„Tatort“ – Schauplatzsuche in Münster

„Tatort“ – Schauplatzsuche in Münster

Der Start unserer „Sommertour 2019“ an die deutsche Nordseeküste führt wieder einmal durch deutsches „Kernland“. Um den Weg an die Küste zu erleichtern, steht diesmal ein Besuch im Münsterland am Programm. Dieser Besuch gestaltet sich historisch und krimitechnisch orientiert, denn zum einen gilt Münster als eine der spannendsten Krimistädte des Landes samt ungewöhnlichem „Tatort-Gespann“ und zum andern findet man im Umland eine Vielfalt an Wasserschlössern und originelle Burganlagen … und einen Campingplatz in „Raddistanz“ zur Altstadt. Also auf geht’s …

 

Man muss vorausschicken, dass die angepeilte Region an der deutschen Nordseeküste zwischen Holland und Dänemark schon lange auf unserer Reiseliste steht, es aber bislang nur bei zarten Versuchen – sprich punktuellen Gedanken für einen Besuch – geblieben ist.

Das Wattenmeer zwischen Ost- und Nordfriesland gehört sicherlich zu einer der faszinierendsten Naturlandschaften des Kontinents. Dazu kommen viele Städte zwischen Emden, Bremerhaven, Cuxhaven und Husum, die zu den attraktivsten des Landes zählen. Aber – wie gesagt – dies alles nur durch Hörensagen, TV-Bilder und Geschichten.

 

Schwierige Urlaubsplanung, die Vorgeschichte

Eigentlich war die grundsätzliche Urlaubsplanung für den Sommer 2019 bereits im Frühjahr gediegen und Anfang Juni abgeschlossen: Ziel war Ostslowakei – Polen – Baltikum … auf durchwegs unbekannten Wegen und abseits des Hauptstromes.

Und eigentlich kam dann alles ganz anders – nur woher und warum konnten wir nicht mehr genau sagen! Vielleicht war es die im Raum stehende deutsche Autobahnmaut

… oder die herankommende Hitze, die sich mit Temperaturen über 30°C einstellte – Ende Juni hatten wir 37 bis 38°C!

… oder war es einfach die Lust auf gemütliches Reisen, völliges Neuland und viel Natur und Kultur.

 

Ziel gefunden: Norddeutschland Nordsee

Und so heißt das Ziel schließlich Norddeutschland & Nordsee! Natürlich fahren wir per Wohnwagengespann, Räder sind diesmal mit an Bord und die Route zählt ob der sommerlichen Verkehrssituation zu den „gefährlichsten“ in puncto Staugefahr. Dafür hält sich der Einpackstress in Grenzen, denn im Vergleich zu Nordlandreisen kann die Beladung mit Nahrungsmittel entfallen.

 

In Etappen bis Ostfriesland

Die Strecke bis Ostfriesland beziffern wir mit rund 1200 km und wie schon auf den letzten Touren teilen wir sie in Etappen. Als erstes Ziel wählen wir das Münsterland nördlich des Ruhrgebietes und den Start von Österreich für einen Sonntag, um der Verkehrslawine bzw. den Lkw’s zu entgehen. Es ist der 7.7. – unser Glückstag.

Ganz „ohne“ geht es zwar nicht ab, aber flüssiger Verkehr auf A9 (A), A3 und A7 mit 2 kurzen Staus um Nürnberg und vor Würzburg lassen uns mit der gewählten „kürzesten“ Route (laut Google Maps) durchaus zufrieden sein. Nach rund 660 Kilometern und 8,5 Stunden Fahrzeit inkl. einer einstündigen Pause für Tanken und Imbiss beziehen wir nördlich von Fulda ein ACSI-Camp, wo noch das Vorsaisonangebot der „Camping Card“ um 20,- gilt und wir bestens untergebracht sind.

 

Verkehrsfunk hilft Staus zu vermeiden

Am nächsten Tag sind wir bald wieder auf den Beinen bzw. „On the road again“. Wir erkennen aber bald, dass auch eine gewisse Vorsicht beim Verkehrsfunk sowie Glück dazu gehört, denn auf der Gegenfahrbahn passieren wir einen Stau nach Verkehrsunfall, der bald 15 km lang ist und stundenlanges Warten bedeutet … sobald wir die neuralgischen Punkte um Kassel hinter uns haben und uns auf der A44 Richtung Dortmund bzw. A33 Richtung Paderborn befinden, atmen wir erleichtert auf.

 

Campingplatz in Münster

In Münster haben wir per Internet einen Platz am ACSI-Camp nahe der Stadt reserviert und nach einer kleinen, unbeabsichtigten Tour übers Land stellen wir am frühen Nachmittag unser Gefährt auf äußerst gepflegtem Terrain ab.

 

Mit dem Fahrrad nach Münster

Tag 3 steht ganz im Zeichen eines Münsterbesuches per Fahrrad und das Stichwort heißt „Tatortsuche“. Denn die Stadt ist uns aus gleichnamiger TV-Serie ein Begriff … nach den österreichischen Kultkiberern Krassnitzer und Neuhauser gelten Kommissar Thiel und Forensiker Börne alias Axel Prahl und Jan-Josef Lieffers als absolutes Spitzenduo. Wie überhaupt die Region krimitechnisch als absolut mörderisch gilt, zumindest was die TV-Präsenz und Schreiberzunft betrifft.

Was aber noch auffallender ist – wohin man blickt: aus allen Richtungen kommen Radfahrer und selbst die TV-Kommissare werden immer wieder auf dem Rad ins Bild gesetzt … denn Münster ist ohne Fahrräder schlichtweg nicht vorstellbar. Laut „Dumont“ sind selbst der Oberbürgermeister, der Bischof und der Polizeipräsident mit der „Leeze“  unterwegs, wie die Drahtesel vor Ort genannt werden. Vor einigen Jahren hat die „Leeze“ sogar das Auto als wichtigsten Verkehrsträger abgelöst … und der Trend hält an.

Auch wir reihen uns in die „Pedal-Ströme“ ein, verkehrstechnisch wird auf die Radler mehr Rücksicht genommen, als auf den übrigen Verkehr. Prunkstück der mehrfach zur „Fahrradhauptstadt“ prämierten Westfalenmetropole ist die rund 4,5 km lange Promenade rund um die Altstadt. Unbestätigten Gerüchten zufolge haben die meisten Münsterianer sogar ein Zweitrad, denn für die Stadt und die Freizeit steigen nur die wenigsten auf die dieselbe „Leeze“. Radfahren ist hier in Münster absoluter Alltag, wie riesige Abstellplätze und eine Vielzahl an „Radstationen“ beweisen.

 

Mit dem Fahrrad durch die Altstadt Münster

Unsere Tour beginnt mit einer entspannten 4-km-Anfahrt direkt ins Zentrum mit Prinzipalmarkt, Rathaus und Domplatz und schon steht man mitten in rund 900 Jahren Stadtgeschichte. Prächtige Patrizierhäuser, ein unglaublicher Dom, das Rathaus mit dem Friedenszimmer, wo 1648 der „Westfälische Friede“ den 30-jährigen Krieg beendete, unzählige Bogengänge und, und, und … es dauert etwas, bis man sich an Fülle und Bedeutung gewöhnt hat.

Nach einem ausgiebigen Altstadtbummel schwingen wir uns wieder aufs Rad. Zuerst drehen wir eine Runde durch den „Stadthafen“, der sich zur „Business-Meile“ entwickelt, und nach einer Stärkung mit diversen Fischbrötchen besuchen wir noch Schloss und Aasee mit seinen Skulpturen. 19 km legen wir insgesamt per Bike zurück und am Abend machen wir uns per Auto auf „Shopping-Tour“, v.a. um in einem der Rieseneinkaufsmärkten in den Besitz unseres Lieblingsbieres „Köstritzer Schwarzbier“ zu kommen. Im insgesamt 4. Versuch werden wir in einem Edeka-Getränkemarkt fündig!

 

Mit dem Auto durch das Münsterland 1.Etappe: Dortmund-Ems-Kanal

Tag 2 bringt eine Tour durchs Münsterland und steht ganz im Zeichen von „Wasser“. Den Anfang machen wir im Norden der Stadt. Hier treffen wir auf eine einzigartige Brückenkonstruktion, wo der „Dortmund-Ems-Kanal“ den Ursprungsfluss Ems überfließt. Bei genauer Recherche im Internet haben wir herausgefunden, dass seit den 1930-Jahren das gesamte Land von einem Netz an Kanälen durchzogen wird. Ein kongeniales Transportkonzept aus Ingenieurshand und für uns ein spannender Auftakt.

 

2.Etappe: Wasserschlössertour im Münsterland

Weiter geht es 15 km westlich von Münster mit dem Besuch von Schloss Hülshoff, dem Geburtsort der berühmtesten deutschen Schriftstellerin, Annette von Droste-Hülshoff, die hier 30 Jahre ihres Lebens verbrachte. Das malerische Schloss ist von Wasser umgeben und duftet von einem Blütenmeer im Park.

Wasser ist auch das dominante Element bei Burg Vischering in Lüdingshausen, wo uns die Sonne einzigartige Stimmungsbilder gewährt. Und wieder nur wenige Kilometer südlich stehen wir vor Schloss Nordkirchen und seinem umgebenden See, diesmal ist der Zugang aber nur bedingt möglich, da sich die Anlage im Besitz des Landes Nordrhein-Westfalen befindet und eine „Fachhochschule für Finanzen“ beherbergt.

Den Abschluss findet unser Besuch im Münsterland im campeigenen Gasthaus bei deftigem Mahl samt Köstritzer von Fass … ehe wir einer letzten Verbindung zu „H2O“ vorbeugen und unsere Außenausrüstung abbauen, da für die kommende Nacht ein Wetterumschwung in Form von Niederschlag in Wasserform vorausgesagt ist. Bei soviel „Wasserbezug“ genießen wir richtiggehend ein abendliches Gläschen Wein aus dem Südburgenland. Prost.