Ausblicke.

Und da Balkonien seinen Reisenden so sehr ans Herz gewachsen ist, ist es das vermutlich sauberste, freundlichste, ökologisch gepflegteste und servicetechnisch am besten erschlossene Urlaubsland der Welt. Kein einziger Urlauber würde auf die Idee kommen, sich danebenzubenehmen oder irgendeinen Ort auf Balkonien NICHT so zu verlassen, wie er ihn selbst gerne vorfinden würde. Und das macht Balkonien so einzigartig.

Urlaub mit Tradition

Auch sonnige Frühjahrsmorgen gehören auf Balkonien zu den wunderbaren Erlebnissen.

In Zeiten wirtschaftlicher Flaute ist für viele „Präsidentenurlaub“ angesagt: Man bleibt zu Hause. Glücklich sind die Menschen, die eine Terrasse oder einen Balkon haben. Auf nur wenigen Quadratmetern schweben sie zwischen Himmel und Erde und genießen ihre selbst bestimmte Grünfläche.

Alles Wichtige ist nur ein paar Schritt weit entfernt, die Entspannung beginnt sofort ohne Eingewöhnungsstress. Balkonien ist ein Reiseziel mit langer Tradition. Schon in den 30er Jahren wurde in Berlin „Mein Urloob in Balkonien“ besungen: „In Balkonien, in Balkonien / Kannste scheen in’n Urlaub wohnien!“

Definition: Balkonien

Trautes Heim, Glück allein

Wenn man Google trauen kann, dann ist Balkonien ein weit verbreitetes Wort und ein sagenhaft populäres Reiseziel: Beachtliche 114.000 Treffer An einem einzigen Tag! Dennoch scheint eine gewisse Unsicherheit zu bestehen, ob man denn nun seinen Urlaub „auf Balkonien“ oder „in Balkonien“ verbringt.

Entscheidend ist wohl das subjektive Empfinden, ob man den Balkon bzw. die Terrasse eher als insulare Einheit begreifen soll oder doch eher als einen eigenen Staat. Fraglich bleibt auch, warum man von Toilettien, Badezimmrien und Waschküchien so wenig hört. Wahrscheinlich bieten sich diese Destinationen nur schlecht für unbeschwerte Urlaubsfreuden an.

Balkonien forever

Mit Balkonien verbinden Weltreisende nicht nur kostengünstiges Dasein, sondern auch Abwechslung und Kurzweil, wie kleine Tätigkeiten der Instandsetzung und Erhaltung, die den Tagesablauf bereichern. Außerdem ist man stets an der Sonne, kann sich sein „Mittagsschläfchen“ nach freien Stücken wählen und beim abendlichen Talk werden ganz bestimmt genauso uninteressante Probleme von Tages- bis Weltgeschehen diskutiert, wie an einer All-Inclusiv-Hotelbar in Türknesien. 

Ein Wort auch zu Ernährung und Verpflegung. Absolut „out“ sind Sorgen um Magen, Darm etc. Die durchaus verträgliche Speisekarte Balkoniens garantiert problemlose Verdauung. Die für die Jahreszeit oft beliebten ergänzenden Mahlzeiten diverser fernöstlicher bzw. südländischer Profi-Anbieter können ohne Bedenken konsumiert werden, in Zweifelsfällen sollten verdauungsfördernde Hausmittel wie Ouzo, Pastis oder Raki in verträglichen Mengen ergänzt werden.

Und eines sollte man niemals vergessen: Ein nicht unerheblicher Aspekt für Balkonien ist, dass ab 22 Uhr jener erholungsintensive Zustand eintritt, der unter dem Begriff „Zimmerlautstärke“ bekannt wurde …. was noch lange nicht heißt, dass auch „Ruhe“ ist ….

 

Balkonien ist Vorreiter in Sachen Anpassung

Die Oase genießt den Ruf, sich perfekt den Wünschen des Reisenden anzupassen. Jeder wird sich auf Balkonien wie zu Hause fühlen. Das Essen ist den Bedürfnissen des Urlaubers angepasst, in aller Regel wird auch die vom Reisenden bevorzugte Sprache gesprochen. „Teuer“ ist ein Fremdwort – Balkonien ist das preiswerteste Reiseziel weltweit. Und doch ist es voller Facetten – jeder Reisende weiß von anderen Eindrücken, anderen Erlebnissen und grundverschiedenen Aussichten zu berichten.

Obwohl jährlich so viele dem Lockruf nach Balkonien folgen, geht man sich als Tourist niemals gegenseitig auf die Nerven – und den Einheimischen schon gar nicht. Auf Balkonien darf sich jeder so geben, wie er ist – ob Spießer mit Blumenfimmel, Aussteiger, Leseratte, Sonnenanbeter oder Höhenluftfanatiker.

Entscheidend ist wohl das subjektive Empfinden, ob man den Balkon bzw. die Terrasse eher als insulare Einheit begreifen soll oder doch eher als einen eigenen Staat. Fraglich bleibt auch, warum man von Toilettien, Badezimmrien und Waschküchien so wenig hört. Wahrscheinlich bieten sich diese Destinationen nur schlecht für unbeschwerte Urlaubsfreuden an.

Und eines ist klar: Bei anhaltend schlechter Wirtschaftslage könnte Urlaub auf Balkonien zum „echten Hammer“ werden.

Grado zur schönsten Jahreszeit … von Lichtmess bis Pfingsten

Grado zur schönsten Jahreszeit … von Lichtmess bis Pfingsten

Ab ans Meer – oder: Der kürzeste Weg an die Adria Es gibt bestimmt originellere Destinationen in Zeiten von Transport-Super-Gau und Erreichbarkeitsgrößenwahn, ökologischer Fußabdruck hin und her. Aber ehrlich – für wirkliches Relaxgefühl braucht es oft gar nicht viel … gleich wie es für ein wirklichen Vollrausch nicht notwendig wäre, um den halben Erdball zu fliegen. Oder für ein Schnitzel nach Thailand … Die obere Adria wäre so eine Alternative, Grado zum Beispiel. Nicht nur, weil es für uns Obersteirer der kürzeste Weg ans Meer ist. Frühjahrsspurensuche zwischen Lichtmess und Pfingsten.

Hauptsaison – nein danke!

Dass man sich den Weg an die Strände zwischen Triest und Venedig in der Hauptsaison grundsätzlich ersparen kann, sei hier kurz erwähnt. Strand ja, aber nicht um jenen perversen Preis, den offensichtlich Millionen von Sonnenhungrigen Jahr für Jahr bereit sind zu zahlen, ohne auch nur etwas den Blick zu schärfen oder sich nach Alternativen umzusehen.

Da wir seit jeher nicht richtig viel mit Hotelburgenurlaub, Strandnummerierung, Poolentspannung und Animationsabenteuer am Hut haben, war die nördliche Adria seit der Zeit, wo wir mobil genug waren und uns den Aufwand genehmigten, in südlichere Gefilde zu fahren, maximal Durchgangsstation. Das galt für den „Hausmeisterstrand“ in Italien ebenso wie für die „Möchtegern-Riviera“ Jugoslawiens.

Start in den 60-er-Jahren

Und trotzdem – 60 Jahre lassen sich nicht wegleugnen und auch meine Familie machte ihre erste Bekanntschaft mit Wellen, Meer und Sand zwischen Caorle und Monfalcone.

Der Weg an die Adria ist seit meinen ersten Erinnerungen aus den 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts zwar entfernungstechnisch weniger geworden, aber letztlich haben uns der Zufall und geänderte Rahmenbedingungen im abgelaufenen Jahrzehnt zurückkehren lassen.

Wie heißt es auch so schön … Gutes liegt oft sehr nah und ist leicht erreichbar. Wie die Lagune der Nordadria z.B. – wir haben es also wieder gewagt. Vorausgesetzt muss aber werden, dass die neugefundenen Zeitfenster zwischen Neujahr und Pfingsten die Sache entscheidend beeinflusst haben. Zeitfenster, die vor allem in den Kurzferien im ersten Halbjahr zu finden sind.

Grado

Die Insel Grado liegt in der gleichnamigen Lagune und ist mit dem Festland im Norden durch eine vier Kilometer lange Dammstraße und im Nordosten durch eine Straßenbrücke der Via Monfalcone über den Canale Primero verbunden.

Grado wurde vermutlich im 2. Jh. v. Chr. als Seehafen der Stadt Aquileia gegründet und ab dem 4. Jh. wurden die ersten christlichen Kirchen in Grado errichtet.

Der Bezug der Region zu Österreich war schon immer sehr groß, wie uns ein Blick auf Wikipedia zeigt:

Ab 1815 gehörte Grado zum habsburgischen Kaisertum und ab 1815 auch zum Deutschen Bund. Im Jahr 1854 wurden für Badegäste die ersten „camerini“, d. h. Umkleide- und Badekabinen aufgestellt. 1873 wurde das Seehospiz errichtet, das auch Kindern der ärmeren Bevölkerung zur Verfügung stand. Der Wellenbrecher Diga zum Schutz der Anlagen wurde 1885 fertiggestellt. 1892 kam es unter Kaiser Franz Joseph I. per Erlass zur Gründung der „Kur- und Badeanstalt Grado“, und der Fischerort wurde zum kaiserlich-königlichen (k.k.) Seebad Grado ausgebaut. 1896 entstand mit dem Fonzari das erste größere Hotel der Stadt. Bedingungen für den Ausbau des Seebades waren die Errichtung eines artesischen Brunnens für die Trinkwasserversorgung im Jahr 1900 und die Trockenlegung das etwa 6,5 Hektar großen, östlich der Altstadt gelegenen Gebiets Corbatto in den Jahren 1900/01. 1903 übersiedelte das Wiener Künstler-Ehepaar Emma und Josef Maria Auchentaller nach Grado, wo es auf dem Areal der 1902 abgerissenen napoleonischen Wehranlage ihre Pension Fortino baute und mit professionellem Tourismusmarketing das Wiener Bürgertum anlockte. Im Jahr 1910 errichtete die kaiserlich-königliche privilegierte Friauler Eisenbahn-Gesellschaft (FEG) mit der Strecke Cervignano–Aquileia–Pontile per Grado den Anschluss an die Bahnlinie nach Wien. Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges war die Zeit der österreichischen Riviera vorbei. (www.wikipedia.de)

Es dauerte aber bis zum Jahr 1936 bis das straßenverkehrstechnische Inseldasein mit dem Bau der 5 km langen Dammstraße nach Aquileja beendet wurde und heute leben über 8.200 Einwohner in der Stadt. 1966 wurde die zweite Brücke Richtung Osten errichtet. Heute leben die Einwohner vorwiegend von der Seefischerei und vom Tourismus, der seit den 1960er Jahren floriert.

Lichtmess

Anfang Februar ist die Zeit, wo man erstmalig den Versuch starten sollte, dem alpinen Winterklima zu entkommen. Das Ergebnis verblüfft. Wenn auch des Nächtens Temperaturen zwischen 5 und 10°C herrschen, sobald die Sonne am Firmament erscheint, wird es angenehm und frühjahrsträchtig.

Das Stadtbild gehört zu dieser Jahreszeit noch den Einheimischen, das Tempo ist gemächlich und Parkplätze gibt’s sogar noch nahe der Altstadt. Das kommt uns sehr entgegen, denn wir haben ein nettes Appartement im Internet sehr nahe am Alten Hafen gefunden. Sofort steht man mitten im beschaulichen italienischen Leben. Einziger Unterschied: Die wenigen Touristen versuchen Plätzchen an Wasser und Sonne zu ergattern und erste Frischlufteinheiten verbunden mit einem Gläschen Wein aus der benachbarten Weinregion Collio oder einen echten Cappuccino zu genießen, während die Einheimischen oft noch dick eingehüllt ihren Tätigkeiten in der City nachgehen. Gemächlich allerdings und unter Einbindung des einen oder anderen Tratscherls.

Strand & Kulinarik

Ob die Frage ernst gemeint oder nicht, lässt sich kaum mehr verifizieren – sie verblüfft dennoch: „Was kann man zu dieser Zeit in Grado machen?“

Eines vorweg – sehr viel. Auszug gefällig? Wanderung über Altstadt und Strand, Rundgang durch den alten Fischerhafen, Einkehr beim Leuchtturm, Ausflug nach Aquileja, Barbano oder Fossalon. Dazu viel gutes Essen … Pizza, Pasta, Meeresfrüchte, Fischsuppe, Lasagne usw., etwas Shopping mit italienischem Touch, Besuch am Wochenmarkt und in der Fußgängerzone.

Und letztlich Aufnahme von Stimmung, Gefühl und typisch südländischer Aktivität … wie gesagt: es ist absolute Nebensaison. Sogar die Menschen in den Tavernen und Restaurants sind noch gut drauf und lassen sich zu Gesprächen an den Tischen nieder. Und vergessen einfach, dass sich zwischen den Einheimischen auch Touristen in ihr Lokal „verirrt“ haben …

Ostertrip als Start in die Campingsaison

Anfang April. Tatsache Nr. 1 – Wetter wird besser. Teilbedingt. No problem.

ACSI – Camping Card … das Vorsaisonangebot unseres bevorzugten Campingclubs: € 20,- all inclusiv für 2 Personen, diesmal „Primero Tenuto“ an der Isonzomündung vor Grado … alles easy.

Abfahrt am Palmsonntag, um dem vorösterlichen Verkehrsinfarkt zu entgehen. 3°C am Morgen in Trofaiach, in der Nacht hat es leicht geschneit.

Fahrt ohne Probleme durchs Kanaltal, wo wir letztmalig eine Regenfront durchfahren … 15 °C bei Ankunft in der Lagune, etwas Verzögerung bei Anreise durch Oldtimer-Rallye … Life is still on.

350 km beträgt die Strecke aus dem Herzen der Steiermark ans Meer, der Platz ist riesig und hat 2 Tage zuvor die Saison eröffnet. Wir platzieren uns ganz „vorne“ – obwohl es an der Rezeption geheißen hat, dass nur das Sanitärgebäude in der Mitte des Platzes geöffnet hat, finden wir auch das Gebäude am Außenrand offen und gereinigt vor!

Gewagt. Gewonnen.

Die Lage ist für Grado sehr attraktiv: zum einen die schöne Lage zwischen Jachthafen und Strand, zum andern 6 km außerhalb des Tourismusmoloch mit einfacher Anfahrt – wir machen eine kleine Erkundungstour per Auto mit anschließendem Relaxschläfchen, ehe wir am Abend das Terrain rund um „Pineta“ – also „Strand“ – erkunden und dank unserer guten Nase und etwas Glück ein tolles, authentisches Ristorante direkt am Highway finden. Pasta, Pizza, Fisch und ausgezeichneter Wein … very fine!

Altstadttour per Fahrrad

Das Aktivprogramm der beiden folgenden Tage legen wir teils per Fahrrad, teils per Auto zurück. Den Start macht eine erste Radtour mit Ziel Altstadt, Hafen und Strand von Grado. Spannend ist diese Tour auch deshalb, weil es meine erste größere Radherausforderung nach überstandener Knie-OP. zu Jahresbeginn ist. So gehen wir es auch sehr gemütlich an und erkunden zuallererst unser Camp, wo wir für unseren geplanten Pfingstausflug mit Gerlindes Eltern fündig werden und ein tolles Cottage nahe Strand und Restaurant finden und buchen.

Dann geht es auf großzügigen Radwegen ins Zentrum von Grado, das laut Wikipedia rund 8200 Einwohner zählt und auf einer Küstendüne am äußersten Ende des Golfs von Venedig liegt. Die Insel von Grado wird auch Sonneninsel oder Goldinsel genannt und was wir sofort feststellen – alles in österreichischer Hand … jede Menge österreichischer Fahrzeuge unterwegs und auf Parkplätzen, jede Menge österreichisches Sprachgewühl und nicht immer positives, touristisches Auftreten. Das sind dann für uns die Momente, wo wir seit vielen Jahren auf „English“ umschalten …

Die Vorteile mit dem Rad sind gewaltig, der Begriff „Fußgängerzone“ scheint den Einheimischen auch fremd, also passen wir uns an … wir stärken uns mit Weißwein und Muscheln im idyllischen Innenhafen, radeln die Strandzonen, die Altstadt und die Innenlagune ab und kehren nach kurzem historischen Schnuppern und weiterer Stärkung mit Gnocchi ins Camp zurück.

Besuch in Aquileia und Palmanova

Tag 2 ist Gerlindes Geburtstag und wir unternehmen einen „Kulturtrip“ per Auto mit Start in Aquileia. In der mittelalterlichen Basilika von Aquileia, vor der wir zu dieser Jahreszeit direkt davor parken können, befindet sich das bedeutendste frühchristliche Fußbodenmosaik Italiens, das auf das frühe 4. Jahrhundert datiert wird. Neben Museum, Römerstraßen und Aquädukt sind es vor allem die Überreste des Forums, das frei zugänglich ist und eine fotogene Abwechslung direkt an der Hauptstraße bietet.

Von Aquileia geht es auf schnurgerader Straße nordwärts – nach Palmanova, die als Idealstadttypus mit radialem Straßennetz bereits im 16. Jahrhundert geplant und auch umgesetzt wurde. Besondere Merkmale der 6-eckig angelegten „Planstadt“ waren relativ breite regelmäßige Straßen, so dass die Soldaten aus dem Zentrum auf schnellstem Wege zu den Verteidigungsanlagen gelangen konnten. Alles ist noch erhalten und in gutem Zustand … idealer Platz für uns zur Stärkung mit Pannini und Eis, zumal das Parken auch im Zentrum kostenlos ist.

Ausflug ins Collio

Letzte Station an diesem intensiven Tag finden wir rund 50 km nördlich im UNESCO-Weltkulturerbe-Städtchen Cividale del Friuli. Die 11.000-Einwohner-Stadt liegt ca. 15 km östlich von Udine unweit der Grenze zu Slowenien beiderseits des Flusses Natisone, der auch den Schauplatz für eine der Hauptattraktionen der Region bietet – die Teufelsbrücke, das Wahrzeichen der Stadt. Ihren Namen hat die Brücke von der Entstehungssage. Danach baute der Teufel die Brücke über den reißenden Fluss. Als Lohn sollte er die Seele des Ersten, der sie benutzt erhalten. Nach der Fertigstellung jagten die Bürger jedoch einen Ziegenbock über die Brücke.

Die Stadt ist eine ursprünglich keltische Siedlung, die von Julius Caesar zur Stadt erhoben wurde, also rund 2000 Jahre Geschichte aufweist. Für uns geht es nach Fotorundgang schließlich wieder zurück nach Grado, wobei wir noch am berühmten Kriegerehrenmal in Redipuglia vorbeifahren, ehe wir uns zum wohlverdienten „Geburtstagsschmaus“ beim schon bekannten Italiener nahe unserem Camp einfinden … Fischplatte ist diesmal angesagt.

So endet der diesjährige „Frühjahrsauftakt“ mit Temperaturen knapp über der 20°-Grenze, viel wohltuendem Ambiente, Sonnenschein und der Bestätigung, dass das Gute einfach wirklich doch so nah liegt …!

Römerzeit, Hitze und Flussdschungel

Ganz ehrlich – um die bereits zu Pfingsten stark anschwellenden Tourismushorden zu erleben, ist die nördliche Adria ein wenig erquickliches Reiseziel.

Aber – im Vergleich zum Idiotenchaos etwas südlicher präsentiert sich Grado und seine Umgebung noch friedlich und ruhig. Einzig und allein einige Moskitoangriffe sowie die Parkplatzmisere an der Altstadt Grados nervt und treibt uns in die Periferie. Standort ist wieder das Camp „Primero Tenuta“ und die Ziele lauten Strand, Aquileja und das einzigartige Flussdelta des Isonzo.

Später Pfingsttermin

Dass Pfingsten heuer so spät wie nur möglich im Kalender liegt (9. / 10. Juni), schlägt sich zum einen in der aufkommenden Tageserwärmung nieder, andererseits ist die Buchungslage bereits ausgereizt. Gottseidank haben wir zu Ostern mit viel Glück einen Bungalow nahe dem Strand gefunden und gebucht.

Mit von der Partie sind diesmal Gerlindes Eltern sowie Verena und Alex und dank gut gewähltem Anreisezeitpunkt bereits Freitag um 14 Uhr kommen wir über die Route Scheifling – Klagenfurt – Tarvis – Udine völlig unbehindert vor der „Pfingstwelle“ ans Meer und können uns bereits am frühen Abend auf der beschaulichen Terrasse des Camp-Restaurants von der doch hitzegeschwängerten Anreise erholen … zumal die Klimaanlage im Caddy ihren Geist aufgegeben hat.

Der Bungalow mit dem klingenden Namen „Garden-Cottage“ … die „Beachcottages“ waren leider ausgebucht … ist sehr geräumig und nett ausgeführt – inkl. Großer Terrasse und kurzem Weg an den Strand.

Lagune, Pool & Shoppen

Der Strand selbst ist sauber und einladend, das Meer in der Lagune aber weniger. Für uns, die wir den Bereich zwischen Grado und Monfalcone bereits seit den 1970-er Jahren kennen, ist die Situation mit den flachen Stränden samt starkem Gezeitenwechsel, vielen Meeresbewohnern – allen voran Krabben – und hohem Algenanteil bekannt, für die Fam. Legath ist dies weniger unterhaltsam. Gottseidank gibt’s eine riesige Poollandschaft, die wir letztlich fleißig nutzen.

Tag 2 steht, ehe die Hitze um 30°C Einzug hält, im Zeichen einer kleinen Ausfahrt nach Grado zum Shoppen. Zuvor statten wir der Kathedrale von Aquileia einen Besuch ab, die wir schon zu Ostern beschrieben haben. Dann heißt es Relaxen, Baden bzw. Tennis-Paris-Schauen … Thiem schlägt in einem Marathon Djokovic in 5 Sätzen und steht im Finale.

Am Sonntag besuchen wir die Altstadt von Grado, was allerdings in Anbetracht der Hitze und der Parkplatzmisere ebenfalls in sehr abgekürzter Form abläuft und neben zahlreichen Stadtdurchfahrten auf der Suche nach einem Parkplatz und einer Erholungspause in der Fuzo einen flotten Rundgang um die Basilika bringt. Danach heißt es wieder ab an den Pool … siehe Samstag. Diesmal läuft es für Thiem nicht so gut und er unterliegt wie im Vorjahr im Finale Nadal.

Dafür lassen wir es uns gutgehen, auch ein abendlicher Besuch bei unserem „Lieblingswirt“ steht an, wo wir – wie zu Ostern – großartig speisen und uns an den Genüssen aus Meer, Pizzaofen und Nudelkochtopf laben.

Ausflug ins Isonzo-Delta

Tag 3 zeigt sich vorerst bewölkt und geringfügig regnerisch, sodass Alex, Verena und ich spontan einen Ausflug an den Isonzo und seinen außergewöhnlichen Mündungsbereich unternehmen. Bei einigen Brücken zwischen Pieris und Terranova nehmen wir tiefe Einblicke auf den Flusslauf, sein smaragd-türkises Wasser und die dschungelhaften Uferbereiche und zum Abschluss besuchen wir das südliche Ende des Naturparks bei Punta Sdobba.

Bevor es aufklart und sich auch die Moskitos wieder aufschwingen, sind wir wieder im Camp und verbringen den letzten Tag um Pool und Cottage, ehe Verena und Alex die Heimreise antreten.

Auch wir sind am kommenden Tag früh auf den Beinen und gelangen noch vor Eintreffen der Hitze in der Heimat ein.

Aber es bleibt dabei: Die Nordadria und seine Moskitos sehen uns zu Pfingsten im Normalfall nicht mehr wieder!

Immerwährende Spurensuche … Griechenland 2019

Immerwährende Spurensuche … Griechenland 2019

Man kann es „Herzblut“ nennen oder lebenslange Sehnsucht … oder einfach „back to the roots“. Auch nach fast 4 Jahrzehnten. Denn unsere Wurzeln in Sachen Familienbildung liegen seit den frühen 1980-er-Jahren tief verankert in unzähligen griechischen Buchten, Stränden, Tavernen, Pensionen … aber auch Burgen, Ruinen, Tempeln, Kapellen. Und so ist ein Besuch in Griechenland für uns ständiges Erinnern samt Spurensuche, auch wenn es nur für eine Woche ist … man sollte aber besser sagen: für rund 10.000 Minuten.

 

Landung im nächtlichen Thessaloniki per Wizzair und Abholung am Flughafen durch einen Vertreter der Autoleihfirma. Von dort sind es nur einige Straßen zum vorgebuchten Avalon Airport Hotel, wo wir um 22 Uhr ankommen und uns bei relativ angenehmen Temperaturen auf der Poolterrasse mit Bier und Ouzo akklimatisieren. Bei Abflug in Wien hatte es über 30°C gehabt, uns überrascht also die Wärme hier nicht.

Am nächsten Morgen sind wir nach ausgiebigem Frühstück schon bald unterwegs und steuern mit unserem knallroten Fiat Panda südwärts. Zuerst geht es in großen Bogen auf junger Autobahn um die laute und hektische Millionenstadt herum, ab Zusammenkunft mit dem Highway aus „Nordmazedonien“ (heißt seit 2018 so) von der Grenzstation Evzoni kommend, werden Erinnerungen wach, denn sowohl 1982 als auch auf unserer Hochzeitstour 1983 waren wir hier nach mühevollen „Nachtschichten“ angekommen.

 

 

 

Rückkehr nach Kokkino Nero

Neu sind auch die wiederkehrenden Mautstationen, bis Platamon zahlen wir über 7 €. Unser Ziel für diesen Tag ist die Küstenregion zwischen Katerini und Larissa, wo wir 1983 eine Woche in absoluter Wildnis am Strand zwischen gleich gesinnten Griechen verbracht hatten. Das war der Start zu unserer Hochzeitsreise, auf der wir von Angelika und Bobby Ruprecht begleitet wurden und auch Studienkollegen von der Sportuni trafen.

Auf unendlichen Schotterstraßen waren wir 1983 in Kokkino Nero gelandet und hatten uns mühsam und geduldig selbst versorgt. Wir bewegen uns hier am Fuße des Olymps – mit rund 3000 m so hoch wie der Dachstein – und welch Unterschied ist die Anfahrt heute, denn von Stomio führt eine bestens ausgebaute Straße idyllisch über Gebirgs- und Küstenroute. Da uns Vorausbuchungen grundsätzlich nicht liegen, weil stets die Angst mitschwingt, irgendwo in Hinterhöfen mit Bergblick zu landen, versuchen wir unser Glück mithilfe von Google Maps und Tipps auf booking.com.

 

Quartiersuche und Erkundungstour

In Kokkino Nero selbst sind die Wasserfrontquartiere ausgebucht, aber schon 2 Buchten später treffen wir bei Paliouria auf ein idyllisches Quartier, das uns sofort anspricht. Mit unglaublichem Ausblick einige Meter über einer unendlichen Strandbucht gelegen vermittelt die Pension Kastra jenes einfache, familiäre Feeling, das wir in all den Jahren oft kennen- und lieben gelernt haben. Da bei unserer Ankunft die Hausfrau noch unterwegs ist und der Ehemann wenig zuständig ist, kommen wir nach kleiner, aber wenig erbaulicher Erkundungstour am Strand von Velika wieder retour … und wissen, welch Idyll wir hier entdeckt haben.

Etwas in die Jahre gekommen, aber in vielen Details sehr liebevoll und persönlich gestaltet, steht man nach kurzer, steiler Straße unter Weinreben, zahlreichen Obstbäumen und wird von den Hausleuten herzlich begrüßt. Für uns ist sofort klar – hier bleiben wir. Nach kurzer Verständigungsphase ist auch ein „Best price“ ausgehandelt, der sich hier bei einer Höhe fürs Doppelappartement bewegt wie sonst für Einzelzimmer. Über einige Stufen geht es ans Meer und spätestens nach dem 1. Bad in den tiefblau-türkisen Wellen der Ägäis ist uns klar, wir sind angekommen!

Die Unterkunft ist einfach, aber typisch griechisch, Ausblick und Lage sind einzigartig und die wenigen Schritte in unsere „Privatbucht“ gelten als kreislauffördernd. Eine Vielzahl an Tavernen im Umkreis lässt uns tief in die wirkliche griechische Küche eintauchen … Meeresfrüchte und Fisch stehen ebenso am Speiseplan wie Tzatziki, Greek Salad, Moussaka und Souvlaki. Ouzo und Retsina runden die Menüs ab, den typisch heimischen Tsipouro bekommen wir vom Hausherrn kredenzt.

 

Das Geheimnis der Einheimischen

Apropos Hausherr. Stefanos packt uns eines Tages in sein Auto und beantwortet die Frage nach der Herkunft des Namens „Kokkino Nero“ („Rotes Wasser“), indem er uns zur nur den Heimischen bekannten Quelle eines Baches führt. Mit 12°C sprudelt das Wasser aus dem Berg, stellt mit 14 enthaltenen Mineralien ein echtes Heilwasser dar und dient den Bewohnern als Gesundbrunnen. In einem mannsgroßen Loch sitzt man nach Akklimatisationsphase solange bis zum Hals im Eiswasser, wie man es aushält … 5 Minuten sind beim ersten Mal eine von den Besuchern anerkannte Dauer, beim 2. Versuch fühlt man sich bereits richtig wohl.

Wir wiederholen den Besuch am nächsten Tag selbständig und schwören insgeheim bereits, im kommenden Jahr wiederzukommen und die Quelle täglich zu benutzen. Natürlich zählt zum Wohlfühlfaktor des Ortes auch seine abgeschiedene Lage abseits des Tourismusstroms, das Fehlen großer Beherbergungsburgen und das seit Jahrzehnten unveränderte, gemütliche Dahinfließen des Daseins der Einheimischen. Die Zeit scheint seit den 1980-er-Jahren still zu stehen, nicht einmal die asphaltierte Straße konnte dieses Idyll stören und das Leben nachhaltig verändern.

 

Superstar ist das glasklare Meer

Da Kokkino Nero Kontakt zu Auswanderern nach Polen besitzt, kommen verstärkt Touristen aus dieser Region ins Dorf, vielfach um die Verwandten zu besuchen, aber auch um das Angebot an Küste und Strand zu genießen. Sogar ein kleines Tourismusbüro hat man eingerichtet, Bäckerei, Mini-Markt, Ramschläden und Tavernen decken die übrigen Annehmlichkeiten ab. Die Heilquelle, die im oberen Ortszentrum zum freien Zugang in Becken und Rinnsalen gefasst wurde, bleibt die einzige wirkliche Attraktion.

Der „Superstar“ war und ist aber das glasklare Ägäische Meer in den zahllosen Buchten um Kokkino Nero. Je nach Blickwinkel schimmern die Wellen von türkis über tiefblau bis hin zu den unglaublichen Rottönen eines kitschigen Sonnenaufganges. Feine Kiesstrände mit sandigen Abschnitten bieten genügend Platz und auch wir genießen den Freiraum unserer „Hausbucht“, die lediglich am Wochenende von einige Griechen besucht wird. Da wir uns als echten Hauptprogrammpunkt diesmal „Strand, Relaxen und Meer“ vorgenommen haben, verbringen wir viele Stunden am und um die Bucht von Paliouria.

 

Pech mit der GoPro & Spurensuche

In relaxtem Zustand haben wir viel Zeit für Erinnerungen und Videoschnitten mit Anekdoten. Mit der Gopro gelingen auch Unterwasseraufnahmen und abenteuerlichen Einstellungen … einziger Wehmutstropfen dabei: in einer gewaltigen Welle löst sich die Kamera vom Stativ und – trotz zahlreicher Tauch- und Suchversuche – versinkt in den Tiefen der Ägäis. Glück im Unglück: Gottseidank hatte ich am Vorabend wie aus innerer Eingebung alle bisherigen Daten auf den Laptop gesichert!?!

Besuch erhalten wir auch, nämlich von Birgit auf ihrem Weg zurück zum Flughafen Saloniki, denn sie verbrachte fast 3 Wochen bei Volos und auf Skopelos. Ja und Apropos, Weg zurück. Auch wir treten diesen schließlich wieder an und streifen dabei jenen Ort nahe der Ortschaft Paralia Skotinas, wo wir 1982 bei unserem ersten Trip nach nächtlicher Anreise von Österreich einige Tage am Sandstrand verbrachten. Und ziehen schon nach wenigen Minuten sehr frustriert von dannen, denn von der einstigen Naturidylle ist nichts mehr übriggeblieben. Heute regieren hier Hotels, Camping, Tavernen, Parkplätze und ein riesiges Heer an Sonnenhungrigen. Und die Autokennzeichen lassen die neue Klientel erkennen, denn neben griechischen Kennzeichen dominieren vor allem Autos aus den Herkunftsländern Serbien, Bulgarien, Rumänien, Tschechien, Slowakei und Bosnien.

Da träumt man schon wenige Kilometer später bereits von Kokkino Nero …

 

 

 

Stippvisite in Ostfriesland

Stippvisite in Ostfriesland

Bier wie Wetter … friesisch herb!

Natürlich ist die Bekanntheit Ostfrieslands seit dem „Blödler“ Otto Waalkes auch in unseren Breiten gewachsen und Ostfriesenwitze gehören zum Repertoire jedes Entertainers. Doch das flache Land zwischen Ems und Weser stellt auch ein landschaftliches Kleinod dar, das sich seit den Sturmfluten vergangener Jahrhunderte und dem notwendigen Bau eines Deichs als Schutzwall konsolidiert hat. Für uns wird der Aufenthalt eine Spurensuche nach all diesen Besonderheiten und ein erstes Schnuppern ins Wattenmeer … bei durchaus „nordisch-friesischem Wetter“. Oder wie sagts die bekannteste Brauerei: „Wie das Land – so das Jever: friesisch herb!“

Wettertechnisch muss vorausgeschickt werden, dass die Region vor nicht allzu langer Zeit auch unter ähnlicher Hitze und Trockenheit zu leiden hatte wie der übrige Kontinent. Man erkennt dies auch an den verdorrten und ausgebrannten Feldern. Dass ausgerechnet wir in eine Phase unbeständigen Wetters mit Temperaturen um 15 – 17°C geraten, macht es nicht unbedingt leichter, zumal eine kräftige Brise aus Nord die Empfindung verschärft.

Aber alles im Rahmen und wie gesagt: Friesisch herb!

Ankunft in Ostfriesland

Dabei gestaltet sich die eher verregnet prognostizierte 250-km-Anreise aus Münster als gemütlich und bei Anfahrt auf der A31 in Leer zeigen sich zarte Sonnenstrahlen, mit denen wir an diesem Tag gar nicht gerechnet hatten. Unser Plan für dieses erste „Rendevous“ mit Ostfriesland in Unkenntnis der Ausgangssituation ist, dass wir uns ein Camp in zentraler Lage an der mittleren Küste nahe Aurich suchen, von wo aus wir unsere Touren starten bzw. auch ein bisschen ausspannen und ins Watt gehen wollen.

So steuern wir bei Leer per Landstraße über Aurich und Wittmund die Region im Nordosten an, wo wir einige Campingplätze und Stellplätze für Wohnmobile in den Führern gefunden. Die Frage wird sein, ob sich Plätze nur hinter dem Deich befinden oder ob sie vorgelagert liegen und Ausblick aufs Meer bieten.

 

 

 

Campingsuche & Monstercamps

Schon der erste Versuch bei Harlesiel gibt uns einen Eindruck und Vorgeschmack. Durch eine enge Hafeneinfahrt, wo sich der Deich öffnet, gelangen wir an die Außenseite und an einen Strand, der sich kilometerweit vor uns ausbreitet. Leider tut das auch der Campingplatz und wir finden eines dieser „Monstercamps“ mit bis zu 1.500 Stellplätzen … und „germanischer“ Nummerierungsordnung. Da das Camp gerade „Mittagspause“ macht und die Schranken geschlossen sind – auch das sind wir nicht gewöhnt –, beschließen wir weiter zu suchen und gelangen nach Bensersiel, das uns von der Beschreibung mehr zugesagt hatte, da sie hier Plätze am Sandstrand anbieten.

Schon die Zufahrt zeigt sich „überschaubarer“ und idyllischer ob des kleinen Hafens und der angeschlossenen Fährstation zur Insel Langeoog. Auch hier ist kurze Mittagspause (13 bis 14 h) und diese Zeit nützen wir, um uns einen ersten Eindruck vom Camp zu machen. Und dieser fällt positiv aus … zum einen, weil die Vorderfront nicht so „ghettohaft“ anmutet, weil sie wirklich Plätze im Sand haben und weil wir uns in Anbetracht der bisherigen Fahrtdauer im Minimarkt laben … mit Brötchen und … richtig: mit einem Jever!

Als bei der Anmeldung die nette Dame uns auch noch einen Platz im „Sand“ mit der Adresse „Am Spielplatz 6“ ist die Welt in Ordnung. Der Platz ist für 4 Nächte zu haben und auch der Preis ist mit 31,- all inklusive ok. Also ab zum „Stranderlebnis“ mit Auto und Wohnwagen … eine Premiere, denn einen Stellplatz dieser Art hatten wir noch nirgends erlebt!

Der Ankunftstag gilt der Orientierung und wir erkunden das Riesencamp, das sich weitläufig am Strand ausbreitet und den Großteil der 560 Stellplätze für Dauercamper anbietet … natürlich ist dieser Teil nicht besonders unterhaltsam und wir ziehen uns in unseren Bereich an der Vorderfront zurück. Bei einem ersten Spaziergang am Strand bekommen wir einen ersten Eindruck vom „Wattenmeer“, denn zurzeit ist ca. um 17 Uhr „Niedrigwasser“ – also Ebbe. Aber auch die einfahrende Fähre und die Parade an Strandkörben bewundern wir und insbesondere 2 spezielle Exemplare, die man für idyllische Nächte mieten kann – inklusive Sekt, Aussicht etc. Bei den tiefhängenden Wolken ist das allerdings gerade wenig spannend. 

 

 

Auf zur Halbinselrundfahrt

Der kommende Tag verspricht Aufhellungen ab Mittag – gegen das Wetter ist hier sowieso „kein Kraut gewachsen – und gegen 11 Uhr machen wir uns auf, die Osthälfte der Halbinsel zu erkunden. Start ist in Leer und wir lassen uns per Auto tief ins Zentrum treiben. Prompt finden wir einen Parkplatz direkt an Altstadt und Hafen – allerdings nur für 1 Stunde, doch diese genügt, um uns neben einer Stärkung in einer orig. Kaffeerösterei einen Eindruck von dem idyllischen Städtchen samt Hafenpromenade und Holzbrücke an der Ems zu machen. Holländisches Frühbarock ist hier teilweise angesagt und Leer steht für Tee- und Weinimporte … mit tollen Eindrücken ziehen wir weiter.

 

 

Auf den Spuren von Otto Waalkes

Ziel 2 ist die „Metropole“ Emden, die Heimat von Otto Waalkes, aber auch zahlloser Industrien – allen voran VW. Das gibt der Stadt einen wenig einladenden Eindruck, obwohl sich das Zentrum am Innenhafen schmuck präsentiert. Der Hauptanziehungspunkt ist aber letztlich das „Otto-Hus“ in bester Lage, wo aus wir unsere Nase reinstecken, aber erst nachdem wir uns ausgiebig mit kräftiger Frischbrötchen-Mahlzeit samt Jever gestärkt haben.

 

 

Zwischen Emsmündung und Wattenmeer

So sind wir fit für die Fahrt an den Nordwestrand Deutschlands auf der Halbinsel Krummhörn. Der Außenposten Knock bietet einen Blick auf die Emsmündung und die beginnende Nordsee inklusive die holländische Industriesilhouette am anderen Ufer. Wir selbst befinden uns auf kulturhistorischem Siedlungsboden, dem hier schon Kaiser Friedrich II. mit Errichtung eines „Siel- und Schöpfwerkes“ seinen Stempel aufprägte.

Wir erfahren viel Interessantes einige Kilometer weiter bei Besichtigung und Besteigung einer Windmühle, wo uns der nette Wärter die Lage verständlich erläutert. Das Dorf Rysum gilt als Mustersiedlung eines „Warfendorfes“ – einer Ansiedlung, die auf einem künstlichen Hügel in ehemaliger Moorlandschaft errichtet wurde. Der Ort bietet aber in seiner Kirche mit der ältesten deutschen Orgel ein weiteres Highlight.

Wieder einige Fahrminuten entfernt kommen wir in den Bereich des Wattenmeeres und zweier sehr unterschiedlicher Leuchttürme: zuerst Campen, der mit einer Höhe von 60 m der höchste Leuchtturm Deutschlands ist, und Pilsum. Dieser ist zwar der kleinste seiner Zunft, doch seine Bekanntheit verdankt er dem Auftreten in einem der bekanntesten Otto-Filme.

 

 

Besuch bei der Krabbenflotte

Den Abschluss bildet ein Besuch von Greetsiel, wo eine der letzten deutschen „Krabbenflotten“ vor Anker liegt und sich ein schmuckes Städtchen um den Hafen präsentiert … allerdings mit allen Auswirkungen des modernen Tourismus. Da fahren wir lieber zurück in unser Camp am Strand und genießen den Abend, wobei man dazusagen muss, dass wir nun wissen, warum hier alle Camper ihre Fahrzeuge südwärts – also vom Strand abgewandt – abgestellt haben: der Wind hat aufgefrischt und lässt ein Sitzen vor dem Wohnwagen kaum zu. Ok.

 

 

Jever & Labskaus

In Ermangelung eines Internetnetzes an Vorderfront müssen wir am nächsten Morgen zur Kenntnis nehmen, dass sich die Wettersituation verschlechtert hat und uns statt Ausblick aufs Watt Wind- und Regenböen erwarten. So ziehen sich Motivation und Tagesauftakt in die Länge, wir beschließen aber dann einen Ausflug ins benachbarte Jever zu machen, wo neben der bekannten Bierbrauerei auch einiges an Kultur wartet.

Schade, dass der Regen auch den Ausblick trübt, den ich vom Schlossturm im Stadtzentrum bekomme, wo die abenteuerliche Besteigung Teil der Museumstour ist. Nach Stadtrunde und Teeshopping gelangen wir zum Jevershop, wo wir Souvenirs erstehen, und da die Besichtigung nur in geführten Touren während der Woche möglich ist, verkosten wir das „friesisch-herbe Hopfenkaltgetränk“ nebenan in der Gaststätte der „Getreuen Bismarcks“. Dazu gibt’s Fisch und Labskaus, eine ostfriesische Spezialität in Form eines „breiartigen Schweinefleisch-Kartoffelgemisches“ … im Internet nachzulesen. 

 

 

Schifffahrt zur Insel Langeoog

Auf Wetterbesserung hoffend planen wir für den kommenden Tag einen „Sonntagsausflug“ per Schiff zur Insel Langeoog und informieren uns noch am Vorabend über Abfahrtszeiten und Preise für Personen und Fahrräder. So sind wir gut vorbereitet und beschließen, die Räder im Hafen zu lassen. Diese hätten gesondert aufgegeben und befördert werden müssen, mehr als die Personenpassage (22,50) gekostet und uns auf der Insel wenig gebracht. Überraschend können wir eine Fähre mit Zwischenabfahrt nehmen und sind zum geplanten Start schon auf Langeoog gelandet. 

 

 

Auf den Spuren von Lili Marleen

Die Fähren hier fahren ganztags und gezeitenunabhängig, da es eine Fahrrinne für die Schifffahrt gibt. Vom Hafen wird man dann per „Inselbahn“ mit dem Zug ins Städtchen befördert und der Rest ist Wandern. Wenigstens präsentiert sich das Wetter durchwegs trocken, es bleiben aber dichte und tiefhängende Wolken. Zuerst schlendern wir durch die Hauptstraße, finden die Statue von Lale Andersen, der Sängerin von „Lili Marlen“, die hierher vor den Nazis flüchtete und auch begraben ist. Gleich dahinter geht es in die Dünen mit dem malerischen Wasserturm, der einen guten Ausblick bietet. 

 

 

Strandkörbe & Wattenmeer

Nach obligatorischer Stärkung mit Suppe und Fischbrötchen plus Jever unternehmen wir eine ausgiebige Wanderung über den unglaublichen und ausladenden Strand an der Nordseite, bewundern die bunte Vielzahl Tausender Strandkörbe und die Geschäftigkeit am Meer ob des Wetters. Kinder lassen sich einfach von nichts abhalten …

Um 16,00 h geht es wieder zurück durchs Watt, wo uns die Tragweite der Gezeiten erstmals klar wird, denn wir fahren rund „2 Meter tiefer“ zurück und sind von endlosen Sandbänken des Watts umgeben, da nun Ebbe herrscht. Robben säumen den Weg durch die schlammige Fahrrinne und das einzige, dass den tollen Tag trübt ist der Umstand, dass wir keinen Ort finden, wo das Wimbledonfinale zwischen Federer und Djokovic übertragen wird. Wir erfahren am Handy natürlich den „betrüblichen“ Ausgang, was unsere Stimmung kurz absinken lässt … um aber schon bald die gewonnen Eindrücke erstmalig Revue passieren zu lassen. Natürlich auch in Form von Bildern und zahllosen Videos, die wir anfertigen, um wieder eine Präsentation zu erstellen.

Und am Abend im Wohnwagen wälzen wir schon Pläne für die Weiterreise Richtung Norden und entschließen uns, einen Platz an der Küste zwischen Bremerhaven und Cuxhaven anzusteuern. Wir hoffen dabei natürlich, ein weniger überlaufenes Camp zu finden, von dem aus wir die als „Waterkant“ bekannte Region erkunden und auch einen Einblick in den „Nationalpark Wattenmeer“ gewinnen können … wir werden ja sehen – von Menschenmassen haben wir jedenfalls erstmal genug. 

 

 

Heiße Tage am „Ol‘ Man River“

Heiße Tage am „Ol‘ Man River“

Unser Abenteuer „Mississippi“ ist geprägt von „Schlachtfeldern“ … später dazu mehr. Während die Bundesstaaten Alabama und Mississippi nur kurze Küstenstreifen am Golf von Mexico besitzen, gilt Louisiana mit seinen ausgedehnten Küstenbereichen rund um die Mündung des Mississippi als „Hotspot“ mit typischem Südstaatenflair … „Civil War“ und ein endloses Kaleidoskop an Musik gehören ebenso dazu wie ständige Temperaturen um 30°C – jetzt Anfang Mai.

Mit kurzen Querungen von Alabama und Mississippi mit den Hafenstädten Mobile und Biloxi kommen wir auf einer utopisch anmutenden Brückenstrecke über den riesigen Lake Ponchartrain nach Louisiana, New Orleans und ins Mündungsgebiet des riesigen und allgegenwärtigen Mississippi … the „ol‘ man river“ – wie er genannt wird – is rolling on!

Die vergangenen Regenfälle und die Schneeschmelze im Norden sieht man ihm an … eine braune, träge Masse ergießt sich von New Orleans in den Golf bzw. erreicht ihn in einem unendlichen und nur via Satellit erkennbaren Labyrinth von Mündungsarmen.

Wie bereits erwähnt steht unser Mississippi-Trip unter dem Motto Schlachtfelder“ – den Abschluss wird eine der bekanntesten „Locations“ des Bürgerkriegs bei Vicksburg machen, dazwischen folgen wir den Schlachtfeldern von Business und Industry, den Anfang aber macht New Orleans … Katrina, Prostitution und Glücksspiel lassen grüßen – Schlachtfelder der Jetztzeit!

Für unseren New Orleans-Besuch haben wir im Internet einen Campground entdeckt, der nur ca. 5 Meilen vom Zentrum entfernt ist und eine direkte Buseinstiegsstelle besitzt. So starten wir unser Abenteuer mit einer rund 30-minütigen Fahrt durch echte „schwarze“ Außenbezirke plus Straßenbahn in der bekannten Canal Street – Tageskarte 3 $ – ehe wir im Herzen der Stadt, dem „French Quartier“, und am Mississippi ankommen. Der weitere Weg wird von Entdecktem und Gesuchtem bestimmt … zuerst flanieren wir am berühmten Ausflugsdampfer „Natchez“ vorbei, der uns mit einem Dampfpfeifenkonzert begrüßt. Dann laben wir uns im „Cafe DuMont“ bei Kaffee und Beignets mit einer Überdosis Staubzucker, ehe es ins Straßengewühl des French Quartiers geht.

Unser klares Ziel ist natürlich die „Bourbon Street“ und eines entdecken wir sofort: hier ist zu jeder Tageszeit „Programm“! Welch ein Name, was für eine Location … aber 2 x Bourbon Street genügt, denn hinter all der Touristik-Fassade bleibt nicht viel übrig, was lohnt. Wir finden aber im „Quartier“ tolle Plätze mit viel Musik, Unterhaltung und Speis & Trank – „Jambalaya“ wird zur Hauptspeise in diesen Stunden … Reisfleisch im Cajun-Style, scharf und würzig.

Das gesamte Viertel mit seinen unzähligen geschichtsträchtigen Straßen und Häusern samt „French Market“ gehört zu einem Highlight jedes USA-Besuchs, Musik kann man den ganzen Tag in Parks und Kneipen hören, ein Bierchen hier, ein Whisky da … die Zeit vergeht im Fluge und die Temperaturen treiben uns den Schweiß aus den Poren … wie ist es hier im Sommer?

.So hoffen wir auf etwas Entspannung beim Weg nach Norden – aber die kommt nicht! Im Gegenteil: die Hitze sollte uns noch lange erhalten bleiben.

Von New Orleans wählen wir die Mississippi-„Hardcore-Tour“ entlang des Flusses – zuerst am linken, dann am rechten Ufer … Unterschied? Kaum zu erkennen – ein Gewirr von Industrien, Slums und Plantagen. Die Gegend bis Baton Rouge ist als „Krebs-Allee“ bekannt geworden und die Plantagen sind Relikte aus den Tagen von „Vom Winde verweht“! Und auch klar: 95 % Schwarze …

So wird die Fahrt zu einem tiefen Einblick in die sozialen Probleme dieses Landes und die Uferbereiche des Mississippi erregen unser Wohlwollen erst bei Natchez, wo wir ein außergewöhnlich toll gelegenes Camp direkt am Fluss finden. Zuerst kämpfen wir uns noch kurz durch den prunkvollen Regierungsbereich von Baton Rouge und lernen eines der schwimmenden Casinos kennen … die wohl wichtigste Einrichtung hier am Fluss.

 

Natchez mit seinem „Historical District“ aus dem 18. Jahrhundert und vielen gut erhaltenen Bauten, der uralte „Natchez Trace“ – eine rund 800 Jahre alter indianischer Handelspfad – und die Schlachtfelder um Vicksburg bilden den Abschluss am „Fluss der Legenden“.

Bei den Schlachtfelder aus dem Bürgerkrieg handelt es sich um ganz entscheidende Plätze, denn hier legten 1863 General Ulysses Grant und seine Unionskämpfer den Grundstein für den zwei Jahre später errungenen Endsieg … neue Erkenntnis: Besuch des ersten echten „Drive Thru“-Museums, damit jeder die ruhmreichen Orte per Fahrzeug sehen kann …

Achill Island … at the end of the road

Achill Island … at the end of the road

Mayo nennt sich das entlegene County an der nördlichen Westküste. Auch wir queren den kargen Landstrich um ans äußerste Ende der Insel zu gelangen und auf den Spuren von Literatur-Nobelpreisträger Heinrich Böll zu wandeln … Achill Island heißt unser Ziel.

DIE VORGESCHICHTE

Zum Westrand Europas und speziell zu den weit in den Atlantik ragenden “Britischen Inseln” verbindet uns eine hohe Affinität. Gründe dafür gibts viele, hauptsächlich aber fühlt man sich – wenn man von den “verschrobenen Engländern” absieht – zu den Menschen und deren Heimat hingezogen und von der wilden, ungezügelten Natur beeindruckt. Jeder “Rand Europas” besitzt seine Eigenheiten, jede Region an der Außenzone zeigt markante Merkmale, sei es Mentalität, Musik, Lebensstil, Kulinarik usw. Und ein Besuch Irlands, Schottlands & Co. mit Wohnwagengespann heißt immer auch jede Menge Abenteuer und Spaß – inkl. der teils abseits gewählten Route dorthin und zurück.

Rund 3 Jahrzehnte Reiseleben lassen sich zwar nicht „wegwischen“, aber gehen wir an die Reise heran, als ob uns jegliches Vorwissen fehlt … und den Plan, mit dem Wohnwagen wieder einmal ausführlich den äußersten Westen Europas zu erkunden, hatten wir schon seit geraumer Zeit und nach dem B&B-Abenteuer im Jahr 2005 auch geschworen, nie mehr ohne Wohnwagen zu kommen …!

Dabei ist der Weg an den Westrand Irlands schon im „Masterplan“ enthalten, doch es soll eine weitere Station auf dem Weg durch Irland und auf der Suche nach einigen unbekannten Orten werden. Und – es wird mehr daraus. Es wird zum Urlaubsziel, zum Highlight dieser Tour. Mehr noch – die Tage auf „Achill Island“ werden zum unglaublichen, einzigartigen Erlebnis, zum Kennenlernen einer bislang nur weit im Norden gefundenen Idylle und letztlich zur Therapie. „Achill Therapy“ wird uns wohl noch lange im Gedächtnis bleiben …

Durch die Regenfront an die Westküste

Von Athlone fahren wir in rund 4 Stunden durch Regenfront und Abkühlung an den Nordwestrand der Insel und erreichen via Brücke die Achill Island, die nicht nur uns dank Heinrich Böll ein Begriff ist. Der deutsche Nobelpreisträger lebte hier in den 1950-er, 1960-er und 1970-er-Jahren, hatte sich ein Haus gekauft und der Region mit seinem Bestseller „Irisches Tagebuch“ ein bleibendes Andenken vermacht.

Torf, Strände & Schafe

Die Geschichten aus dem Buch stimmen natürlich alle, auch wir haben das Werk vor Jahren gelesen und vieles davon scheint die Jahrzehnte überlebt zu haben. Achill Island ist die größte Insel Irlands, besitzt rund 2.500 Bewohner und gehört zur „Gaeltacht“, also dem gälisch sprechenden Teil der Westküste. Rund 85 % der Insel ist mit Torfmooren bedeckt, neben einigen idyllischen Dörfern findet man unzählige Sandstrände, zahllose Wandertouren und jede Menge Schafe, die sich auch liebend gern an und auf den Straßen aufhalten.

Wir finden ein unglaublich romantisches Camp am größten Sandstrand der Insel in Keel, hunderte Surfer bestimmen hier das Strandbild und der Rest ist genießen, relaxen, abspannen und einfach mal an nichts denken … wie gesagt – als „Achill Therapy“ bereits copyright-geschützt … von uns natürlich!

Wir bleiben … trotz Regenfront

Zum Programm zählen einige entspannte Touren per Auto in alle Winkel der Insel, zum „Deserted Village“, zum Aussichtsberg mit Rundumblick sowie in einige der wirklich authentischen Pubs. Und als das Wetter wirklich umschlägt, setzen wir den nächsten entscheidenden Schritt – wir verlängern!

Wie gesagt: Achill Island ist „An Gaeltacht“, also Gälisch – entsprechenden Spaß haben wir teilweise mit den Straßenschildern und Richtungsweisern. Die ergiebigsten Gespräche führen wir in den Pubs, beim Einkaufen und bei den Strandwanderungen. Die Menschen sind vor allem angetan, wenn sie hören, woher wir kommen … „Enjoy your holidays and have a save trip home!“

Unsere Touren führen uns in alle Winkel der Insel, eine gehörige Sturmfront beschert uns viel Relax und Entspannung im Camp, wo uns Wifi Kommunikation mit der Heimat ermöglicht. Insgesamt verbringen wir eine Woche auf dem Außenposten im Atlantik – die Zeit vergeht wie im Fluge, das originelle und außergewöhnliche Campleben verzückt und beruhigt … und Sturmfront, Starkregen und vergeblicher Versuch, durch die Nebenwand zu blicken, gehören halt auch zur Therapie … und eines ist jetzt schon gewiss: wir kommen wieder!

CELTIC WAYS & EXITING DAYS

>>> Gesamte Tour / Alle Stories

Good Night Saigon

Good Night Saigon

GOOD NIGHT SAIGON

…. ODER BESSER: EINE STADT ERWACHT

Eine Stadt erwacht … ein ganzes Land erwacht …. Wirtschaftswachstum im 2-stelligen Bereich.

In allen Büchern und Illustrierten ist nur mehr davon die Rede, wie das Land am Südostrand des asiatischen Festlandes nach den Repressalien des Krieges nun erwacht, sich entwickelt und eigentlich boomt a la Singapur oder Hongkong.

Eine Stadt erwacht … ein ganzes Land erwacht …. Wirtschaftswachstum im 2-stelligen Bereich.

In allen Büchern und Illustrierten ist nur mehr davon die Rede, wie das Land am Südostrand des asiatischen Festlandes nach den Repressalien des Krieges nun erwacht, sich entwickelt und eigentlich boomt a la Singapur oder Hongkong.

Wir bekommen davon anfangs allerdings nichts mit, denn vor allem ich laboriere beim Abgang am südkambodschanischen Strand an einem waschechten „Sonnenstich“ samt Fieber, schwerem Durchfall und noch nie erlebter Appetitlosigkeit. Und Gerlinde kämpft schon länger mit Darmproblemen. Relaxing pur …

Die Reise über Phnom Penh (per Bus 4 Stunden), dann per Flugzeug (30 min.) nach Saigon mit Vietnam Airlines (das Kombipaket inkl. Rückflug nach Bangkok war um 100% billiger als ein Einzelflug …) ging mehr oder weniger leicht in Trance unseres etwas angegriffenen Gesundheitszustandes unter. Trotzdem wirkten wir richtig relaxt, als wir in Ho Chi Minh City Airport (vorher Saigon, seit 1975 von den Nordvietnamesen zu Ehren ihres Revolutionsführers umbenannt) landen, bereits ein Visum haben und die Zollformalitäten ganz gemütlich an uns vorbeiziehen lassen. Pickup vom gebuchten Hotel steht bereit und in ca. 30 min. geht’s in den District 5 nahe Chinatown … alles schon gehabt.

Was wissen wir von Saigon bzw. welche Klischees lassen uns das wissen?

Die Klänge aus Billy Joel’s „Good night Saigon“ lassen uns unsere Tour natürlich in der „Dong Khoi“ beginnen, wo sich das Abbild der Kriegswirren spiegelt. Zuerst von den Franzosen als Flaniermeile und Prachtstraße des kolonialen Lebens erkoren wurde die nur knapp 2 km lange Straße von den Vietnamesen zuerst auf „Tu Do“ (Freiheit) umbenannt. So lernte sie auch eine ganze Generation junger amerikanischer GI’s kennen … mit allen möglichen Etablissements zur Zerstreuung …. und wir kennen sie aus allen Vietnam-Krieg-Epen …. allen voran „Good Morning Vietnam“ mit Robin Williams oder Apocalypse Now.

Heute gehört sie zu jenem Teil Saigons, der eine gewaltige Renaissance erlebt. Und als Multiplikator des allseits sichtbaren Aufschwunges erleben wir in diesen Tagen die Vorbereitungen zum größten vietnamesischen Fest: dem „Tet“-Fest – das Mond-Neujahrsfest, das stets zu Neumond Ende Jänner/Anfang Feber stattfindet. Ein Mehr an Blumen, Glücksbringern und Ramsch vermittelt eine Stimmung wie man es vom Times Square in New York Ende der 40-er-Jahre kennt oder von Europa Anfang der 60-er …. vom Hörensagen natürlich!

Saigon bietet aber mehrere Gesichter. Dem wohlbetuchten Touristen wird sich dabei nur die „Butterseite“ präsentieren, die die Innenstadt bietet, schon eine Fahrt mit einem der Millionen Taxis Richtung Saigon-Fluss oder Chinatown gewährt uns die – nun fast schon gewohnten – Einblicke ins eigentliche Leben in dieser Region. Hier gibt es das übliche „Gewühl“, vielleicht etwas weniger Dreck als in Kambodscha, dafür mehr Motos & weniger Platz am Gehsteig.

Saigon selbst hat eine geschätzte Einwohnerzahl von 10 bis 11 Millionen …. geschätzt deshalb, weil die Zahl derer, die illegal in der Stadt ihr Glück versuchen, nur schwer messbar ist. Und das ist das Problem dieses Landes. Denn einerseits bietet der Agrarstaat eine Fülle und Pracht an allem, was essbar und kochbar ist, andererseits wird die Spirale der Unzufriedenheit durch die Dollars, die jetzt so kräftig durch den Tourismus ins Land fließen, schön langsam zum Fluch.

Wichtig ist aber – nicht fluchen: verhandeln!

In der Stadt gönnen wir uns den Besuch des Kriegsmuseums, wo die Tage des US-Terrors knallhart dokumentiert werden …. die Amis fahren trotzdem mit Freude hierher !?! …. inkl. Stadttour per Cyclo, dessen Dienste wir aber erst nach Zehenverletzung benötigen. Von zwei alten Vietnamesen werden wir in einer Nebenstrasse aber derart mitleidig versorgt, dass wir den Rest des Tages am Radsitz vorne verbringen …. inkl. Stadtrundfahrt und Marktbesuch.

Eine Tour führt uns auch in die Umgebung der Stadt zu den berühmten unterirdischen Lehmtunnelsystems von Cu Chi, wo sich die Vietnamesen kongenial gegen die amerikanische Übermacht wehrten. Ein verwirrendes und nur für schlanke südostasiatische Typen zu bewältigendes 250 km System, in dem sie zeitweise ihr Leben verbrachten. 50 m hat man – hauptsächlich für gut genährte Amis – verbreitert … ich zwänge mich durch – schweißgebadet. Nix für Leute mit Platzangst!

Und dann buchen wir als krönenden Abschluss unserer Tour 3 Tage Mekongdelta … ein geographischer Studententraum …

Good morning Vietnam

Good morning Vietnam

GOOD MORNING VIETNAM

…. DIE “9 DRACHEN” DES MEKONG DELTA

Wenn der Mekong von Kambodscha kommend Vietnam erreicht, hat der drittlängste Strom Asiens bereits eine Strecke von 4000 km hinter sich.

„9 Drachen“ nennen die Einheimischen das Delta des Mekongs in Anspielung auf seine 9 großen Mündungsarme, die eines der wirtschaftlichen Wunder des Kontinents geschaffen haben. Und 9 ist die absolute Glückszahl der Vietnamesen ….

Auf nur 10% der Landesfläche werden fast 40% des Getreidebedarfes produziert und man nennt das Land nicht umsonst die Reiskammer Vietnams. Eine Fahrt durch die Obstplantagen, Reisfelder und Sumpflandschaft wirkt wie eine Fahrt durch ein Geografie-Lehrbuch, aber erst seit 1975, denn im Vietnamkrieg lagen hier einige der Hauptkriegsschauplätze mit Giftgaseinsatz.

Wir haben wieder eine Guided Tour gebucht inkl. A/C-Taxi und (sehr schlecht) Englisch sprechendem Führer. In 1,5 Stunden schaffen wir die knapp 70 km durch das dichte Fahrzeugchaos von Ho Chi Minh City über unendliche Außenbezirke und erreichen bei My Tho einen der Mekongarme.

Zuerst gibt es den Besuch einer Pagode mit zahllosen Buddha-Statuen, dann als Überraschung das beste Hotel am Platz: Chuong Duong Hotel mit geräumigen Zimmern und herrlichem Balkonblick auf das geschäftige Leben am Fluss. Zum Relaxen bleibt aber keine Zeit, denn jetzt heißt es umsteigen auf eines der zahllosen Sampans, den Flussbooten.

Kreuz und quer geht es auf dem Fluss und einigen Seitenarmen, wir besuchen eine Fruchtfarm, wo uns Folklore dargeboten wird, während wir uns durchkosten, eine Coconuss-Candy-Fabrik, einer Bienenfarm (plus Python …. ganz ungefährlich natürlich …!?!) nähern wir uns auf einem Pferdewagen, dafür geht’s von dort dann auf einem kleinen von Coconut-Trees gesäumten Nebenpfad per Ruderboot weiter. Nach ausgezeichnetem Lunch mit gegrilltem „Elefant-Ear-Fish“ in Reisblättern ist erstmals Relaxen angesagt und am Abend werden wir Zeuge des Auftakts zum „Tet“-Neujahrsfest, denn in unserem Hotel findet scheinbar die offizielle Eröffnung hier statt – mit höllisch lauter Musik, Galadiner und auf den Straßen funkelt es und alles ist mit Millionen Blumen und Schmetterlingen geschmückt … obwohl noch fast 1 Woche Zeit ist!

Am 2. Tag geht’s vorerst per Auto durch obligatorische vietnamesische Slumdörfer und Dreckberge bis Cai Be, wo wir wieder ein Sampan besteigen. Einige Stunden sind wir nun zwischen Mekong und seinen Armen rund um die Insel An Binh unterwegs, besuchen zuerst den „Floating Market“ von Cai Be, dann eine Cocoszuckerlkocherei samt eigener Reisblätterherstellung zum Verpacken, eine Pop-Rice-Herstellung, ehe es tief ins Innere der Insel auf fast unwegsamem Kanalsystem geht. Nach ausgezeichnetem Lunch auf einer „Homestay Farm“ statten wir einer riesigen Fruchtplantage sowie einer großen Ziegelbrennerei einen Besuch ab, ehe wir bei Vinh Long wieder auf unseren Taxi-Driver stoßen.

Der Rest des Tages ist eine Fahrt durch endlose Reisfelder, Fotoshooting auf einer kleinen Farm samt „Monkey-Bridge“-Überquerung und Small-Talk mit den wirklich gastfreundlichem Einheimischen sowie einer urigen Fährfahrt über einen der zahllosen Mekongarme. An vielen Brücken wird hier im Delta dank ausländischen Finanzspritzen zwar schon gebaut, aber wir bekommen stets als Antwort auf unsere Frage nach Fertigstellung: „2 Jahre“ ?!? Wie in Bangkok …

Fähren, Schiffe bzw. alles, was schwimmt, sind hier das wichtigste Transportmittel für die Menschen, der Mekong ist „Lebensnerv“ und Transportweg in einem – am Fluss spielt sich alles ab und vom Fluss sind alle abhängig. Die Einzigartigkeit des Deltas liegt sicherlich im Gewirr der unzähligen Wasserstraßen, Kanäle und Nebenflüsse und so lässt sich dieses Wunderwelt auch am besten erkunden.

Auch in Can Tho – unserem Ziel für heute – wohnen wir wieder „nobel“: Saigon Can Tho Deluxe heißt unser Hotel und bietet als spezielles Service „Sauna + Dampfbad“ an … danke, aber hatten wir den ganzen Tag über (36°C, Anm. der Red.).

Tag 3 und diesmal heißt es früh raus. Um 7,30 h starten wir schon per Sampan zum „Floating Market“ von Cai Rang, dem größten seiner Art in der Region. Hat man erst mal die aufdringlichen Getränkeverkäufer, die sich an die Boote klammern, hinter sich gebracht, taucht man in ein Gewühl von schwimmenden Verkaufsbooten und schwimmenden Ständen ein, auf denen aber nicht nur verkauft wird, sondern auf denen die Menschen einen Großteil ihres Lebens verbringen. Wenn man die Fülle an Gebotenem sieht, kann man sich nur schwer vorstellen, dass schon wenige Meter hinter den Ufern wieder Dreck und Armut herrscht.

Für uns geht eine sagenhafte Tour mit nochmals tiefen Einblicken ins Leben der Reisbauern auf der Rückfahrt nach Saigon zu Ende, wir überqueren auch die bislang höchste Brücke des Deltas, My Thuan, bei An Hau und beziehen am Nachmittag ein wirklich originelles Hotel im Herzen der City: das im Indochina-Stil gehaltenen Ordinary Hotel.