Die Macht der Presse …

Die Macht der Presse …

Die Macht der Presse …

… bekommen speziell im Herbst viele Obst- und Traubensorten zu spüren. Am Ende der Tortur warten Säfte, Obstmost, Wein etc. auf ihren Weg in diverse Flaschen und Trinkgefäße. So auch der oft geschmähte, aber ebenso heroisierte Uhudler im südlichen Burgenland. Klischees und unterschiedliche Zugänge dominieren die Diskussion um dieses Kultgetränk.

 

AUF DEN SPUREN VON NOAH, ISABELLA, ELVIRA & CO.

Tatort

Strem bei Güssing nahe der ungarischen Grenze.

 

Corpus delicti

Direktträger-Traubensorten (auch Hybridsorten genannt), die eine spezielle Resistenz gegen Reblausbefall und bestimmte Pilzkrankheiten besitzen.

 

Endprodukt

Ein Cuvee aus 3 bis 11 Sorten Trauben, der je nach Ausbauart und Zusammensetzung einem hellen Rotwein oder Rose ähnelt und dessen Bukett äußerst intensiv ist bzw. an Walderdbeeren oder Johannisbeeren erinnert. Fachleute bezeichnen den charakteristischen Geschmack als „Fox-Ton“.

Namensherkunft:

Seit über 100 Jahren wird der im Südburgenland beheimatete Uhudler so genannt und erhielt offensichtlich seinen Namen von den Frauen der Weinbauern, weil der Blick nach übermäßigem Konsum einem „Uhu“ glich.

 

Ursachenforschung:

In den 1980-er-Jahren wurde laut wikipedia.de der Begriff „Haustrunk“ im Zuge der Verschärfung des österreichischen Weingesetzes anlässlich des Glykolskandals aus dem Gesetz gestrichen, womit der Uhudler verboten war … Indem die Hauptsorten als Wein erklärt wurden, konnten sie in das burgenländische Weingesetz aufgenommen werden.

Der Herbstbeginn im äußersten Südosten unseres Landes steht seit Menschengedenken im Zeichen der Weinlese und in den Hügeln rund um Güssing und die Pinkataler Weinstraße ist dies vorrangig das Ernten der Uhudlertrauben. 11 sind es zurzeit … laut www.uhudlerkultur.at.

„Uhudlerherstellung ist absolute Handarbeit“

 

Auch im beschaulichen Weingarten der Familie Legath-Koch dreht sich in den letzten Septembertagen des Jahres 2020 alles Tun um das Einbringen von Concordia, Noah, Delaware und Ripatella. Das Vorhaben, an dem die gesamte Familie beteiligt ist, beginnt bereits Tage zuvor mit den Vorbereitungen im Weinkeller.

Genau genommen beginnt der Gesamtprozess im auslaufenden Winter eines „Weinjahres“, wenn ab Februar je nach Temperaturfortschritt mit dem Schnitt der Weinstöcke begonnen wird. Rebenschnitt und Weinbergpflege im Frühjahr sind aber im Grunde genommen schon die Haupttätigkeiten im Wachstumsverlauf der Reblaus resistenten Direktträger, die gänzlich ohne chemische Spritzmittel und Pflanzenschutz auskommen.

„Uhudler ist ein absolutes Bio-Naturprodukt“

Diese Unabhängigkeit von Produkten der mächtigen Chemo-Industrie machte es für den Uhudler anfangs sehr schwer, überhaupt in die Kategorie „Wein“ aufgenommen zu werden. Nur der Unbeugsamkeit einiger Unbeirrbarer, wie dem schon legendären Rübezahl (im Bild 2. von links) in den Hügeln über der Gemeinde Heiligenbrunn, ist es zu verdanken, dass dieses außergewöhnliche Getränk legalisiert und fast schon „salonfähig“ wurde.

Von diesen vergangenen Kämpfen ist bei der Lese 2020 nichts mehr zu spüren – im Gegenteil. Der Tag der eigentlichen Weineinbringung kennt einerseits seinen klaren Ablaufrhythmus, andererseits läuft alles ohne Hektik und Stress ab. In jahrzehntelang trainierten Handlungen wissen alle Beteiligten, was wann zu tun ist. Die Jungen wachsen per „learning by doing“ in den Ablauf hinein und die wenigen „Lese-Neulinge“ schaffen den Einstieg in überschaubarer Kürze.

„Weinlese hat heute den Hauch von Romantik und Brauchtum“

 

Die Handgriffe genießen durchwegs den Spirit von „Romantisierung“ … Abschneiden oder Abreißen der Trauben, Buttentragen, Rebeln, Pressen und erstes Verkosten des „Süßmostes“ gehören zu den „to do“-Listen modernen Lifestyles.

Die Erschwernisse der Arbeiten werden „belastungsneutral“ verteilt und so finden auch die Kleinkinder ihren Platz im Ritual, ebenso wie die 90+ jährigen, deren Tätigkeit sich oft auf Beratung, Verkostung und Verantwortung reduziert.

„Uhudler ist ein Cuvee aus mindestens 3 Traubensorten“

Der Fachmann in der Uhudler-Produktion weiß Bescheid. Mindestens 3 verschiedene Traubensorten sind notwendig, um den Cuvee zum „Heckenklescher“ werden zu lassen, der das Prädikat „Uhudler“ auch verdient. Natürlich haben auch am Weinberg Legath-Koch moderne Verarbeitungsmethoden Einzug gefunden, aber der Ablauf bleibt stets gleich: die abgeschnittenen Trauben werden mittels Körben, Kübeln oder Kisten in den Pressraum gebracht, wo sie zuerst im „Rebler“ landen.

Hier geht die echte Handarbeit weiter und die manuell angetriebene Kurbelmaschine trennt die Trauben von Rebe und Stängel bzw. werden zerquetscht. Dieses Konglomerat wandert nun per Eimer in die von Hand betriebene Presse und rinnt als „Süßmost“ in den Sammelbottich, wo als nächstes die Messung des Zucker- und Alkoholgehalts sowie die unumgängliche Verkostung erfolgen.

„Je nach Trauben bekommt der Uhudler seinen typischen rötlichen Farbton“

Erst jetzt geht es für das „Zwischenprodukt“ in das Fass, wo es in den kommenden Wochen und Monaten zum Endprodukt reifen wird. Die für den Weinberg der Familie Legath-Koch typische zart-rötliche Farbe bekommt der Uhudler durch den spürbaren Anteil an weißen Trauben, wie Noah und Delaware. Den Geschmack bestimmt hauptsächlich die dominante Ripatella-Traube.

Der Ertrag fällt diesmal wieder äußerst zufriedenstellend aus, als „Hauptkriterium“ zeigte sich bei der Lese wieder einmal die Pergola beim Weinstöckl, die schon traditionell stark bewachsen ist und dem „Lese-Team“ einiges Geschick abverlangt. Dafür entschädigen danach die gemessenen 17 „Klosterneuburger Zuckergrade“ und die Gesamtausbeute von rund 350 Liter für jegliche Mühe.

„Am Ende einer Weinlese warten Speis und Trank“

Selbstverständlich gleitet der Tag mit einem deftigen Mahl in der nachmittäglichen Sonne auf der Terrasse aus … Temperaturen um die 25°C sind in dieser Region auch zu dieser Jahreszeit keine Seltenheit. Verkostung der regionalen Spezialitäten wie Blaufränkisch, Welschriesling, Merlot und natürlich Uhudler darf zum deftigen „Schmaus“ nicht fehlen. Und dass sich beim anschließenden Lagerfeuer die Gespräche kaum noch um die vergangenen Mühen drehen, ist ebenso klar wie die Tatsache, dass es auch 2021 wieder heißen wird: „Wui sein!“ oder „Wohl bekomm’s!“

Baltikum20 – Teil 3: Heimreise über den Osten Lettlands

Baltikum20 – Teil 3: Heimreise über den Osten Lettlands

BESUCH IM LETTISCHEN NATURPARADIES

Die Verlängerung an der „Karibik der Ostsee“ und die unterhaltsamen Filmdrehs tun wirklich gut und verleihen uns die nötige Energie für einen kleinen Umweg auf der Heimreise über die Seenplatte und das Naturparadies an Lettlands Hauptfluss im Südosten des Landes. Und die Lage des Camps am Fluss unterstützt uns auch dabei …

 

Über schon bekannt gute Straßen geht es an der Rigaer Bucht entlang südwärts, da wir Teile davon schon 2011 und 2015 besucht haben, fahren wir inklusive Tankstopp in Jurmala auf schnellstem Wege von Riga das Daugava-Tal entlang in den äußersten Südosten Lettlands.
Die E22 und die A6 entpuppen sich als großteils neue Highways, die die Hauptverkehrsader Richtung Weißrussland bilden und bestens ausgebaut sind. So schaffen wir in weniger als 6 Stunden die West-Ost-Durchquerung des Landes und machen uns auf Campsuche in der Umgebung von Daugavpils, der 2. größten Stadt des Landes.

 

Ausklang im Naturparadies der Daugava

Mit Hilfe von Google Maps haben wir uns für ein Camping mit dem klingenden Namen Ozianna direkt im Naturpark in den „Daugava-Bögen“ entschieden und unsere Entscheidung kommt nur einmal ins Wanken, als sich bei Anfahrt die Straßenverhältnisse abseits der Hauptstraße sukzessive verschlechtern … die letzten Meter in die Flussauen sind eine Schotter-Sand-Piste mit vielen Querrillen und Riesenschlaglöchern – wir schaffen es mit viel Vorsicht und Geschick.

Dafür entschädigt uns nach erster Skepsis Lage und Outfit der Anlage am Fluss: Ein idyllisches Holzhüttendorf, das ebensolche Stell- und Zeltplätze an der Vorderfront bietet und überraschend auch mit passablen sanitären Einrichtungen aufwartet. Und das all inclusive um 15,- €uro … alles bestens – also ab ins Naturparadies.

Der Naturpark wurde in den Niederungen der Daugava angelegt, um die einzigartige und ungewöhnliche Landschaft des Daugava-Mittellaufs, seine wertvolle Natur, die biologische Vielfalt der Pflanzen- und Tierwelt und die kulturhistorischen Denkmäler zu erhalten. Und davon gibt es jede Menge … https://www.latvia.travel/de/sehenswurdigkeit/naturpark-daugavas-loki-daugava-bogen

Nach Campaufbau und Stärkung unternehmen wir eine erste Wanderung, die an einem riesigen Holzturm endet, der gewaltigen Ausblick auf den sich dahin schlingenden Fluss, das zumeist bewaldete oder agrarisch genutzte Hinterland und auch die nur wenige Kilometer entfernte weißrussische Grenze bietet.

Am Abend beobachten wir auch eine Gruppe von Kanufahrern und SUPs, die sich in Anbetracht von starkem Gegenwind gemächlich flussabwärts bewegen und wir bekommen natürlich auch Lust, uns auf dem Wasser zu bewegen. Für den nächsten Besuch hier versprechen wir uns hoch und heilig, immer unsere Skijaks mitzunehmen!

Der Fluss ist natürlich auch ein Eldorado für Vogelkundler und Angler und wir beobachten Reiher, Störche & Co. sowie die Versuche der Campnachbarn beim Fischen … übrigens sehr erfolgreiche Versuche. Leider sind wir selbst einfach zu relaxed und auch ausgelaugt, es selbst auch zu versuchen.

Kirchentag und Seenrunde mit Ausklang in der Großstadt

Aufgrund der unsicheren Wettersituation entschließen wir uns tagsdarauf für eine Rundfahrt durch die nördlich der Daugava gelegene Seenplatte mit abschließendem Besuch in Daugavpils.

Highlight der Region ist die Kathedrale von Aglona – wie überhaupt das Leben hier von starker religiöser Zugehörigkeit bestimmt ist. So wird unsere Tour auch hauptsächlich zum „Kirchentag“, was aber ob der unvermeidlichen Regengüsse kein Beinbruch ist.

Ob es „göttliche Fügung“ ist, dass sich ausgerechnet bei unserem Rundgang in Aglona die Sonne zeigt, sei dahingestellt. So aber bekommen wir mittels bester Lichtverhältnisse einen Eindruck von der riesigen Anlage um die bekannteste Wallfahrtskirche des Landes, wo rund 100.000 Pilger Platz finden.

Die „Basilika Mariä Himmelfahrt“ von Aglona erhielt als römisch-katholische Wallfahrtskirche den seltenen Titel eines internationalen Heiligtums sowie einer „Basilica minor“. Sie wurde im auslaufenden 18. Jahrhundert im späten italienischen Barockstil errichtet und Papst Franziskus besuchte die Kirche auf seiner Pastoralreise durch das Baltikum 2018.

Die Kirche ist eines der 8 vom Heiligen Stuhl anerkannten Internationalen Heiligtümer und vor allem anlässlich des wichtigsten Festes zu Mariä Himmelfahrt am 15. August wird eine Riesenanzahl von Pilgern angezogen, manchmal über 100.000. Der Ruhm des Heiligtums reicht weit über die Grenzen Lettlands hinaus, mit einer großen Zahl von Pilgern aus Russland, Weißrussland und Litauen.

Durch eine Regenfront geht’s es nach Daugavpils, wo wir bei aufklarendem Wetter zu einer bemerkenswerten Kirchenrunde starten, denn in unmittelbarer Nähe finden wir eine russisch-orthodoxe Kathedrale sowie ihr lutheranisches und katholisches Gegenstück – alle 3 sehr eindrucksvoll und höchst unterschiedlich. Anm.: In der russisch-orthodoxen Kirche wollte man fürs Filmen Eintritt verlangen …!

Daugavpils ist einen Besuch wert

Grundsätzlich stehe ich den „städtischen Werten und Errungenschaften“ ja mit Skepsis gegenüber, aber der Besuch von Lettlands zweitgrößter Stadt entpuppte sich als positiv. Die Stadt, die heute rund 92.000 Einwohner zählt, nachdem sie zum Ende des Sowjetimperiums mit 130.000 Einwohnern einen Höchststand erreicht hatte, blüht gerade so richtig auf. Die Innenstadt zeigt sich in vielen Bereichen bereits von ihrer besten und modernen Seite, das Fehlen von Hochbauten wirkt angenehm und hat auf das geschäftige Leben kaum Einfluss.

Im Gegenteil – die zentrale Lage der Stadt nahe der litauischen und weißrussischen Grenze haben die Wirtschaft so richtig angekurbelt … auch der Weg nach Moskau verläuft hier! Zusätzlich bieten die Daugava und die Bahnlinie wirtschaftliches Potenzial.

An die herrschenden Coronazeiten machen im hochmodernen Einkaufstempel im Zentrum völlig unaufgeregt Hinweisschilder aufmerksam, die zur Einhaltung von „2 m Abstandsregeln“ und Händehygiene auffordern, was aber hier in Anbetracht des normalen menschlichen Umgangs kein Problem darstellt.

Nach wirklich umfassender freundlicher Aufklärung im nagelneuen Infocenter und ausgezeichneter Stärkung in einer Cafebar endet unsere Besichtigungstour in einem außergewöhnlichen Relikt – der Zitadelle aus dem 19. Jahrhundert. Diese „Stadt in der Stadt“ ist kulturhistorisch bedeutend, da sie als einzige Anlage dieser Art in Osteuropa vollständig erhalten ist.

Die Festungsanlage, die heute noch voll benützt wird, hat eine bewegte Vergangenheit hinter sich. Während der Zarenzeit saßen hier die Staatsverbrecher ein, danach nutzten die Armee des jungen lettischen Staates und ab 1940 die Sowjets die Anlage.

In den Kriegswirren war es auch Kriegsgefangenenlager der deutschen Besatzer und ein Ghetto für die einheimischen Juden.

Während der sowjetischen Besetzung wurde die Zitadelle von der technischen Abteilung der Roten Armee als Kaserne und Ausbildungsstätte für Offiziere genutzt, teilweise umgebaut und mit etlichen monotonen Plattenbauten als Personalwohnbauten ergänzt. Diese Gebäude werden weiterhin genutzt. Inzwischen wurden mit Mitteln der EU einige Gebäude restauriert und werden als Museen und Verwaltungsgebäude (z. B. Polizeipräfektur) genutzt. Im Hauptgebäude wurde ein Museum mit Werken des lettisch-amerikanischen Künstlers Mark Rothko, der als Marcus Rothkowitz in Dünaburg geboren wurde, eingerichtet.

Da die Anlage bis auf wenige Abstriche zu besuchen ist, erkunden wir auch Teile der Wehrmauern und Zugangsbereiche und drehen eine lustige Videoaufnahme per Auto …

 

Heimreise über Litauen, Polen und Slowakei

Der Heimweg steht natürlich vorrangig im Zeichen der Frage, ob und in welcher Form wir es mit Grenzkontrollen zu tun haben werden. Eines vorweg: Außer ein paar gelangweilten Polizisten, die sich an der litauisch-polnischen Grenze so gut wie gar nicht um Nicht-Lkws kümmern, bleibt es wie gehabt: offene Schengengrenzen, keine Behinderungen und keinerlei Hinweis auf Einreisebeschränkungen und Kontrollen … nur an der slowakisch-österreichischen Grenze bei Bratislava „schleift“ man uns über eine Umleitung an der ehemaligen Grenzstation – ebenfalls ohne Reaktion!

Als Route haben wir wieder unseren gewohnten Weg aus dem letzten Jahrzehnt über Warschau und die Slowakei gewählt, in Anbetracht der Baustellensituation bei Lodz lassen wir uns aber die Alternativroute über Krakau offen. Nach günstigem Tankstopp in Zarasai gleich hinter der lettisch-litauischen Grenze – Litauen gilt als günstigstes Spritland der Tour – durchqueren wir Litauen via Kaunas in knapp 4 Stunden auf guten Straßen und Autobahnen, ehe wir nach problemlosem Grenzübertritt nach Polen und Tankstopp in Bialystok das weitere Vorgehen erörtern.

Da wir uns als zeitliches Ziel setzen, spätestens bis 19,00 h ein Camp anzusteuern, suchen wir uns ein mögliches Ziel südlich von Warschau. Nach flottem „Ritt“ auf der neuen A8 und durch die Hauptstadt dank Google Maps gelangen wir in ein Camping, das sich als idyllische Überraschung entpuppt: Ein Stellplatz am „Venice Palace Hotel“ – einem Romantikhotel am Teich im Stile von „venezianischem Barock“, das Camping mit Nutzung aller Einrichtungen des Hotels bietet.

So wird dieser Stopp für uns zu einem außergewöhnlichen Abend mit tollem Essen und relaxtem Erholen … so angenehm, dass wir uns bereits in den ersten Morgenstunden völlig erholt auf den weiteren Heimweg machen können. Das beeinflusst vor allem die Entscheidung, welchen Weg in den Süden wir wählen werden … weil wir bereits um 6,00 Uhr unterwegs sind, wagen wir die Route über die um einige Kilometer kürzere Autobahn-Großbaustelle bei Lodz auf der neuen A1 und haben Erfolg, denn ohne Stau sind wir gegen 9,00 h im Bereich von Kattowitz. Hier legen wir eine ausgedehnte, verdiente Frühstückspause aus, ehe wir noch vor Mittag die Grenze in die Slowakei bei Cadca überschreiten.

Der Rest der Route ist Formsache, wir kennen sie seit 2010 und nach letztem Tank- und Jausenstopp am Neusiedlersee erreichen wir nach insgesamt 19,5 Stunden Fahrzeit und 1570 km die Heimat, wo uns eine große „Überraschung“ erwartet: Hatten wir es auf der Fahrt ab Warschau mit stets steigenden Temperaturen von 20° bis 32°C im Osten Österreichs zu tun, so warteten ab Semmering Regen und 20° auf uns … wie schön – fast im Urlaub!

Baltikum20 – Teil 2: Natur pur & Strandleben am Kap Kolka

Baltikum20 – Teil 2: Natur pur & Strandleben am Kap Kolka

EIN HAUCH VON ABENTEUER UND EXKLUSIVITÄT

 

Nach erfolgreichem Auftakt im Südwesten Lettlands geht es nordwärts bis ans Kap Kolka, jener inspirativen Landzunge, die als Nationalpark geschützt weit ins die Ostsee ragt und diese von der Rigaer Bucht trennt … eine Reise ins Land der „Liven“ – einer Volksgruppe, die sich der finnisch-ugrischen Bevölkerungsgruppe zugehörig fühlt und dem Livland seinen Namen gab.

 

Mit leichter Wehmut verlassen wir die bereits lieb gewonnenen Dünen im Süden Lettlands und fahren nordwärts über Liepaja und Ventspils entlang der Westküste ans Kap Kolka. Da die Wetterprognose ab Mittag auf „Regen“ steht, sind wir früh unterwegs und kommen inklusive Tankstopp in Ventspils auch in Anbetracht der ausgezeichneten Straßenverhältnisse flott voran. Unser Spruch dieser Tage lautet „Da baut die Strabag“, denn diese Erfahrung hatten wir schon 2015 und 2016 gesammelt – der Unterschied zu damals: heute sind die meisten Straßen fertig und überaus großzügig gestaltet.

 

Das einzige fehlende Reststück sind rund 20 km „Rumpelpiste“ ab Ventspils, aber ab Einfahrt in den Nationalpark am Kap ist der Highway wieder perfekt und in rund 3,5 stündiger Fahrt stellen wir im urigen Camp Usi („Uschi“) nahe dem Kap ab. In diesem sehr einfachen, aber sauberen Camp kommen wir nach langer Zeit wieder in den Genuss von „Naturaldusche“ (zumeist kalt) und „Plumpsklo“ … und das um € 16,- inkl.

Lettland ist ein Campingland

Apropos Camping. Schon seit 2010 sind wir von der Qualität der baltischen Campingplätze insgesamt sehr angetan und Lettland präsentiert sich mehr denn je als echtes „Camperland“. Alle Plätze weisen unter gegebenen Umständen höchste Sauberkeit und Hygiene auf … und das nicht nur aus „Coronagründen“!

Wir haben nun im vergangenen Jahrzehnt bei 5 Aufenthalten mehr als 25 Campingplätze kennengelernt und wurde auch in entlegenster Lage von der Ausstattung und Kreativität der Betreiber überrascht. So stören auch hier direkt am Kap die Einfachheit der Sanitäranlagen teilweise unter freiem Himmel nicht … im Gegenteil – man fühlt das Bestreben der Bevölkerung nach natürlichem, sanften Tourismus mit Integration ins reguläre Leben der Region.

Auch die Preise sind äußerst adäquat und liegen heute zumeist zwischen 15 und 25 €uro – all inklusive natürlich für Wohnwagen/Wohnmobil, 2 Personen, Strom etc. In den Anfängen 2010 und 2011 hatten wir noch Plätze zwischen 7 und 12 €uro entdeckt und in all dieser Zeit sind Angebot und Ausstattung stetig am Wachsen. Zu finden sind die Plätze zum einen per Katalog und App des Campingverbandes der einzelnen Länder, per Apps vieler privater Anbieter und am einfachsten über „Google Maps“, was auch für uns zum sicheren Wegbegleiter wurde.

 

Ruhephase, Coronainfo und Erkundung von Kap Kolka

Während wir die „Wartezeit“ auf den prognostizierten Regen mit Campaufbau, Einkauf im örtlichen Geschäft und einer kleinen Wanderung an der Küste verbringen, haben wir auch Kontakt in die Heimat, denn unser Sohn Alexander teilt uns mit, dass Finnland auf Grund der weiter ansteigenden Infektionszahlen in Österreich eine 14-tägige Quarantäne für uns verhängt hat … der Wert für diese Maßnahme ist die Quote der Infizierten pro 100.000 Einwohner und da schnellt Österreich gerade über die Grenze von 15. Okay – nach Finnland wollen wir eigentlich sowieso nicht, aber es werden sich auch die baltischen Länder sehr bald in diese Richtung bewegen und „dicht machen“.

Es soll uns aber erst interessieren, wenn es soweit ist … für diesen Zweck sind wir ja auch per App auf der Seite des österreichischen Außenministeriums registriert, um rechtzeitig Informationen zu bekommen. Der Coronagefahr wird hier äußerst adäquat und angepasst begegnet, die baltischen Staaten zählen zu den verschonten Bereichen unseres Kontinents und wir bewegen uns hier abseits von Maskenpflicht und Abstandssorgen wahrscheinlich in Europas sicherster Zone … im Gegensatz zu Italien, Kroatien und Griechenland.

Bemerkenswert bzw. der Arroganz, die in diesem Zusammenhang in Österreich herrscht, geschuldet sind auch (fast höhnische) Mitteilungen von Freunden per Whatsapp, die ständig davon faseln, dass uns bei Rückkehr in die Heimat auch noch Quarantäne erwarten würde … ja, fehlender Geografie-Unterricht macht es bedauerlicherweise möglich, dass man das Baltikum mit „Westbalkan“ verwechselt – denn es ist ja umgekehrt … hoffentlich müssen wir dank unserer unverbesserlichen Landsleute Lettland oder Litauen nicht verlassen!?!

Aber jetzt sind wir schon mal hier und genießen die unglaubliche Küste im Nationalpark Slitere, die sich als urwaldähnlicher Strandabschnitt entpuppt. Zu Fuß erkunden wir das Kap, das die Ostsee von der Rigaer Bucht trennt, blicken nach Norden auf den Leuchtturm von Saremaa, wo wir 2010 eine Nacht in der Wildnis verbracht hatten …

Unsere Wanderung führt uns auch entlang der Ostseeküste vorbei an künstlerischen Werken und urigen Strandhütten in Fassform bis zu einem Aussichtturm, der uns Ausblick bietet auf Küste und Meer aber auch auf die dichten Kiefer- und Birkenwälder des Hinterlandes. Am Rückweg gönnen wir uns auch Stärkung entlang der Straße, wobei sich neben Getränken und Eis vor allem die Fischprodukte der Einheimischen als wahre Prunkstücke entpuppen … frisch gefangen und geräuchert – einfach köstlich!

Die kurze Pause dank einer Regenfront tut uns nach den ersten intensiven Tagen ebenfalls sehr gut, am Strand sind wir fast alleine, genießen ein Bad in der Ostsee, entwickeln Ideen für eine „Multimediashow“ zum Thema „10 Jahre Baltikum“ und im Camp steht uns für Grill- und Lagerfeuer alles zur Verfügung. Und in Gesprächen mit der Campchefin erfahren wir einiges von den „Liven“, die das Land hier bewohnen und von denen es nicht mehr viele gibt.

Weiterfahrt nach Melnsils und Erkundungstouren in Livland

Am Sonntag geht es weiter südwärts an der Ostküste nach Melnsils, wo wir auf ein außergewöhnliches Camp treffen, das uns neben verbesserten Sanitärmöglichkeiten vor allem ein wirklich großartiges Gasthaus bietet. Auch hier stehen wir direkt in den Dünen am Meer und der Strand entpuppt sich in Anbetracht seiner Urigkeit als „Karibik der Ostsee“ … wir werfen uns in die Fluten und genießen das unglaubliche Ambiente.

Die Erzählungen und Infos über die „Liven“ erregen natürlich unsere Neugier und wir beschließen die Region zu erkunden. Den Beginn machen wir in Roja, der größten Siedlung der Region, wo wir einkaufen und uns auf die Spuren einiger Besonderheiten machen. Spaß haben wir dabei am „Magnetstein“, am Markt bekommen wir Schwammerl und Räucherfisch, ehe es auf Schotterstraßen ins Hinterland geht.

In Dundaga erkunden wir eine tolle mittelalterliche Schlossanlage, stärken uns originell im Ortsgasthaus um € 5,- und bewundern die Leichtigkeit des Lebens hier. Weniger erfolgreich sind wir bei unserer Suche nach dem „Ziegenstein“ auf der weiteren Route an die Westküste … dieser 2 m hohe Stein mit Zeichen der Urbevölkerung war in einem Buch beschrieben, doch in 2 Versuchen schaffen wir es trotz Google Maps nicht, diesen zu finden – wahrscheinlich privat!

Der Hauptort der Liven ist das Fischerdorf Mazirbe an der Westküste, doch sie sind sehr zurückhaltend mit touristischen Informationen und Angeboten … der Tourismus ist hier sehr sanft und unaufdringlich. Einige Quartiere in Häusern, Ferienhütten sowie einfache, aber sehr nette Campingplätze sind vorhanden, Hauptattraktion ist der Strand, den wir 2011 in einem der Fischerdörfer, Vaide (nahe dem Kap), bereits ausführlich kennengelernt und erkundet hatten. In allen Streusiedlungen bewegt man sich zum Teil auf abenteuerlichen Schotter- und Sandpisten, mit Rad, Quad oder Motorrad ist man hier eindeutig besser unterwegs …

Während wir im „National House“ von Mazirbe keine Infos bekommen, werden wir in Kolka fündig, wo uns eine wirklich nette Dame im völlig neu errichteten Infozentrum alles zukommen lässt, was es an Informationen zu den Liven gibt … leider keine Fahne, dafür aber tolle Handwerksstücke (Mützen, Fäustlinge, Strickwaren) – Gerlinde ist in ihrem Element!

Corona-Erfahrungen Teil 2

Nachdem Finnland vorgelegt hat, wird es ab 25.7. für Estland und Lettland sowie ab 27.7. für Litauen amtlich, dass sich Österreicher bei Einreise 14 Tage in Quarantäne begeben oder einen negativen Coronatest vorlegen müssen, um ins Land zu gelangen. Der Grund: In Österreich ist die Infektionsrate auf über 18 gestiegen – die baltischen Staaten liegen bei 1 bis 3 … !?!

Die App des Außenministeriums „schlug“ zwar nicht an, trotzdem werde ich aktiv und setze mich mit der Botschaft in Riga in Verbindung, wo man mir sowohl telefonisch (auf Englisch) als auch per Email zu verstehen gibt, dass wir uns keine Sorgen machen müssen. Zum einen seien wir ja schon seit einiger Zeit im Land, zum andern sei der Rückweg nach Österreich weiterhin völlig unbehindert passierbar, teilt Honorarkonsul Bernhard Löw beruhigend auf Anfrage mit.

Das Antwortmail der Österreichischen Botschafterin für Lettland, Stella Avallone, bestätigt, dass seit kurzem in allen 3 baltischen Staaten diese Quarantänebestimmung in Kraft ist und die Rückreise durch andere Staaten nach Österreich offen sei. Man müsse lediglich glaubhaft machen, dass man auf schnellsten Weg das jeweilige Land durchqueren wolle, um nach Österreich zu gelangen.

Sie beruhigte uns aber auch: „Nachdem Sie sowieso schon mehr als 1 Woche in Lettland sind, haben sie, wenn sie noch eine Woche in Lettland bleiben, sowieso die 14-Tage-Frist für Selbstisolation/Quarantäne überschritten.“

Und was natürlich Bemerkenswertes dazukommt: Wer würde diese Bestimmungen an den Landgrenzen innerhalb der baltischen Staaten und nach Polen kontrollieren, denn – Hand aufs Herz – wir hatten weit und breit keine Grenzposten finden können. In Zeiten von Schengen ist diese Beschränkung gefallen und wir haben seit 2010 bei allen Reisen rund um die Ostsee noch kein einziges Mal den Reisepass benötigt!

Verlängerung am Meer und Filmdrehaufnahmen

Die beruhigenden Nachrichten und der damit verbundene Relaxzustand veranlassen uns zu einer kleinen Programmänderung und statt eines Abstechers in den äußersten Nordosten Lettlands mit Besuch der Seenplatte und Wanderungen an der lettisch-estnischen Grenze beschließen wir den Aufenthalt am Strand zu verlängern.

Mitgrund ist auch das fortschreitende Entstehen einer Projektidee für eine Baltikums-Präsentation und der Plan hier mit Filmdrehaufnahmen zu beginnen. Ausgerüstet mit Canonkamera, Handy und GoPro gehen wir an die Realisierung der Vorhaben und haben viel Spaß dabei. Auch wenn das Wetter diesmal keine hochsommerlichen Aktivitäten zulässt, so ist das eine oder andere Bad in der Ostsee bei Temperaturen zwischen 20 und 23°C recht angenehm, da das Wasser durchwegs die gleiche Temperatur besitzt.

Am Ende aller Ambitionen und Diskussionen um Wetter, Motivation und Planungen bleibt aber als offensichtlichste Erklärung: wir wollen einfach noch nicht weg vom Meer …! Wir haben es uns ja auch verdient. 

Grado zur schönsten Jahreszeit … von Lichtmess bis Pfingsten

Grado zur schönsten Jahreszeit … von Lichtmess bis Pfingsten

Ab ans Meer – oder: Der kürzeste Weg an die Adria Es gibt bestimmt originellere Destinationen in Zeiten von Transport-Super-Gau und Erreichbarkeitsgrößenwahn, ökologischer Fußabdruck hin und her. Aber ehrlich – für wirkliches Relaxgefühl braucht es oft gar nicht viel … gleich wie es für ein wirklichen Vollrausch nicht notwendig wäre, um den halben Erdball zu fliegen. Oder für ein Schnitzel nach Thailand … Die obere Adria wäre so eine Alternative, Grado zum Beispiel. Nicht nur, weil es für uns Obersteirer der kürzeste Weg ans Meer ist. Frühjahrsspurensuche zwischen Lichtmess und Pfingsten.

Hauptsaison – nein danke!

Dass man sich den Weg an die Strände zwischen Triest und Venedig in der Hauptsaison grundsätzlich ersparen kann, sei hier kurz erwähnt. Strand ja, aber nicht um jenen perversen Preis, den offensichtlich Millionen von Sonnenhungrigen Jahr für Jahr bereit sind zu zahlen, ohne auch nur etwas den Blick zu schärfen oder sich nach Alternativen umzusehen.

Da wir seit jeher nicht richtig viel mit Hotelburgenurlaub, Strandnummerierung, Poolentspannung und Animationsabenteuer am Hut haben, war die nördliche Adria seit der Zeit, wo wir mobil genug waren und uns den Aufwand genehmigten, in südlichere Gefilde zu fahren, maximal Durchgangsstation. Das galt für den „Hausmeisterstrand“ in Italien ebenso wie für die „Möchtegern-Riviera“ Jugoslawiens.

Start in den 60-er-Jahren

Und trotzdem – 60 Jahre lassen sich nicht wegleugnen und auch meine Familie machte ihre erste Bekanntschaft mit Wellen, Meer und Sand zwischen Caorle und Monfalcone.

Der Weg an die Adria ist seit meinen ersten Erinnerungen aus den 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts zwar entfernungstechnisch weniger geworden, aber letztlich haben uns der Zufall und geänderte Rahmenbedingungen im abgelaufenen Jahrzehnt zurückkehren lassen.

Wie heißt es auch so schön … Gutes liegt oft sehr nah und ist leicht erreichbar. Wie die Lagune der Nordadria z.B. – wir haben es also wieder gewagt. Vorausgesetzt muss aber werden, dass die neugefundenen Zeitfenster zwischen Neujahr und Pfingsten die Sache entscheidend beeinflusst haben. Zeitfenster, die vor allem in den Kurzferien im ersten Halbjahr zu finden sind.

Grado

Die Insel Grado liegt in der gleichnamigen Lagune und ist mit dem Festland im Norden durch eine vier Kilometer lange Dammstraße und im Nordosten durch eine Straßenbrücke der Via Monfalcone über den Canale Primero verbunden.

Grado wurde vermutlich im 2. Jh. v. Chr. als Seehafen der Stadt Aquileia gegründet und ab dem 4. Jh. wurden die ersten christlichen Kirchen in Grado errichtet.

Der Bezug der Region zu Österreich war schon immer sehr groß, wie uns ein Blick auf Wikipedia zeigt:

Ab 1815 gehörte Grado zum habsburgischen Kaisertum und ab 1815 auch zum Deutschen Bund. Im Jahr 1854 wurden für Badegäste die ersten „camerini“, d. h. Umkleide- und Badekabinen aufgestellt. 1873 wurde das Seehospiz errichtet, das auch Kindern der ärmeren Bevölkerung zur Verfügung stand. Der Wellenbrecher Diga zum Schutz der Anlagen wurde 1885 fertiggestellt. 1892 kam es unter Kaiser Franz Joseph I. per Erlass zur Gründung der „Kur- und Badeanstalt Grado“, und der Fischerort wurde zum kaiserlich-königlichen (k.k.) Seebad Grado ausgebaut. 1896 entstand mit dem Fonzari das erste größere Hotel der Stadt. Bedingungen für den Ausbau des Seebades waren die Errichtung eines artesischen Brunnens für die Trinkwasserversorgung im Jahr 1900 und die Trockenlegung das etwa 6,5 Hektar großen, östlich der Altstadt gelegenen Gebiets Corbatto in den Jahren 1900/01. 1903 übersiedelte das Wiener Künstler-Ehepaar Emma und Josef Maria Auchentaller nach Grado, wo es auf dem Areal der 1902 abgerissenen napoleonischen Wehranlage ihre Pension Fortino baute und mit professionellem Tourismusmarketing das Wiener Bürgertum anlockte. Im Jahr 1910 errichtete die kaiserlich-königliche privilegierte Friauler Eisenbahn-Gesellschaft (FEG) mit der Strecke Cervignano–Aquileia–Pontile per Grado den Anschluss an die Bahnlinie nach Wien. Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges war die Zeit der österreichischen Riviera vorbei. (www.wikipedia.de)

Es dauerte aber bis zum Jahr 1936 bis das straßenverkehrstechnische Inseldasein mit dem Bau der 5 km langen Dammstraße nach Aquileja beendet wurde und heute leben über 8.200 Einwohner in der Stadt. 1966 wurde die zweite Brücke Richtung Osten errichtet. Heute leben die Einwohner vorwiegend von der Seefischerei und vom Tourismus, der seit den 1960er Jahren floriert.

Lichtmess

Anfang Februar ist die Zeit, wo man erstmalig den Versuch starten sollte, dem alpinen Winterklima zu entkommen. Das Ergebnis verblüfft. Wenn auch des Nächtens Temperaturen zwischen 5 und 10°C herrschen, sobald die Sonne am Firmament erscheint, wird es angenehm und frühjahrsträchtig.

Das Stadtbild gehört zu dieser Jahreszeit noch den Einheimischen, das Tempo ist gemächlich und Parkplätze gibt’s sogar noch nahe der Altstadt. Das kommt uns sehr entgegen, denn wir haben ein nettes Appartement im Internet sehr nahe am Alten Hafen gefunden. Sofort steht man mitten im beschaulichen italienischen Leben. Einziger Unterschied: Die wenigen Touristen versuchen Plätzchen an Wasser und Sonne zu ergattern und erste Frischlufteinheiten verbunden mit einem Gläschen Wein aus der benachbarten Weinregion Collio oder einen echten Cappuccino zu genießen, während die Einheimischen oft noch dick eingehüllt ihren Tätigkeiten in der City nachgehen. Gemächlich allerdings und unter Einbindung des einen oder anderen Tratscherls.

Strand & Kulinarik

Ob die Frage ernst gemeint oder nicht, lässt sich kaum mehr verifizieren – sie verblüfft dennoch: „Was kann man zu dieser Zeit in Grado machen?“

Eines vorweg – sehr viel. Auszug gefällig? Wanderung über Altstadt und Strand, Rundgang durch den alten Fischerhafen, Einkehr beim Leuchtturm, Ausflug nach Aquileja, Barbano oder Fossalon. Dazu viel gutes Essen … Pizza, Pasta, Meeresfrüchte, Fischsuppe, Lasagne usw., etwas Shopping mit italienischem Touch, Besuch am Wochenmarkt und in der Fußgängerzone.

Und letztlich Aufnahme von Stimmung, Gefühl und typisch südländischer Aktivität … wie gesagt: es ist absolute Nebensaison. Sogar die Menschen in den Tavernen und Restaurants sind noch gut drauf und lassen sich zu Gesprächen an den Tischen nieder. Und vergessen einfach, dass sich zwischen den Einheimischen auch Touristen in ihr Lokal „verirrt“ haben …

Ostertrip als Start in die Campingsaison

Anfang April. Tatsache Nr. 1 – Wetter wird besser. Teilbedingt. No problem.

ACSI – Camping Card … das Vorsaisonangebot unseres bevorzugten Campingclubs: € 20,- all inclusiv für 2 Personen, diesmal „Primero Tenuto“ an der Isonzomündung vor Grado … alles easy.

Abfahrt am Palmsonntag, um dem vorösterlichen Verkehrsinfarkt zu entgehen. 3°C am Morgen in Trofaiach, in der Nacht hat es leicht geschneit.

Fahrt ohne Probleme durchs Kanaltal, wo wir letztmalig eine Regenfront durchfahren … 15 °C bei Ankunft in der Lagune, etwas Verzögerung bei Anreise durch Oldtimer-Rallye … Life is still on.

350 km beträgt die Strecke aus dem Herzen der Steiermark ans Meer, der Platz ist riesig und hat 2 Tage zuvor die Saison eröffnet. Wir platzieren uns ganz „vorne“ – obwohl es an der Rezeption geheißen hat, dass nur das Sanitärgebäude in der Mitte des Platzes geöffnet hat, finden wir auch das Gebäude am Außenrand offen und gereinigt vor!

Gewagt. Gewonnen.

Die Lage ist für Grado sehr attraktiv: zum einen die schöne Lage zwischen Jachthafen und Strand, zum andern 6 km außerhalb des Tourismusmoloch mit einfacher Anfahrt – wir machen eine kleine Erkundungstour per Auto mit anschließendem Relaxschläfchen, ehe wir am Abend das Terrain rund um „Pineta“ – also „Strand“ – erkunden und dank unserer guten Nase und etwas Glück ein tolles, authentisches Ristorante direkt am Highway finden. Pasta, Pizza, Fisch und ausgezeichneter Wein … very fine!

Altstadttour per Fahrrad

Das Aktivprogramm der beiden folgenden Tage legen wir teils per Fahrrad, teils per Auto zurück. Den Start macht eine erste Radtour mit Ziel Altstadt, Hafen und Strand von Grado. Spannend ist diese Tour auch deshalb, weil es meine erste größere Radherausforderung nach überstandener Knie-OP. zu Jahresbeginn ist. So gehen wir es auch sehr gemütlich an und erkunden zuallererst unser Camp, wo wir für unseren geplanten Pfingstausflug mit Gerlindes Eltern fündig werden und ein tolles Cottage nahe Strand und Restaurant finden und buchen.

Dann geht es auf großzügigen Radwegen ins Zentrum von Grado, das laut Wikipedia rund 8200 Einwohner zählt und auf einer Küstendüne am äußersten Ende des Golfs von Venedig liegt. Die Insel von Grado wird auch Sonneninsel oder Goldinsel genannt und was wir sofort feststellen – alles in österreichischer Hand … jede Menge österreichischer Fahrzeuge unterwegs und auf Parkplätzen, jede Menge österreichisches Sprachgewühl und nicht immer positives, touristisches Auftreten. Das sind dann für uns die Momente, wo wir seit vielen Jahren auf „English“ umschalten …

Die Vorteile mit dem Rad sind gewaltig, der Begriff „Fußgängerzone“ scheint den Einheimischen auch fremd, also passen wir uns an … wir stärken uns mit Weißwein und Muscheln im idyllischen Innenhafen, radeln die Strandzonen, die Altstadt und die Innenlagune ab und kehren nach kurzem historischen Schnuppern und weiterer Stärkung mit Gnocchi ins Camp zurück.

Besuch in Aquileia und Palmanova

Tag 2 ist Gerlindes Geburtstag und wir unternehmen einen „Kulturtrip“ per Auto mit Start in Aquileia. In der mittelalterlichen Basilika von Aquileia, vor der wir zu dieser Jahreszeit direkt davor parken können, befindet sich das bedeutendste frühchristliche Fußbodenmosaik Italiens, das auf das frühe 4. Jahrhundert datiert wird. Neben Museum, Römerstraßen und Aquädukt sind es vor allem die Überreste des Forums, das frei zugänglich ist und eine fotogene Abwechslung direkt an der Hauptstraße bietet.

Von Aquileia geht es auf schnurgerader Straße nordwärts – nach Palmanova, die als Idealstadttypus mit radialem Straßennetz bereits im 16. Jahrhundert geplant und auch umgesetzt wurde. Besondere Merkmale der 6-eckig angelegten „Planstadt“ waren relativ breite regelmäßige Straßen, so dass die Soldaten aus dem Zentrum auf schnellstem Wege zu den Verteidigungsanlagen gelangen konnten. Alles ist noch erhalten und in gutem Zustand … idealer Platz für uns zur Stärkung mit Pannini und Eis, zumal das Parken auch im Zentrum kostenlos ist.

Ausflug ins Collio

Letzte Station an diesem intensiven Tag finden wir rund 50 km nördlich im UNESCO-Weltkulturerbe-Städtchen Cividale del Friuli. Die 11.000-Einwohner-Stadt liegt ca. 15 km östlich von Udine unweit der Grenze zu Slowenien beiderseits des Flusses Natisone, der auch den Schauplatz für eine der Hauptattraktionen der Region bietet – die Teufelsbrücke, das Wahrzeichen der Stadt. Ihren Namen hat die Brücke von der Entstehungssage. Danach baute der Teufel die Brücke über den reißenden Fluss. Als Lohn sollte er die Seele des Ersten, der sie benutzt erhalten. Nach der Fertigstellung jagten die Bürger jedoch einen Ziegenbock über die Brücke.

Die Stadt ist eine ursprünglich keltische Siedlung, die von Julius Caesar zur Stadt erhoben wurde, also rund 2000 Jahre Geschichte aufweist. Für uns geht es nach Fotorundgang schließlich wieder zurück nach Grado, wobei wir noch am berühmten Kriegerehrenmal in Redipuglia vorbeifahren, ehe wir uns zum wohlverdienten „Geburtstagsschmaus“ beim schon bekannten Italiener nahe unserem Camp einfinden … Fischplatte ist diesmal angesagt.

So endet der diesjährige „Frühjahrsauftakt“ mit Temperaturen knapp über der 20°-Grenze, viel wohltuendem Ambiente, Sonnenschein und der Bestätigung, dass das Gute einfach wirklich doch so nah liegt …!

Römerzeit, Hitze und Flussdschungel

Ganz ehrlich – um die bereits zu Pfingsten stark anschwellenden Tourismushorden zu erleben, ist die nördliche Adria ein wenig erquickliches Reiseziel.

Aber – im Vergleich zum Idiotenchaos etwas südlicher präsentiert sich Grado und seine Umgebung noch friedlich und ruhig. Einzig und allein einige Moskitoangriffe sowie die Parkplatzmisere an der Altstadt Grados nervt und treibt uns in die Periferie. Standort ist wieder das Camp „Primero Tenuta“ und die Ziele lauten Strand, Aquileja und das einzigartige Flussdelta des Isonzo.

Später Pfingsttermin

Dass Pfingsten heuer so spät wie nur möglich im Kalender liegt (9. / 10. Juni), schlägt sich zum einen in der aufkommenden Tageserwärmung nieder, andererseits ist die Buchungslage bereits ausgereizt. Gottseidank haben wir zu Ostern mit viel Glück einen Bungalow nahe dem Strand gefunden und gebucht.

Mit von der Partie sind diesmal Gerlindes Eltern sowie Verena und Alex und dank gut gewähltem Anreisezeitpunkt bereits Freitag um 14 Uhr kommen wir über die Route Scheifling – Klagenfurt – Tarvis – Udine völlig unbehindert vor der „Pfingstwelle“ ans Meer und können uns bereits am frühen Abend auf der beschaulichen Terrasse des Camp-Restaurants von der doch hitzegeschwängerten Anreise erholen … zumal die Klimaanlage im Caddy ihren Geist aufgegeben hat.

Der Bungalow mit dem klingenden Namen „Garden-Cottage“ … die „Beachcottages“ waren leider ausgebucht … ist sehr geräumig und nett ausgeführt – inkl. Großer Terrasse und kurzem Weg an den Strand.

Lagune, Pool & Shoppen

Der Strand selbst ist sauber und einladend, das Meer in der Lagune aber weniger. Für uns, die wir den Bereich zwischen Grado und Monfalcone bereits seit den 1970-er Jahren kennen, ist die Situation mit den flachen Stränden samt starkem Gezeitenwechsel, vielen Meeresbewohnern – allen voran Krabben – und hohem Algenanteil bekannt, für die Fam. Legath ist dies weniger unterhaltsam. Gottseidank gibt’s eine riesige Poollandschaft, die wir letztlich fleißig nutzen.

Tag 2 steht, ehe die Hitze um 30°C Einzug hält, im Zeichen einer kleinen Ausfahrt nach Grado zum Shoppen. Zuvor statten wir der Kathedrale von Aquileia einen Besuch ab, die wir schon zu Ostern beschrieben haben. Dann heißt es Relaxen, Baden bzw. Tennis-Paris-Schauen … Thiem schlägt in einem Marathon Djokovic in 5 Sätzen und steht im Finale.

Am Sonntag besuchen wir die Altstadt von Grado, was allerdings in Anbetracht der Hitze und der Parkplatzmisere ebenfalls in sehr abgekürzter Form abläuft und neben zahlreichen Stadtdurchfahrten auf der Suche nach einem Parkplatz und einer Erholungspause in der Fuzo einen flotten Rundgang um die Basilika bringt. Danach heißt es wieder ab an den Pool … siehe Samstag. Diesmal läuft es für Thiem nicht so gut und er unterliegt wie im Vorjahr im Finale Nadal.

Dafür lassen wir es uns gutgehen, auch ein abendlicher Besuch bei unserem „Lieblingswirt“ steht an, wo wir – wie zu Ostern – großartig speisen und uns an den Genüssen aus Meer, Pizzaofen und Nudelkochtopf laben.

Ausflug ins Isonzo-Delta

Tag 3 zeigt sich vorerst bewölkt und geringfügig regnerisch, sodass Alex, Verena und ich spontan einen Ausflug an den Isonzo und seinen außergewöhnlichen Mündungsbereich unternehmen. Bei einigen Brücken zwischen Pieris und Terranova nehmen wir tiefe Einblicke auf den Flusslauf, sein smaragd-türkises Wasser und die dschungelhaften Uferbereiche und zum Abschluss besuchen wir das südliche Ende des Naturparks bei Punta Sdobba.

Bevor es aufklart und sich auch die Moskitos wieder aufschwingen, sind wir wieder im Camp und verbringen den letzten Tag um Pool und Cottage, ehe Verena und Alex die Heimreise antreten.

Auch wir sind am kommenden Tag früh auf den Beinen und gelangen noch vor Eintreffen der Hitze in der Heimat ein.

Aber es bleibt dabei: Die Nordadria und seine Moskitos sehen uns zu Pfingsten im Normalfall nicht mehr wieder!

Achill Island … at the end of the road

Achill Island … at the end of the road

Mayo nennt sich das entlegene County an der nördlichen Westküste. Auch wir queren den kargen Landstrich um ans äußerste Ende der Insel zu gelangen und auf den Spuren von Literatur-Nobelpreisträger Heinrich Böll zu wandeln … Achill Island heißt unser Ziel.

DIE VORGESCHICHTE

Zum Westrand Europas und speziell zu den weit in den Atlantik ragenden “Britischen Inseln” verbindet uns eine hohe Affinität. Gründe dafür gibts viele, hauptsächlich aber fühlt man sich – wenn man von den “verschrobenen Engländern” absieht – zu den Menschen und deren Heimat hingezogen und von der wilden, ungezügelten Natur beeindruckt. Jeder “Rand Europas” besitzt seine Eigenheiten, jede Region an der Außenzone zeigt markante Merkmale, sei es Mentalität, Musik, Lebensstil, Kulinarik usw. Und ein Besuch Irlands, Schottlands & Co. mit Wohnwagengespann heißt immer auch jede Menge Abenteuer und Spaß – inkl. der teils abseits gewählten Route dorthin und zurück.

Rund 3 Jahrzehnte Reiseleben lassen sich zwar nicht „wegwischen“, aber gehen wir an die Reise heran, als ob uns jegliches Vorwissen fehlt … und den Plan, mit dem Wohnwagen wieder einmal ausführlich den äußersten Westen Europas zu erkunden, hatten wir schon seit geraumer Zeit und nach dem B&B-Abenteuer im Jahr 2005 auch geschworen, nie mehr ohne Wohnwagen zu kommen …!

Dabei ist der Weg an den Westrand Irlands schon im „Masterplan“ enthalten, doch es soll eine weitere Station auf dem Weg durch Irland und auf der Suche nach einigen unbekannten Orten werden. Und – es wird mehr daraus. Es wird zum Urlaubsziel, zum Highlight dieser Tour. Mehr noch – die Tage auf „Achill Island“ werden zum unglaublichen, einzigartigen Erlebnis, zum Kennenlernen einer bislang nur weit im Norden gefundenen Idylle und letztlich zur Therapie. „Achill Therapy“ wird uns wohl noch lange im Gedächtnis bleiben …

Durch die Regenfront an die Westküste

Von Athlone fahren wir in rund 4 Stunden durch Regenfront und Abkühlung an den Nordwestrand der Insel und erreichen via Brücke die Achill Island, die nicht nur uns dank Heinrich Böll ein Begriff ist. Der deutsche Nobelpreisträger lebte hier in den 1950-er, 1960-er und 1970-er-Jahren, hatte sich ein Haus gekauft und der Region mit seinem Bestseller „Irisches Tagebuch“ ein bleibendes Andenken vermacht.

Torf, Strände & Schafe

Die Geschichten aus dem Buch stimmen natürlich alle, auch wir haben das Werk vor Jahren gelesen und vieles davon scheint die Jahrzehnte überlebt zu haben. Achill Island ist die größte Insel Irlands, besitzt rund 2.500 Bewohner und gehört zur „Gaeltacht“, also dem gälisch sprechenden Teil der Westküste. Rund 85 % der Insel ist mit Torfmooren bedeckt, neben einigen idyllischen Dörfern findet man unzählige Sandstrände, zahllose Wandertouren und jede Menge Schafe, die sich auch liebend gern an und auf den Straßen aufhalten.

Wir finden ein unglaublich romantisches Camp am größten Sandstrand der Insel in Keel, hunderte Surfer bestimmen hier das Strandbild und der Rest ist genießen, relaxen, abspannen und einfach mal an nichts denken … wie gesagt – als „Achill Therapy“ bereits copyright-geschützt … von uns natürlich!

Wir bleiben … trotz Regenfront

Zum Programm zählen einige entspannte Touren per Auto in alle Winkel der Insel, zum „Deserted Village“, zum Aussichtsberg mit Rundumblick sowie in einige der wirklich authentischen Pubs. Und als das Wetter wirklich umschlägt, setzen wir den nächsten entscheidenden Schritt – wir verlängern!

Wie gesagt: Achill Island ist „An Gaeltacht“, also Gälisch – entsprechenden Spaß haben wir teilweise mit den Straßenschildern und Richtungsweisern. Die ergiebigsten Gespräche führen wir in den Pubs, beim Einkaufen und bei den Strandwanderungen. Die Menschen sind vor allem angetan, wenn sie hören, woher wir kommen … „Enjoy your holidays and have a save trip home!“

Unsere Touren führen uns in alle Winkel der Insel, eine gehörige Sturmfront beschert uns viel Relax und Entspannung im Camp, wo uns Wifi Kommunikation mit der Heimat ermöglicht. Insgesamt verbringen wir eine Woche auf dem Außenposten im Atlantik – die Zeit vergeht wie im Fluge, das originelle und außergewöhnliche Campleben verzückt und beruhigt … und Sturmfront, Starkregen und vergeblicher Versuch, durch die Nebenwand zu blicken, gehören halt auch zur Therapie … und eines ist jetzt schon gewiss: wir kommen wieder!

CELTIC WAYS & EXITING DAYS

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Nordnorwegen 2017 – Lofoten & Vesteralen

Nordnorwegen 2017 – Lofoten & Vesteralen

Die Lofoten – der Außenposten im Atlantik stellt eine Welt für sich dar … nördlicher gelegen als Alaska, Island oder die bewohnten Bereiche Süd-Grönlands ist und war der Archipel seit vielen Jahrhunderten nicht nur ständig besiedelt, sondern auch Heimat der Wikinger. Berühmt und abhängig vom Fischfang haben sich die Inseln vom Dorschfang zum „Touristenfang“ gewandelt … Traumbilder und ebensolches Ambiente in den urigen Fischerdörfern garantieren Touristenscharen, allerdings – um der Wahrheit Genüge zu tun – abseits von „Massentourismus“ und „All-Inclusiv-Wahn“ … Ambiente der Weltklasse, Natur pur und UNESCO-Weltkulturerbe … Eintauchen und Genießen!

DIE VORGESCHICHTE

Die Idee zu dieser außergewöhnlichen Tour bestand seit Sommer 2016, als wir aus Finnland zurückkehrten und mit viel Euphorie eine Kombination aus neuen Wege und altbekannten Zielen im Norden unseres Kontinents zu schmieden begannen. Das Endziel – die Lofoten – stand sofort fest … der Weg dorthin sollte aber etwas Neues, Unbekanntes werden. Gesagt – getan.

So führte der Weg per Wohnwagengespann über bereits bekannte Abschnitte durch die Slowakei, Polen und die baltischen Staaten letztlich entlang der finnischen Ostseeküste und der finnisch-schwedischen Grenze hoch in den Norden bei Skibotn, wo wir auf den Nordatlantik und die norwegische Küste trafen …

ANKUNFT AM NORDATLANTIK

Ein Online-Blick auf Wetterkarte sowie Zeittabelle der Sonnenscheindauer zeigt uns den Weg zum ersten Ziel im Nordland – nicht die südlicher gelegenen Lofoten, sondern der nördliche Teil des Inselbogens im Atlantik – die Vesteralen – mit offenem Ausblick Richtung Norden bieten uns noch jenes Spektakel, für das wir hauptsächlich den weiten Weg auf uns genommen haben: die Mitternachtssonne … jene Phase, in der die Sonne nicht am Horizont verschwindet. Und so wird die Insel Langöya unser erster Standort zur Erkundung einer Welt, die ihresgleichen sucht … Fjorde, Sandstrände, abgelegene Fischerorte, Licht und Fotomotive bis zum Abwinken.

Nachdem mit Ankunft am Nordatlantik auch eine prognostizierte Wetterbesserung eintritt, haben wir schon am Vorabend beschlossen, auch die letzte Etappe zu den Lofoten rasch zu bewältigen … und dann endlich mal wirklich abzuhängen und über mehrere Tage an einem Standort zu verweilen. So geht’s am Donnerstag bald los, nachdem wir es uns diesmal einfach machen und das Frühstück ins nahe gelegene Cafe verlegt haben.

Wir sind im tief eingeschnittenen Lyngenfjord östlich von Tromsö angekommen, Schnee liegt so tief wie schon lange nicht und mit jedem Kilometer bessert sich das Wetter – laut Prognose soll es ab Freitag echtes „Lofotenwetter“ mit viel Sonne geben – Sonnenscheindauer in Andenes: 24 Stunden! Allerdings nur noch für rund 4 bis 5 Tage, da das Jahr bereits weit fortgeschritten ist und das Phänomen der Mitternachtssonne hier gegen 25. Juli endet … für uns der Hauptgrund vorerst hier im Norden zu bleiben und eine Region zu erkunden, die bislang abseits unserer Touren geblieben ist. Lediglich 2000 war ich mit den „Buffi Buam“ in der Nähe von Andenes – zum „Whale watching“ … Sonne pur inkl., denn damals waren wir um den 15. Juli hier.

SÜDWÄRTS ENTLANG DER FJORDKÜSTE

Bei einer Einkaufspause in Bardufoss wird gebunkert, nur „Minibank“ finden wir keine für „Kronen“ (NOK). Wir sehen, wie unwichtig Bargeld ist …

Alex fährt, Verena sitzt vorne und in einer „Unachtsamkeitsphase“ biegt er beim ersten Hinweis Richtung Harstad ab … leider zu früh! Es geht auf absoluter Nebenstraße auf einer Fjordroute entlang des Nordrandes des Gebirges Richtung Lofoten … Ausblicke super – Straße nicht! Was im Normalfall mächtiges Fotoshooting bringen würde, ist in Anbetracht des Gefährtes mit Wohnwagen etwas nervenzehrend!

Nach 30 km höllischer Route („Dauerbaustelle“!) mit Schotter-Schlagloch-Mix haben wir in Grovfjord die Wahl eines Rückweges zur Hauptstraße, wir bleiben aber „konsequent“ auf unserer gewählten Route (ein Blick meinerseits auf die Landkarte zeigt, dass es auch ein Riesenumweg ist!) und auf viel besser werdender Straße erreichen wir dann die „Tjeldsundbrua“ – Lofoten welcome!

LOFOTEN … WIR KOMMEN!

Bei 12°C und ersten Sonnenstrahlen steigen Stimmung und Motivation, das Ziel bald erreichen zu können. Nachdem wir auf bekannt abenteuerlicher Route (seit 1997!) die Brücke bei Sortland erreichen und im Zentrum nahe der Hurtigruten-Station endlich auch einen Bankomat finden, sind es nur mehr 40 km, ehe wir im Camp Oppmyre im Steinlandsfjord nahe dem Städtchen Myre landen. Ein wahrer Glücksfall …das Camp ist toll und erst im Vorjahr renoviert worden. Wir finden ein Platzerl direkt am Fjord … sogar der direkt vor dem Vorzelt stehende Strauch findet optimale Verwendung.

 

Bis 200 m Seehöhe liegt der Schnee auch im Sommer
Blick nordwärts in den Tromsö-Fjord bei Nordkjosbotn
Es ist Sommer im Norden unseres Kontinents
Über die Tjeldsundbrua gehts vom Festland auf die Lofoten

GESAMTE TOUR

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VERDIENTER TAG ZUM AUSSPANNEN

Eines ist sofort klar: wir sind angekommen! Der Rest ist fast schon kitschig … Stimmung ausgelassen, fast euphorisch. Alex und Verena bauen nahe dem Wasser ihr Zelt mit Meerblick auf und die Sonne beginnt gegen Abend ihre „Lichtspiele“!

Und die „Nachtruhe“ wird zur Bewährungsprobe, denn Dunkelheit wird es in den kommenden 10 bis 12 Tagen keine geben … im Gegenteil! Aber für heute sind wir zu geschlaucht um uns den mitternächtlichen Lichtspielen hinzugeben – es bleibt in den kommenden Tagen und Nächten noch genügend Zeit und Gelegenheit!?!

Der Freitag, wo wir ursprünglich erst in Norwegen ankommen wollten, wird ein Tag zum „Ausspannen“ bzw. „Ankommen“. Der gehoffte „Abstand“ unserer Privatsphären, indem A+V von nun an des Nächstens im Zelt wohnen werden, ist nach rund 4 Stunden vorbei – plötzlich liegen sie wieder im Wohnwagen, weil es im Zelt „zu hell“ ist, um richtig schlafen zu können. Auch spazieren laufend Schafe vor dem Zelt vorbei, die ständig Glockengeräusche machen …!?! 

VESTERALEN – SIGHTSEEING DER EXTRAKLASSE

Der Tag wird angenehm, das Wetter hat völlig aufgeklart und nach allerlei Tätigkeiten rund um den Wohnwagen fahren wir am Abend los zur „Sonnentour“. Ziel ist Stö am Ende der nordgerichteten Halbinsel, wo wir herrliche Sonnenstunden mit Wandern und intensivem Fotoshooting verbringen, ehe wir gegen Mitternacht von A+V bekocht werden … in der campeigenen Küche gibt’s Tortillas a la Alex, dazu ausgezeichnetes „Mack Bayer“ (dunkles Bier aus der nördlichsten Brauerei der Welt in Tromsö) und „Sonnenuntergang“ im Fjord – sie verschwindet nur für uns am Horizont, weil ein kleiner Bergrücken die totale Mitternachtssonne verhindert.

Am Samstag kommt die „Lofoten-Tour“ so richtig ins Laufen … obwohl wir uns ja der Richtigkeit halber auf den Vesteralen befinden … diese Unterscheidung ist aber nur für geografische Freaks und Spezialisten von Bedeutung. Die Idee dazu war – wie bereits erwähnt – von Alex gekommen … wir taten damit aber gut, denn hier sollte voraussichtlich die Sonne noch bis 23.7. (in Andenes lt. Wikipedia) zu sehen sein.

Dementsprechend „ausgebucht“ sind die Plätze mit direktem, offenen Nordblick! Das Wetter ist großartig mit angenehmen Temperaturen um die 20°C und mit 15° bis 16°C am offenen Nord-Atlantik.

Auch wir beschließen, den Tag richtig zu nützen und trotz Müdigkeit fahren wir eine unglaubliche 200-km-Runde um die Insel. Zuerst müssen wir aber im „Vinmonopolet“ unseren Jamesson-Vorrat ergänzen, ehe es an die Ostküste von Langöya geht – tagszuvor hatten wir schon – für norwegische Verhältnisse unglaublich günstig – um 12,87 NOK getankt (!!!) – das sind umgerechnet 1,38 € … wenn wir an frühere Reisen denken, sind das wahre Fantasiepreise … nach unten!

Bei Alsväg treffen wir beim Picknick 2 Linzer mit Wohnmobil, die seit Tagen in der Wildnis unterwegs sind und gute Tipps parat haben … u.a. einen Besuch in Nyksund – dazu aber später.

WIEDERBELEBTER FISCHERORT

Am Nachmittag umrunden wir den NW-Teil der Insel mit Kirche, Tunnel und unglaublichen Stränden bei Hovden. Und am Abend kommen wir wieder über Myre, dem Standort unseres Camps, einem Tipp der Linzer folgend, auf guter Schotterstraße in die kleine, idyllische Bucht von Nyksund.

Schon die abenteuerliche Küstenstraße verheißt Erwartungsvolles und am Ende wartet ein Fischerort, der vor Jahren von den Einheimischen aufgegeben worden war. Durch das Sozialprojekt einer deutschen Universität wurde das abgeschieden in einer geschützten Bucht liegende Dorf wieder bevölkert und heute haben sich wieder Einheimische angesiedelt, die von Gastronomie und Tourismus leben können … eine Erfolgsgeschichte, die man mit etwas Unternehmergeist auch für Vordernberg oder Radmer umsetzen könnte.

Auch wir essen ausgezeichnet und „norwegisch-preisneutral“ zu Abend … 1 x Rentiergulasch für Verena und 3 x Fisch mit Kartoffeln für uns. Inkl. 3 Bier, Tee und Kakao macht die Rechnung schließlich 1110,- NOK aus … umgerechnet 119,- €! Das ist Norwegen. Bisher hatten wir eher sparsam gelebt und das Geldbörsel wenig belastet, weil unsere Vorräte aus Österreich noch optimal vorhanden sind. Lediglich den täglichen Bedarf – Milch, Brot, Eier, Kaffee, Joghurt, Obst etc. und natürlich gesalzene Butter und Fisch! – kaufen wir ein.

„LOFOTENWETTER“ MIT SONNE PUR IST ANGESAGT

Im Oppmyre-Camp kommen wir nach dem lichtintensiven und anstrengenden Tag gegen ½ 11 h so geschlaucht an, dass das mitternächtliche Sonnenlicht-Schauen diesmal nicht bis Mitternacht dauert … da schlafen alle schon tief und fest … und merken deshalb auch nicht, dass über Nacht – die hier ja keine ist … der Wind auf Süd gedreht hat – ein untrügliches Zeichen dafür, dass in den kommenden Tagen „Lofotenwetter“ mit Sonne pur angesagt ist … einfach kitschig und unglaublich!

Mit anderen Worten: der wirkliche Lohn für die Mühen von 4.000 km Anreise!

Unsere „Nachtruhe“ dauert bis zu 12 Stunden (Verena …) und es ist so richtig ein „Loslassen“ von aller europäischer Hast! Spätestens beim „Brunch“ gegen Mittag des Sonntags hat die Urlaubsstimmung absolut eingesetzt … und mehr als eine Woche toller Tage wartet jetzt hier und auf den Lofoten, wohin wir am Montag weiterreisen, auf uns!!!

QUALLENJAGD

Der Sonntag bringt durch die Südströmung fast schon hochsommerliche Temperaturen, schon beim Brunch schwitzen wir und suchen Schatten. So ist es auch nicht verwunderlich, dass wir das Miniraft auspacken und aufblasen. Gerlinde, Verena und ich unternehmen eine Hafenrunde, die sich zur Quallenjagd entwickelt, weil wir ein wahres „Monster“ (rote Feuerqualle) entdecken und jagen … viel Geschrei und Gelächter an Bord!

Den Abend verbringen wir im Camp – viel Entspannen ist angesagt und Verena und Alex unternehmen noch eine Runde „Mitternachtssonne“ … und morgen geht’s auf die Lofoten.

 

SÜDWÄRTS  ZU DEN LOFOTEN

Am Montag startet die Weiterreise zu den Lofoten … südwärts mit Ziel am Strand von Flakstad – einem Traumort, der uns viel bedeutet und von dem wir oft träumen in kalten Winternächten …

Die Fahrt verläuft spannend – zum einen weil wir unser Schlauchboot einfach aufs Autodach geschnürt haben und es ganz schön „pfeift“ (tscheppert)! Andererseits bringt auch die Fährfahrt von Melbu nach Fiskeböl auf den Lofoten ein bisschen Spannung, ob wohl genügend Platz auf der angesteuerten Abfahrt um 11,10 h ist? No problem … 501 NOK (oder 55,- €) wechseln den Besitzer – Schiff ist halb voll, auch deshalb, weil es ja auch seit Jahren die neue E10-Route über Brücken und Tunnels von Harstad/Lödingen gibt (siehe 2013).

Die Überfahrt ist relaxed und wir nähern uns den Lofoten, die wie eine „schwarze Wand“ vor uns aufstehen … das Endziel! Die Fahrt in den Süden ist flott, in Leknes wird eingekauft und in Flakstad kommen wir noch vor 15 Uhr an. Doch die Enttäuschung ist riesig – die besten Plätze an vorderster Front sind belegt! Nach kurzer Frustbewältigung suchen wir ein freies Platzerl in 2. Reihe und die Lage beruhigt sich – auch der Tatsache wegen, weil wir mit einem lustigen „Einweiser“ plaudern und die Chance bekommen, gleich am nächsten Morgen in die vorderste Front „aufzurücken“. Unser Plan lautet: sofort wenn einer der guten Plätze frei wird, dann siedeln wir um!!!

AM TRAUMSTRAND VON FLAKSTAD

So gibt’s nach ausgezeichnetem Essen einen ausgiebigen Strandspaziergang und Rotwein in den Dünen mit Yogavorführung – apropos:  die GoPro ist im Dauereinsatz und es wird sich ein originelles „VRT“ (Video-Reise-Tagebuch) ergeben! Nur Lagerfeuer entfällt diesmal, weil wir kein Holz am Strand finden … einfach zu sauber. Bei unserer Tour finde ich nur alte Seile, ein paar Muscheln … alles super für den Teich zuhause.

Tag 2 auf den Lofoten am Traumstrand beginnt … mit dichtem Nebel und wenig bis gar keiner Sonne! Shit happens … Dafür kommt recht bald Bewegung in den Campingplatz und schon bald fahren die an Vorderfront platzierten Finnen und Deutschen ab … und wir siedeln in einer „Musteraktion“ unser Camp um – jetzt sind wir angekommen!!!

Zur „Feier des Tages“ gibt es nach Zeltaufbau ein ausgiebiges „English Breakfast““ Inklusive „Präventivschluck Jamesson.

Dass sich der Nebel auf der Landzunge hält, stört uns gar nicht so richtig, so kommen wir endlich mal richtig zum Abspannen und zur Erledigung einiger Dinge …Verena und Alex brechen zu einer Besichtigungsrunde in den Süden der Inseln auf und lassen die „Alten“ am Strand zurück …!?! Übrigens – gleich hinter Ramberg scheint schon die Sonne – den ganzen Tag! Typisches Ostküstenphänomen der Lofoten – der Nordatlantik lässt grüßen. So entfallen diesmal auch Lagerfeuer und Mitternachtssonne pur – es sind nur Lücken zu entdecken. Auch gut – einfach mal ausschlafen.

REINE, NUSFJORD & CO.

Der Mittwoch beginnt ähnlich nebelig, doch zeigen sich schon mehrere Lücken am Atlantik, sodass es ab und zu ein paar Sonnenstrahlen gibt. Das Programm verläuft auch ähnlich … zuerst fahren Gerlinde und Verena zum Einkauf nach Ramberg, dann starten die „Jungen“ zur Sightseeing-Tour nach Nusfjord und Borg (Wikingermuseum).

Am Abend klart das Wetter etwas auf, sodass wir wieder mal im Vorzelt sitzen können und das „hauseigene“ Lagerfeuer im Campinggrill entzünden … A+V haben übrigens bei ihrer Tour von Borg retour ein herrliches Plätzchen abseits der Hauptstraße gefunden. So planen wir für morgen einen Abstecher dorthin … und wenn dort im Wildniscamp ein Stellplatz zu finden ist, planen wir eine Nacht zu verbringen. „Preis“ 150 NOK für eine Nacht inkl. Klo und Wasser, aber ohne Strom und sonstigen Komfort.

 

„NATUR PUR“ IM WILDNISCAMP

Umso eindrucksvoller tut sich die Route auf, die A+V am Vortag erkundet haben. Die Straße zeigt sich in gutem, durchwegs asphaltiertem Zustand und schon die erste Sandbucht ist toll – aber auch voll von Besuchern und Campern. Also weiß Alex den Weg weiter durch einen abenteuerlichen Tunnel (880 m lang!) in die Bucht von Uttakleiv am Ende der Straße – ein echter „Insidertip“!

Und als wir für den Wohnwagen auch noch – dank einiger Parkverhandlungen mit Slowenen und Schweden – einen Superstellplatz „1. Reihe fußfrei“ und leicht erhöht über der unglaublichen Bucht ergattern, ist das Feeling phänomenal: eine unglaubliche Bucht mit Riesensandstrand und außergewöhnlichem Naturcamp tut sich auf … NOK 150 (ca. 16 €) pro Nacht – wie gesagt: inkl. Klocontainer und Wasserstelle!

Was für ein Ausblick und Ambiente – zwar ohne Strom, der Kühlschrank läuft auf Gas … aber sonst das wahre Paradies – der würdige Höhepunkt dieser Lofotentour!

Wir verbringen die kommenden 2 Tage (länger halten unsere Akkus nicht, denn Fotokameras und GoPro laufen auf Hochtouren!) ohne Plan, dafür mit umso mehr Muße und Spaß! Strandspaziergänge, Klettereinlagen, Sonnenspiele pur – sogar mit Zeitraffer (alle 5 min.) von 21,30 bis 0,30 h! Alex wirft sich in die Fluten, ich schaffe es nur bis zu den Knien …

Ein Hoppala gibt es für Verena – sie rutscht beim Fotografieren aus und Kamera und Körper schlagen etwas unsanft auf einen Felsen! Aber letztlich ist nix passiert – mehr Schock … dafür gibt’s Gin-Tonic, zuvor gibt’s ausgezeichnete Pasta mit Rotwein (aus Estland … Pata Negra!). Und gegen Mitternacht ist die Stimmung wieder unglaublich inkl. viel Spaß mit dem „Selfie-Stick“ und der GoPro.

Der 2. Tag in Uttakleiv bringt mir Zeit zum Schreiben, während die restlichen 3 zum Einkauf nach Leknes fahren … es ist einfach toll und entspannend. Nicht überraschend verzieht sich ein Großteil der Stresszustände – lange hat es gedauert. Übrigens: v.a. bei Alex ist auch eine totale Entspannung spür- und bemerkbar, seit Tagen sind Handy und Laptop kaum mehr zu sehen und die Grundstimmung ist so richtig locker und entspannt. Und Verena schlägt sich auf ihrer ersten richtigen Wohnwagentour wirklich großartig und genießt Land, Leute und Natur sichtlich … wenn man da an 2009 zurückdenkt, ist dies der große Unterschied!

Auch Nachmittag und Abend zählen zum Feinsten, das wir je auf Urlaub erlebt haben … das Highlight dabei wohl unsere Schlauchbootfahrt – zum Fischen! Ohne wirkliche Ambitionen habe ich in kürzester Zeit einen ordentlichen Fisch (Kabeljau) am Haken meiner in Estland gekauften „Spielzeug-Angel“ und bringe ihn zur Oberfläche. Da wir aber so gut wie keine Ausrüstung zum Bergen haben, gibt’s Probleme beim Herausziehen. Die billige Angelrute scheint zu schwach, bricht und auch die Leine reißt! Fisch und Köder sind dahin … ein bisschen enttäuscht bin ich schon! Gottseidank ist alles per GoPro festgehalten und so legt sich die Enttäuschung über das Fehlschlagen bei einem durchaus spaßigen Vorhaben rasch.

Fotos, kleine Wanderung, Grillen und Lagerfeuer samt Sonnenspiele entschädigen uns beim langen Sonnenschau-Abend in der Bucht, die sich wie am Vortag mit zahlreichen Zelten und Campern gefüllt hat … allerdings ist der Begriff „füllen“ sehr weit hergeholt, denn die riesige Bucht samt Düne und Wiese bietet genügend Platz für alle, inkl. Schafe, die kreuz und quer durchs Wildniscamp ziehen und für optimale Rasenhöhe sorgen … ein unglaubliches Idyll, das auf Komfort und Hektik verzichtet. Bis in die späten Nachtstunden bzw. frühe Morgenstunden sind die Leute aktiv und unterwegs, Kinder baden im Atlantik, der max. 12° hat, viele – so wie ich – sitzen aber auch nur einfach so da und schauen aufs Meer und die Lichtspiele. Wie das Aufladen unserer Akkus sozusagen … diesmal bis 3 Uhr in der Früh.

ABSCHLUSS UND START ZUR HEIMREISE

Am Samstag geht es nach kurzer Nacht zurück in die „Zivilisation“ und es beginnt sozusagen der Heimweg. Der Weg führt zuerst zurück über die E10 und es bleiben uns noch 2 Tage auf den Lofoten, ehe A+V von Evenes heimfliegen und wir mit Auto und Wohnwagen über die schwedische Ostsee heimfahren werden … irgendwie freue ich mich schon richtig darauf, weil dann auch der Sex wieder eine Rolle spielen wird. Bislang hat sich die körperliche Befriedigung auf 2 – allerdings höchst lustvolle – Möglichkeiten beschränkt … richtige mentale Entspannung ist halt nicht immer „ganz ohne“ möglich!

Wie verbraucht wir nach den zuletzt sehr sonnenintensiven Tagen wirklich sind, merken wir im (uns bereits von 2013 bekannten) schönen Camp in Lyngvär, das wir in einer Stunde erreichen und zum Relaxen und Kultivieren nutzen. Teilweise schlafen wir 3 bis 4 Stunden am Nachmittag und das Kurioseste aus der Wetterabteilung ist: in der Nacht soll der Regen zurückkomen … nach 10 Tagen Traumwetter!! Einkauf in Svolvär, Essen und Fotos beschließen diese ungewöhnliche Phase …

Und die Regenfront kommt wie angekündigt – so entwickelt sich die weitere Rückreise mit Stopp, Jause und kleiner Einkaufsrunde in Svolvär zur Regentour und wir kommen flott voran. Gottseidank kennen wir die Route und Gegend von früheren Touren, denn sonst wäre es zum Weinen – no photos! Im Auto schlafen alle und über Brücken-Tunnel-Route der E10 kommen wir am Nachmittag in Evenes an, von wo aus am kommenden Tag um 6,30 Uhr der Flieger für A+V geht.

Bei der Campsuche in der Nähe, die von Zweckmäßigkeit geprägt ist, zeigt sich unsere „gute Nase“ und mit etwas Glück gelangen wir in das Camp Evenes … eigentlich ein Wohnmobilstellplatz mit allen Annehmlichkeiten … WC, Dusche sehr sauber, Platz direkt am Meer und eine Grillhütte, in der wir mit viel Spaß die letzten Stunden von A+V im Norden verbringen. Allerdings erst, nachdem ich die Heizintensität in der Hütte drossle, denn zuerst wären wir beinahe erstickt …! Nachtruhe gegen 23 Uhr … eine Umstellung auf früher ist leider nicht möglich.

GESAMTE TOUR

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