Grado zur schönsten Jahreszeit … von Lichtmess bis Pfingsten

Grado zur schönsten Jahreszeit … von Lichtmess bis Pfingsten

Ab ans Meer – oder: Der kürzeste Weg an die Adria Es gibt bestimmt originellere Destinationen in Zeiten von Transport-Super-Gau und Erreichbarkeitsgrößenwahn, ökologischer Fußabdruck hin und her. Aber ehrlich – für wirkliches Relaxgefühl braucht es oft gar nicht viel … gleich wie es für ein wirklichen Vollrausch nicht notwendig wäre, um den halben Erdball zu fliegen. Oder für ein Schnitzel nach Thailand … Die obere Adria wäre so eine Alternative, Grado zum Beispiel. Nicht nur, weil es für uns Obersteirer der kürzeste Weg ans Meer ist. Frühjahrsspurensuche zwischen Lichtmess und Pfingsten.

Hauptsaison – nein danke!

Dass man sich den Weg an die Strände zwischen Triest und Venedig in der Hauptsaison grundsätzlich ersparen kann, sei hier kurz erwähnt. Strand ja, aber nicht um jenen perversen Preis, den offensichtlich Millionen von Sonnenhungrigen Jahr für Jahr bereit sind zu zahlen, ohne auch nur etwas den Blick zu schärfen oder sich nach Alternativen umzusehen.

Da wir seit jeher nicht richtig viel mit Hotelburgenurlaub, Strandnummerierung, Poolentspannung und Animationsabenteuer am Hut haben, war die nördliche Adria seit der Zeit, wo wir mobil genug waren und uns den Aufwand genehmigten, in südlichere Gefilde zu fahren, maximal Durchgangsstation. Das galt für den „Hausmeisterstrand“ in Italien ebenso wie für die „Möchtegern-Riviera“ Jugoslawiens.

Start in den 60-er-Jahren

Und trotzdem – 60 Jahre lassen sich nicht wegleugnen und auch meine Familie machte ihre erste Bekanntschaft mit Wellen, Meer und Sand zwischen Caorle und Monfalcone.

Der Weg an die Adria ist seit meinen ersten Erinnerungen aus den 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts zwar entfernungstechnisch weniger geworden, aber letztlich haben uns der Zufall und geänderte Rahmenbedingungen im abgelaufenen Jahrzehnt zurückkehren lassen.

Wie heißt es auch so schön … Gutes liegt oft sehr nah und ist leicht erreichbar. Wie die Lagune der Nordadria z.B. – wir haben es also wieder gewagt. Vorausgesetzt muss aber werden, dass die neugefundenen Zeitfenster zwischen Neujahr und Pfingsten die Sache entscheidend beeinflusst haben. Zeitfenster, die vor allem in den Kurzferien im ersten Halbjahr zu finden sind.

Grado

Die Insel Grado liegt in der gleichnamigen Lagune und ist mit dem Festland im Norden durch eine vier Kilometer lange Dammstraße und im Nordosten durch eine Straßenbrücke der Via Monfalcone über den Canale Primero verbunden.

Grado wurde vermutlich im 2. Jh. v. Chr. als Seehafen der Stadt Aquileia gegründet und ab dem 4. Jh. wurden die ersten christlichen Kirchen in Grado errichtet.

Der Bezug der Region zu Österreich war schon immer sehr groß, wie uns ein Blick auf Wikipedia zeigt:

Ab 1815 gehörte Grado zum habsburgischen Kaisertum und ab 1815 auch zum Deutschen Bund. Im Jahr 1854 wurden für Badegäste die ersten „camerini“, d. h. Umkleide- und Badekabinen aufgestellt. 1873 wurde das Seehospiz errichtet, das auch Kindern der ärmeren Bevölkerung zur Verfügung stand. Der Wellenbrecher Diga zum Schutz der Anlagen wurde 1885 fertiggestellt. 1892 kam es unter Kaiser Franz Joseph I. per Erlass zur Gründung der „Kur- und Badeanstalt Grado“, und der Fischerort wurde zum kaiserlich-königlichen (k.k.) Seebad Grado ausgebaut. 1896 entstand mit dem Fonzari das erste größere Hotel der Stadt. Bedingungen für den Ausbau des Seebades waren die Errichtung eines artesischen Brunnens für die Trinkwasserversorgung im Jahr 1900 und die Trockenlegung das etwa 6,5 Hektar großen, östlich der Altstadt gelegenen Gebiets Corbatto in den Jahren 1900/01. 1903 übersiedelte das Wiener Künstler-Ehepaar Emma und Josef Maria Auchentaller nach Grado, wo es auf dem Areal der 1902 abgerissenen napoleonischen Wehranlage ihre Pension Fortino baute und mit professionellem Tourismusmarketing das Wiener Bürgertum anlockte. Im Jahr 1910 errichtete die kaiserlich-königliche privilegierte Friauler Eisenbahn-Gesellschaft (FEG) mit der Strecke Cervignano–Aquileia–Pontile per Grado den Anschluss an die Bahnlinie nach Wien. Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges war die Zeit der österreichischen Riviera vorbei. (www.wikipedia.de)

Es dauerte aber bis zum Jahr 1936 bis das straßenverkehrstechnische Inseldasein mit dem Bau der 5 km langen Dammstraße nach Aquileja beendet wurde und heute leben über 8.200 Einwohner in der Stadt. 1966 wurde die zweite Brücke Richtung Osten errichtet. Heute leben die Einwohner vorwiegend von der Seefischerei und vom Tourismus, der seit den 1960er Jahren floriert.

Lichtmess

Anfang Februar ist die Zeit, wo man erstmalig den Versuch starten sollte, dem alpinen Winterklima zu entkommen. Das Ergebnis verblüfft. Wenn auch des Nächtens Temperaturen zwischen 5 und 10°C herrschen, sobald die Sonne am Firmament erscheint, wird es angenehm und frühjahrsträchtig.

Das Stadtbild gehört zu dieser Jahreszeit noch den Einheimischen, das Tempo ist gemächlich und Parkplätze gibt’s sogar noch nahe der Altstadt. Das kommt uns sehr entgegen, denn wir haben ein nettes Appartement im Internet sehr nahe am Alten Hafen gefunden. Sofort steht man mitten im beschaulichen italienischen Leben. Einziger Unterschied: Die wenigen Touristen versuchen Plätzchen an Wasser und Sonne zu ergattern und erste Frischlufteinheiten verbunden mit einem Gläschen Wein aus der benachbarten Weinregion Collio oder einen echten Cappuccino zu genießen, während die Einheimischen oft noch dick eingehüllt ihren Tätigkeiten in der City nachgehen. Gemächlich allerdings und unter Einbindung des einen oder anderen Tratscherls.

Strand & Kulinarik

Ob die Frage ernst gemeint oder nicht, lässt sich kaum mehr verifizieren – sie verblüfft dennoch: „Was kann man zu dieser Zeit in Grado machen?“

Eines vorweg – sehr viel. Auszug gefällig? Wanderung über Altstadt und Strand, Rundgang durch den alten Fischerhafen, Einkehr beim Leuchtturm, Ausflug nach Aquileja, Barbano oder Fossalon. Dazu viel gutes Essen … Pizza, Pasta, Meeresfrüchte, Fischsuppe, Lasagne usw., etwas Shopping mit italienischem Touch, Besuch am Wochenmarkt und in der Fußgängerzone.

Und letztlich Aufnahme von Stimmung, Gefühl und typisch südländischer Aktivität … wie gesagt: es ist absolute Nebensaison. Sogar die Menschen in den Tavernen und Restaurants sind noch gut drauf und lassen sich zu Gesprächen an den Tischen nieder. Und vergessen einfach, dass sich zwischen den Einheimischen auch Touristen in ihr Lokal „verirrt“ haben …

Ostertrip als Start in die Campingsaison

Anfang April. Tatsache Nr. 1 – Wetter wird besser. Teilbedingt. No problem.

ACSI – Camping Card … das Vorsaisonangebot unseres bevorzugten Campingclubs: € 20,- all inclusiv für 2 Personen, diesmal „Primero Tenuto“ an der Isonzomündung vor Grado … alles easy.

Abfahrt am Palmsonntag, um dem vorösterlichen Verkehrsinfarkt zu entgehen. 3°C am Morgen in Trofaiach, in der Nacht hat es leicht geschneit.

Fahrt ohne Probleme durchs Kanaltal, wo wir letztmalig eine Regenfront durchfahren … 15 °C bei Ankunft in der Lagune, etwas Verzögerung bei Anreise durch Oldtimer-Rallye … Life is still on.

350 km beträgt die Strecke aus dem Herzen der Steiermark ans Meer, der Platz ist riesig und hat 2 Tage zuvor die Saison eröffnet. Wir platzieren uns ganz „vorne“ – obwohl es an der Rezeption geheißen hat, dass nur das Sanitärgebäude in der Mitte des Platzes geöffnet hat, finden wir auch das Gebäude am Außenrand offen und gereinigt vor!

Gewagt. Gewonnen.

Die Lage ist für Grado sehr attraktiv: zum einen die schöne Lage zwischen Jachthafen und Strand, zum andern 6 km außerhalb des Tourismusmoloch mit einfacher Anfahrt – wir machen eine kleine Erkundungstour per Auto mit anschließendem Relaxschläfchen, ehe wir am Abend das Terrain rund um „Pineta“ – also „Strand“ – erkunden und dank unserer guten Nase und etwas Glück ein tolles, authentisches Ristorante direkt am Highway finden. Pasta, Pizza, Fisch und ausgezeichneter Wein … very fine!

Altstadttour per Fahrrad

Das Aktivprogramm der beiden folgenden Tage legen wir teils per Fahrrad, teils per Auto zurück. Den Start macht eine erste Radtour mit Ziel Altstadt, Hafen und Strand von Grado. Spannend ist diese Tour auch deshalb, weil es meine erste größere Radherausforderung nach überstandener Knie-OP. zu Jahresbeginn ist. So gehen wir es auch sehr gemütlich an und erkunden zuallererst unser Camp, wo wir für unseren geplanten Pfingstausflug mit Gerlindes Eltern fündig werden und ein tolles Cottage nahe Strand und Restaurant finden und buchen.

Dann geht es auf großzügigen Radwegen ins Zentrum von Grado, das laut Wikipedia rund 8200 Einwohner zählt und auf einer Küstendüne am äußersten Ende des Golfs von Venedig liegt. Die Insel von Grado wird auch Sonneninsel oder Goldinsel genannt und was wir sofort feststellen – alles in österreichischer Hand … jede Menge österreichischer Fahrzeuge unterwegs und auf Parkplätzen, jede Menge österreichisches Sprachgewühl und nicht immer positives, touristisches Auftreten. Das sind dann für uns die Momente, wo wir seit vielen Jahren auf „English“ umschalten …

Die Vorteile mit dem Rad sind gewaltig, der Begriff „Fußgängerzone“ scheint den Einheimischen auch fremd, also passen wir uns an … wir stärken uns mit Weißwein und Muscheln im idyllischen Innenhafen, radeln die Strandzonen, die Altstadt und die Innenlagune ab und kehren nach kurzem historischen Schnuppern und weiterer Stärkung mit Gnocchi ins Camp zurück.

Besuch in Aquileia und Palmanova

Tag 2 ist Gerlindes Geburtstag und wir unternehmen einen „Kulturtrip“ per Auto mit Start in Aquileia. In der mittelalterlichen Basilika von Aquileia, vor der wir zu dieser Jahreszeit direkt davor parken können, befindet sich das bedeutendste frühchristliche Fußbodenmosaik Italiens, das auf das frühe 4. Jahrhundert datiert wird. Neben Museum, Römerstraßen und Aquädukt sind es vor allem die Überreste des Forums, das frei zugänglich ist und eine fotogene Abwechslung direkt an der Hauptstraße bietet.

Von Aquileia geht es auf schnurgerader Straße nordwärts – nach Palmanova, die als Idealstadttypus mit radialem Straßennetz bereits im 16. Jahrhundert geplant und auch umgesetzt wurde. Besondere Merkmale der 6-eckig angelegten „Planstadt“ waren relativ breite regelmäßige Straßen, so dass die Soldaten aus dem Zentrum auf schnellstem Wege zu den Verteidigungsanlagen gelangen konnten. Alles ist noch erhalten und in gutem Zustand … idealer Platz für uns zur Stärkung mit Pannini und Eis, zumal das Parken auch im Zentrum kostenlos ist.

Ausflug ins Collio

Letzte Station an diesem intensiven Tag finden wir rund 50 km nördlich im UNESCO-Weltkulturerbe-Städtchen Cividale del Friuli. Die 11.000-Einwohner-Stadt liegt ca. 15 km östlich von Udine unweit der Grenze zu Slowenien beiderseits des Flusses Natisone, der auch den Schauplatz für eine der Hauptattraktionen der Region bietet – die Teufelsbrücke, das Wahrzeichen der Stadt. Ihren Namen hat die Brücke von der Entstehungssage. Danach baute der Teufel die Brücke über den reißenden Fluss. Als Lohn sollte er die Seele des Ersten, der sie benutzt erhalten. Nach der Fertigstellung jagten die Bürger jedoch einen Ziegenbock über die Brücke.

Die Stadt ist eine ursprünglich keltische Siedlung, die von Julius Caesar zur Stadt erhoben wurde, also rund 2000 Jahre Geschichte aufweist. Für uns geht es nach Fotorundgang schließlich wieder zurück nach Grado, wobei wir noch am berühmten Kriegerehrenmal in Redipuglia vorbeifahren, ehe wir uns zum wohlverdienten „Geburtstagsschmaus“ beim schon bekannten Italiener nahe unserem Camp einfinden … Fischplatte ist diesmal angesagt.

So endet der diesjährige „Frühjahrsauftakt“ mit Temperaturen knapp über der 20°-Grenze, viel wohltuendem Ambiente, Sonnenschein und der Bestätigung, dass das Gute einfach wirklich doch so nah liegt …!

Römerzeit, Hitze und Flussdschungel

Ganz ehrlich – um die bereits zu Pfingsten stark anschwellenden Tourismushorden zu erleben, ist die nördliche Adria ein wenig erquickliches Reiseziel.

Aber – im Vergleich zum Idiotenchaos etwas südlicher präsentiert sich Grado und seine Umgebung noch friedlich und ruhig. Einzig und allein einige Moskitoangriffe sowie die Parkplatzmisere an der Altstadt Grados nervt und treibt uns in die Periferie. Standort ist wieder das Camp „Primero Tenuta“ und die Ziele lauten Strand, Aquileja und das einzigartige Flussdelta des Isonzo.

Später Pfingsttermin

Dass Pfingsten heuer so spät wie nur möglich im Kalender liegt (9. / 10. Juni), schlägt sich zum einen in der aufkommenden Tageserwärmung nieder, andererseits ist die Buchungslage bereits ausgereizt. Gottseidank haben wir zu Ostern mit viel Glück einen Bungalow nahe dem Strand gefunden und gebucht.

Mit von der Partie sind diesmal Gerlindes Eltern sowie Verena und Alex und dank gut gewähltem Anreisezeitpunkt bereits Freitag um 14 Uhr kommen wir über die Route Scheifling – Klagenfurt – Tarvis – Udine völlig unbehindert vor der „Pfingstwelle“ ans Meer und können uns bereits am frühen Abend auf der beschaulichen Terrasse des Camp-Restaurants von der doch hitzegeschwängerten Anreise erholen … zumal die Klimaanlage im Caddy ihren Geist aufgegeben hat.

Der Bungalow mit dem klingenden Namen „Garden-Cottage“ … die „Beachcottages“ waren leider ausgebucht … ist sehr geräumig und nett ausgeführt – inkl. Großer Terrasse und kurzem Weg an den Strand.

Lagune, Pool & Shoppen

Der Strand selbst ist sauber und einladend, das Meer in der Lagune aber weniger. Für uns, die wir den Bereich zwischen Grado und Monfalcone bereits seit den 1970-er Jahren kennen, ist die Situation mit den flachen Stränden samt starkem Gezeitenwechsel, vielen Meeresbewohnern – allen voran Krabben – und hohem Algenanteil bekannt, für die Fam. Legath ist dies weniger unterhaltsam. Gottseidank gibt’s eine riesige Poollandschaft, die wir letztlich fleißig nutzen.

Tag 2 steht, ehe die Hitze um 30°C Einzug hält, im Zeichen einer kleinen Ausfahrt nach Grado zum Shoppen. Zuvor statten wir der Kathedrale von Aquileia einen Besuch ab, die wir schon zu Ostern beschrieben haben. Dann heißt es Relaxen, Baden bzw. Tennis-Paris-Schauen … Thiem schlägt in einem Marathon Djokovic in 5 Sätzen und steht im Finale.

Am Sonntag besuchen wir die Altstadt von Grado, was allerdings in Anbetracht der Hitze und der Parkplatzmisere ebenfalls in sehr abgekürzter Form abläuft und neben zahlreichen Stadtdurchfahrten auf der Suche nach einem Parkplatz und einer Erholungspause in der Fuzo einen flotten Rundgang um die Basilika bringt. Danach heißt es wieder ab an den Pool … siehe Samstag. Diesmal läuft es für Thiem nicht so gut und er unterliegt wie im Vorjahr im Finale Nadal.

Dafür lassen wir es uns gutgehen, auch ein abendlicher Besuch bei unserem „Lieblingswirt“ steht an, wo wir – wie zu Ostern – großartig speisen und uns an den Genüssen aus Meer, Pizzaofen und Nudelkochtopf laben.

Ausflug ins Isonzo-Delta

Tag 3 zeigt sich vorerst bewölkt und geringfügig regnerisch, sodass Alex, Verena und ich spontan einen Ausflug an den Isonzo und seinen außergewöhnlichen Mündungsbereich unternehmen. Bei einigen Brücken zwischen Pieris und Terranova nehmen wir tiefe Einblicke auf den Flusslauf, sein smaragd-türkises Wasser und die dschungelhaften Uferbereiche und zum Abschluss besuchen wir das südliche Ende des Naturparks bei Punta Sdobba.

Bevor es aufklart und sich auch die Moskitos wieder aufschwingen, sind wir wieder im Camp und verbringen den letzten Tag um Pool und Cottage, ehe Verena und Alex die Heimreise antreten.

Auch wir sind am kommenden Tag früh auf den Beinen und gelangen noch vor Eintreffen der Hitze in der Heimat ein.

Aber es bleibt dabei: Die Nordadria und seine Moskitos sehen uns zu Pfingsten im Normalfall nicht mehr wieder!

Ostern 2016 Cavallino/Venedig

Ostern 2016 Cavallino/Venedig

Wie sehr oft in den vergangenen Jahren, ja Jahrzehnten, gilt die Osterzeit als jene Phase, die uns nach den oft mühsamen Wintermonaten richtig „durchatmen“ lässt. Und wo lässt sich das besser bewerkstelligen als im Süden – nicht nur Europas, sondern auch Österreichs. Die heurigen Ziele heißen Strem (bei Güssing) und Cavallino-Treporti (bei Venedig).

Der Mondkalender hat beschlossen, dass mein diesjähriger Geburtstag auf „Ostermontag“ fällt … ich kann mich nicht erinnern, schon mal zu diesem frühen Termin gefeiert zu haben! Das heißt aber auch, dass die diesjährigen Osterferien am 19. März beginnen … „Josefitag“ in der Steiermark und eigentlich noch „Spätwinter“. Die Temperaturen im Gebirge beweisen das auch. Da sind die 15°C am Weinberg in Strem nahe der ungarischen Grenze schon eine richtige Wohltat und der strahlende Sonnenschein vermittelt sogar erste echte Frühlingsgefühle. So werden auch die notwendigen Arbeiten am Kellerstöckl und am Weinberg recht angenehm und fallen in Kooperation mit Alex und Nick relativ leicht. Lediglich der von mir alleine durchgeführte Zubau an der Pergola kostet Kraft, Nerven und Material …

Beim „Weinschneiden“ machen Alex und Verena ihre ersten „Gehversuche“ und beim anschließenden Bearbeiten der alten Weinstöcke, die wir im Vorjahr durch junge Uhudlerpflanzen ersetzt haben, kommen Kreativität und Gestaltungsfreude zum Ausbruch. Als stimmungsvolles Ambiente für das diesjährige Geburtstagsmenü haben wir die Burg Güssing gewählt und ein geschmackvolles Erlebnis erfahren. Mit Nick gehen die Renovierungsarbeiten im Weingarten zügig und „schlagkräftig“ voran – auch das jahrzehntealte, ausgediente „Plumpsklo“ muss den tatkräftigen Arbeiten weichen … ein wehmütiger Blick zurück!

Teil 2 der „Ostertour“ steht vorerst unter dem Zeichen eindringlicher Wetterstudien, denn Kaltluft versetzt Österreich in österlichen „Spätwinter“ und so machen wir uns mit Caddy und Wohnwagen am Gründonnerstag (24.3.) bei 2,5°C und Schneefall auf den Weg nach Süden.

Ziel ist die langgezogene Halbinsel nördlich von Venedig, wo wir bei Punta Sabbioni ein ACSI-Camp zum Nebensaisonvorzugstarif beziehen und die Lagune samt Stadt und Inseln erkunden wollen.

Bei 18°C und strahlendem Sonnenschein kommen wir im Camping Village Cavallino an der Ostseite der Halbinsel an, wo Camping an vorderster Stelle der Urlaubsangebote steht, denn bei Ausfahrt aus Jesolo informiert uns die erste große Hinweistafel, das es auf den kommenden 15 Kilometern noch 25 (!) Campings gibt. 

Im Sommer ist hier die Hölle los – jetzt haben erst wenige Plätze geöffnet und von den beiden zu ACSI zählenden Camps wählen wir jenes, das am nächsten zur Bootsstation nach Venedig liegt.

19,- Euro (all inclusive) für Platz 29 (fast) direkt an der wirklich tollen Strandpromenade lassen unser Camperherz höher schlagen und die Aufbauarbeiten rasch hinter uns bringen, damit wir den lauen Abend mit einem ersten Strandspaziergang bei tollem Sonnenuntergang sowie ausgezeichnetem Pizzaessen in der campeigenen Trattoria genießen können. Schon obligatorisch gehören 3 Hoppalas zum Start: Zuerst stürzt und zerbricht eine Flasche Rotwein, dann entdecken wir eine undichte Wasserleitung im Wohnwagen und zu guter Letzt geht auch noch der Strom aus … aber bald ist alles vergessen und erledigt.

Den Freitag verbringen wir mit einer kleinen Erkundungs-, Orientierungs- und Einkaufsrunde über die Halbinsel mit folgenden Stationen: Punta Sabbioni Fährstation, Treporti, Cavallino, Sta. Dona di Piave, Eraclea Mare, Jesolo und retour.

Samstag und Sonntag starten wir jeweils ab Punta Sabbioni mit dem Vaporetto (ACTV) zur Lagunentour – die Tageskarte für beide Tage bekommt man um 30,- direkt am Anleger. Tag 1 geht es mit der Linie 14 direkt nach Venedig mit Stopp am Lido. Die Runde über die Hauptinsel per Schiff und zu Fuß bringt alte und neue Einblicke sowie Frühlingsgefühle bei knapp 20°C, die man zur Mittagrast im Freien nützen kann.

Neueste Erkenntnis im „GP der Extrempreise“ bringt uns eine „WC-Pause“ am Markusplatz: € 15,- für ein Bier (0,4 l) und € 8,90 für einen Capucchino … Beweise liegen bei!

Tag 2 startet mit Umstellung auf Sommerzeit und dem Vaporetto Nr. 12 in entgegengesetzter Richtung mit Ziel Murano und … zuvor … Burano! Welch ein Ambiente!

Obwohl Ostersonntag ist und bereits viel Betrieb herrscht, bedeutet der Rundgang über die kleine Fischerinsel mit ihren bunten Häuschen und engen Kanälen ein echtes „Highlight“. Ein „Schiefer Turm“ und ein – dank scharfer Beobachtungsgabe eruiertes – Gratisbier am Anleger zählen zu den Schmankerln, nach zahllosen Fotos inkl. Selfies und Panorama geht es per dicht gefülltem Schiff weiter nach Murano, wo wir an der Schiffsstation vorerst einen Schock ob der enorm langen Warteschlange der Menschen zur Abfahrt erleiden.

Um diesen Schock zu bekämpfen beschließen wir, uns erst Mal zu laben. So kommt es, dass wir am kleinen „Canale Grande“ der Glasbläserinsel Platz auf der Terrasse eines tollen Restaurants direkt am Wasser finden und neben herrlichem Gaumenschmaus auch die Kenntnis erlangen, dass hier an der Rückseite weitere Linienschiffe zurück nach Venedig fahren … Vaterland gerettet!

Der Rest ist Entspannung, Neugier und etwas Sonnenbrand im Gesicht.

Grazie.

Ostern in Apulien

Ostern in Apulien

Wein, Oliven & Trulli

Ostern in Apulien 2006

Ostersamstag, 9,30 Uhr, Frühstück bei 20°C im Camping La Masseria bei Gallipoli – dort, wo der „Absatz“ des italienischen Stiefels in den Golf von Tarent mündet …. Oder einfacher gesagt: Italien ganz hinten unten. Und wo Italien eigentlich gar nicht mehr so italienisch ist. Eine österliche Auto-Camping-Tour mit Stationen in Gargano, Alberobello, Brindisi, Lecce und Gallipoli … auf Spurensuche im Trulli-Land und dem Küstenstreifen an Adria und Golf von Tarent. Und auf der Suche nach Frühjahrssonne und italienischem „Dolce vita“.

 dieKlischees gibt es viele, auch jenes, dass Italien erst am Apennin beginnt. Wir beginnen deshalb unsere diesjährige Ostertour in Gargano, dem „Sporn“ der italienischen Halbinsel nahe der Hafenstadt Bari.

Apulien heißt diese Provinz, die sich bis zur Südspitze an der Straße von Otranto zieht, ca. 80 km von Albanien bzw. der griechischen Insel Korfu entfernt.

 

Frühjahrsparadies für Sonnenhungrige

Gargano ist eine Welt für sich: ein mächtiger Gebirgsstock mit dem größten Wald des Landes hat eine zauberhafte Küstenidylle mit bizarren Felsen und herrlichsten Sandstränden geschaffen.

Das Kap um die faszinierenden Städte Peschici (sprich Pes:kitschi) und Vieste ist ein Paradies für Sonnenhungrige und Surfer – und das auch jetzt schon im Frühling. Mehr als 100 Campingplätze und zigtausende Fremdenbetten bieten im Sommer Platz.

Jetzt zu Ostern sind erst wenige Touristen und Camper unterwegs. So ist es auch in den engen Gässchen der wenigen Städte noch ruhig und beschaulich. Auch im hoch oben thronenden Mont S’Angelo, dem Heiligtum des Erzengels Michael. Von oben genießt man den herrlichen Ausblick auf die Küstenebene mit undurchdringlichen Olivenhainen und Weingärten.

 

Besuch im Land der Trulli

Auf dem Weg zur Südspitze statten wir noch 2 Sehenswürdigkeiten einen Besuch ab: Zuerst der Kathedrale von Trani, dann der landeinwärts liegendem und weithin sichtbaren „Krone Apuliens“, dem achteckigen Castel dell’Monte, der Jagdresidenz Friedrichs II.

Von Gargano geht’s nun südlich und immer wieder stößt man auf jene eigenartigen Rundbauten mit ihren „Zipfelmütz“-Dächern, die man schlicht als „Trulli“ bezeichnet. Die Region der Provinz Bari, v.a. die Hügellandschaft südlich der Hafenstadt ist die Heimat dieser Steinkonstruktionen, die wie weiße, verstreute Punkte aus dem ausgedehnten Rotschimmer der Erde herausstechen. Die Trulli sind ursprünglich ohne Verbindungsmaterial aufgeschüttete Steinbauten bzw. Spitzdächer gewesen und der Mensch hat hier in unablässigem Schaffen das Ambiente gestaltet, indem er jene Materialien einsetzte, die durch den Boden geboten waren.

Die „Hauptstadt der Trulli“ ist Alberobello, heute ist der Stadtkern mit seinen Altstadt-Vierteln und über 1500 Trulli Weltkulturerbe der UNESCO und Hauptanziehungspunkt der Besucher. „Höhepunkt“ der Besichtigung ist dabei sicherlich die Möglichkeit, in einem der restaurierten Trulli Quartier zu beziehen. Der Preis pro Nacht in den modernst ausgestatteten Appartements liegt zwischen 30,- und 100,- Euro pro Person – je nach Lage, Größe und Jahreszeit.

Wir hatten das Glück, gleich ein „ganzes Gehöft“ zum Vorzugspreis für uns zu haben – ideal zum Krafttanken für unseren weiteren Weg Richtung Süden …. Richtung Lecce, Straße von Otranto und „Stiefelabsatz“.

 

Umrundung des Stiefelabsatzes

Der äußerste Ausläufer – der „Stiefel-Absatz“ – beginnt bei der Barockstadt Lecce. Mit seiner über 2500 Jahre alten Geschichte kann die Stadt auf eine bewegte Vergangenheit verweisen. Sie widerstand Angriffen Hannibals und der Türken und bietet heute mit einer Altstadt im Stile überladenen Barocks und seiner eigenartigen strohfarbenen Tönung ein einzigartiges Ambiente.

Ab Otranto, der Festungs- und Hafenstadt, beginnt die faszinierende Umrundung des „Absatzes“ entlang einer z. T. unwirklich überladenen Küste mit einer Pracht an Kakteen, Blüten, Oliven – vor allem im Frühjahr. Ein fotogener Ausblick jagt den anderen, die üppige und dramatische Steilküste, die man beruhigt zu den schönsten Europas zählen kann, endet erst am Leuchtturm und dem Heiligtum „Finibus Terrae“ bei Sta. Maria de Leuca, dem südlichsten Punkt unserer Reise und „Landestelle“ des Christentums in Europa. Hier hat man eine herrlichen Ausblick auf das offene Mittelmeer und die Marina, einem beliebten Treff für Segler und Jachten.

 

Abschluss in Gallipoli

30 km nördlich machen wir Station in Gallipoli – griechisch „schöne Stadt“ – das äußerst malerisch auf einer Landzunge bzw. Insel liegt. Die Stadt zieht uns ob ihres unvergleichlichen Hafenflairs sofort in ihren Bann, wir beobachten das mediterran gelassene Treiben der Fischer, genießen die aufkommende Wärme und lassen uns treiben.

Im Camp kommen wir in den Genuss zur „Saisoneröffnungs-Welcome-Party“ eingeladen zu werden … es gibt Bruschetta, Fisch, Obst und viel guten Wein.

Südlich und nördlich am Golf von Tarent dehnen sich herrliche Sandstrände aus, an denen wir noch einmal Kraft tanken, ehe wir den Heimweg über Tarent und Bari bzw. die SS1 antreten.