Grado zur schönsten Jahreszeit … von Lichtmess bis Pfingsten

Grado zur schönsten Jahreszeit … von Lichtmess bis Pfingsten

Ab ans Meer – oder: Der kürzeste Weg an die Adria Es gibt bestimmt originellere Destinationen in Zeiten von Transport-Super-Gau und Erreichbarkeitsgrößenwahn, ökologischer Fußabdruck hin und her. Aber ehrlich – für wirkliches Relaxgefühl braucht es oft gar nicht viel … gleich wie es für ein wirklichen Vollrausch nicht notwendig wäre, um den halben Erdball zu fliegen. Oder für ein Schnitzel nach Thailand … Die obere Adria wäre so eine Alternative, Grado zum Beispiel. Nicht nur, weil es für uns Obersteirer der kürzeste Weg ans Meer ist. Frühjahrsspurensuche zwischen Lichtmess und Pfingsten.

Hauptsaison – nein danke!

Dass man sich den Weg an die Strände zwischen Triest und Venedig in der Hauptsaison grundsätzlich ersparen kann, sei hier kurz erwähnt. Strand ja, aber nicht um jenen perversen Preis, den offensichtlich Millionen von Sonnenhungrigen Jahr für Jahr bereit sind zu zahlen, ohne auch nur etwas den Blick zu schärfen oder sich nach Alternativen umzusehen.

Da wir seit jeher nicht richtig viel mit Hotelburgenurlaub, Strandnummerierung, Poolentspannung und Animationsabenteuer am Hut haben, war die nördliche Adria seit der Zeit, wo wir mobil genug waren und uns den Aufwand genehmigten, in südlichere Gefilde zu fahren, maximal Durchgangsstation. Das galt für den „Hausmeisterstrand“ in Italien ebenso wie für die „Möchtegern-Riviera“ Jugoslawiens.

Start in den 60-er-Jahren

Und trotzdem – 60 Jahre lassen sich nicht wegleugnen und auch meine Familie machte ihre erste Bekanntschaft mit Wellen, Meer und Sand zwischen Caorle und Monfalcone.

Der Weg an die Adria ist seit meinen ersten Erinnerungen aus den 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts zwar entfernungstechnisch weniger geworden, aber letztlich haben uns der Zufall und geänderte Rahmenbedingungen im abgelaufenen Jahrzehnt zurückkehren lassen.

Wie heißt es auch so schön … Gutes liegt oft sehr nah und ist leicht erreichbar. Wie die Lagune der Nordadria z.B. – wir haben es also wieder gewagt. Vorausgesetzt muss aber werden, dass die neugefundenen Zeitfenster zwischen Neujahr und Pfingsten die Sache entscheidend beeinflusst haben. Zeitfenster, die vor allem in den Kurzferien im ersten Halbjahr zu finden sind.

Grado

Die Insel Grado liegt in der gleichnamigen Lagune und ist mit dem Festland im Norden durch eine vier Kilometer lange Dammstraße und im Nordosten durch eine Straßenbrücke der Via Monfalcone über den Canale Primero verbunden.

Grado wurde vermutlich im 2. Jh. v. Chr. als Seehafen der Stadt Aquileia gegründet und ab dem 4. Jh. wurden die ersten christlichen Kirchen in Grado errichtet.

Der Bezug der Region zu Österreich war schon immer sehr groß, wie uns ein Blick auf Wikipedia zeigt:

Ab 1815 gehörte Grado zum habsburgischen Kaisertum und ab 1815 auch zum Deutschen Bund. Im Jahr 1854 wurden für Badegäste die ersten „camerini“, d. h. Umkleide- und Badekabinen aufgestellt. 1873 wurde das Seehospiz errichtet, das auch Kindern der ärmeren Bevölkerung zur Verfügung stand. Der Wellenbrecher Diga zum Schutz der Anlagen wurde 1885 fertiggestellt. 1892 kam es unter Kaiser Franz Joseph I. per Erlass zur Gründung der „Kur- und Badeanstalt Grado“, und der Fischerort wurde zum kaiserlich-königlichen (k.k.) Seebad Grado ausgebaut. 1896 entstand mit dem Fonzari das erste größere Hotel der Stadt. Bedingungen für den Ausbau des Seebades waren die Errichtung eines artesischen Brunnens für die Trinkwasserversorgung im Jahr 1900 und die Trockenlegung das etwa 6,5 Hektar großen, östlich der Altstadt gelegenen Gebiets Corbatto in den Jahren 1900/01. 1903 übersiedelte das Wiener Künstler-Ehepaar Emma und Josef Maria Auchentaller nach Grado, wo es auf dem Areal der 1902 abgerissenen napoleonischen Wehranlage ihre Pension Fortino baute und mit professionellem Tourismusmarketing das Wiener Bürgertum anlockte. Im Jahr 1910 errichtete die kaiserlich-königliche privilegierte Friauler Eisenbahn-Gesellschaft (FEG) mit der Strecke Cervignano–Aquileia–Pontile per Grado den Anschluss an die Bahnlinie nach Wien. Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges war die Zeit der österreichischen Riviera vorbei. (www.wikipedia.de)

Es dauerte aber bis zum Jahr 1936 bis das straßenverkehrstechnische Inseldasein mit dem Bau der 5 km langen Dammstraße nach Aquileja beendet wurde und heute leben über 8.200 Einwohner in der Stadt. 1966 wurde die zweite Brücke Richtung Osten errichtet. Heute leben die Einwohner vorwiegend von der Seefischerei und vom Tourismus, der seit den 1960er Jahren floriert.

Lichtmess

Anfang Februar ist die Zeit, wo man erstmalig den Versuch starten sollte, dem alpinen Winterklima zu entkommen. Das Ergebnis verblüfft. Wenn auch des Nächtens Temperaturen zwischen 5 und 10°C herrschen, sobald die Sonne am Firmament erscheint, wird es angenehm und frühjahrsträchtig.

Das Stadtbild gehört zu dieser Jahreszeit noch den Einheimischen, das Tempo ist gemächlich und Parkplätze gibt’s sogar noch nahe der Altstadt. Das kommt uns sehr entgegen, denn wir haben ein nettes Appartement im Internet sehr nahe am Alten Hafen gefunden. Sofort steht man mitten im beschaulichen italienischen Leben. Einziger Unterschied: Die wenigen Touristen versuchen Plätzchen an Wasser und Sonne zu ergattern und erste Frischlufteinheiten verbunden mit einem Gläschen Wein aus der benachbarten Weinregion Collio oder einen echten Cappuccino zu genießen, während die Einheimischen oft noch dick eingehüllt ihren Tätigkeiten in der City nachgehen. Gemächlich allerdings und unter Einbindung des einen oder anderen Tratscherls.

Strand & Kulinarik

Ob die Frage ernst gemeint oder nicht, lässt sich kaum mehr verifizieren – sie verblüfft dennoch: „Was kann man zu dieser Zeit in Grado machen?“

Eines vorweg – sehr viel. Auszug gefällig? Wanderung über Altstadt und Strand, Rundgang durch den alten Fischerhafen, Einkehr beim Leuchtturm, Ausflug nach Aquileja, Barbano oder Fossalon. Dazu viel gutes Essen … Pizza, Pasta, Meeresfrüchte, Fischsuppe, Lasagne usw., etwas Shopping mit italienischem Touch, Besuch am Wochenmarkt und in der Fußgängerzone.

Und letztlich Aufnahme von Stimmung, Gefühl und typisch südländischer Aktivität … wie gesagt: es ist absolute Nebensaison. Sogar die Menschen in den Tavernen und Restaurants sind noch gut drauf und lassen sich zu Gesprächen an den Tischen nieder. Und vergessen einfach, dass sich zwischen den Einheimischen auch Touristen in ihr Lokal „verirrt“ haben …

Ostertrip als Start in die Campingsaison

Anfang April. Tatsache Nr. 1 – Wetter wird besser. Teilbedingt. No problem.

ACSI – Camping Card … das Vorsaisonangebot unseres bevorzugten Campingclubs: € 20,- all inclusiv für 2 Personen, diesmal „Primero Tenuto“ an der Isonzomündung vor Grado … alles easy.

Abfahrt am Palmsonntag, um dem vorösterlichen Verkehrsinfarkt zu entgehen. 3°C am Morgen in Trofaiach, in der Nacht hat es leicht geschneit.

Fahrt ohne Probleme durchs Kanaltal, wo wir letztmalig eine Regenfront durchfahren … 15 °C bei Ankunft in der Lagune, etwas Verzögerung bei Anreise durch Oldtimer-Rallye … Life is still on.

350 km beträgt die Strecke aus dem Herzen der Steiermark ans Meer, der Platz ist riesig und hat 2 Tage zuvor die Saison eröffnet. Wir platzieren uns ganz „vorne“ – obwohl es an der Rezeption geheißen hat, dass nur das Sanitärgebäude in der Mitte des Platzes geöffnet hat, finden wir auch das Gebäude am Außenrand offen und gereinigt vor!

Gewagt. Gewonnen.

Die Lage ist für Grado sehr attraktiv: zum einen die schöne Lage zwischen Jachthafen und Strand, zum andern 6 km außerhalb des Tourismusmoloch mit einfacher Anfahrt – wir machen eine kleine Erkundungstour per Auto mit anschließendem Relaxschläfchen, ehe wir am Abend das Terrain rund um „Pineta“ – also „Strand“ – erkunden und dank unserer guten Nase und etwas Glück ein tolles, authentisches Ristorante direkt am Highway finden. Pasta, Pizza, Fisch und ausgezeichneter Wein … very fine!

Altstadttour per Fahrrad

Das Aktivprogramm der beiden folgenden Tage legen wir teils per Fahrrad, teils per Auto zurück. Den Start macht eine erste Radtour mit Ziel Altstadt, Hafen und Strand von Grado. Spannend ist diese Tour auch deshalb, weil es meine erste größere Radherausforderung nach überstandener Knie-OP. zu Jahresbeginn ist. So gehen wir es auch sehr gemütlich an und erkunden zuallererst unser Camp, wo wir für unseren geplanten Pfingstausflug mit Gerlindes Eltern fündig werden und ein tolles Cottage nahe Strand und Restaurant finden und buchen.

Dann geht es auf großzügigen Radwegen ins Zentrum von Grado, das laut Wikipedia rund 8200 Einwohner zählt und auf einer Küstendüne am äußersten Ende des Golfs von Venedig liegt. Die Insel von Grado wird auch Sonneninsel oder Goldinsel genannt und was wir sofort feststellen – alles in österreichischer Hand … jede Menge österreichischer Fahrzeuge unterwegs und auf Parkplätzen, jede Menge österreichisches Sprachgewühl und nicht immer positives, touristisches Auftreten. Das sind dann für uns die Momente, wo wir seit vielen Jahren auf „English“ umschalten …

Die Vorteile mit dem Rad sind gewaltig, der Begriff „Fußgängerzone“ scheint den Einheimischen auch fremd, also passen wir uns an … wir stärken uns mit Weißwein und Muscheln im idyllischen Innenhafen, radeln die Strandzonen, die Altstadt und die Innenlagune ab und kehren nach kurzem historischen Schnuppern und weiterer Stärkung mit Gnocchi ins Camp zurück.

Besuch in Aquileia und Palmanova

Tag 2 ist Gerlindes Geburtstag und wir unternehmen einen „Kulturtrip“ per Auto mit Start in Aquileia. In der mittelalterlichen Basilika von Aquileia, vor der wir zu dieser Jahreszeit direkt davor parken können, befindet sich das bedeutendste frühchristliche Fußbodenmosaik Italiens, das auf das frühe 4. Jahrhundert datiert wird. Neben Museum, Römerstraßen und Aquädukt sind es vor allem die Überreste des Forums, das frei zugänglich ist und eine fotogene Abwechslung direkt an der Hauptstraße bietet.

Von Aquileia geht es auf schnurgerader Straße nordwärts – nach Palmanova, die als Idealstadttypus mit radialem Straßennetz bereits im 16. Jahrhundert geplant und auch umgesetzt wurde. Besondere Merkmale der 6-eckig angelegten „Planstadt“ waren relativ breite regelmäßige Straßen, so dass die Soldaten aus dem Zentrum auf schnellstem Wege zu den Verteidigungsanlagen gelangen konnten. Alles ist noch erhalten und in gutem Zustand … idealer Platz für uns zur Stärkung mit Pannini und Eis, zumal das Parken auch im Zentrum kostenlos ist.

Ausflug ins Collio

Letzte Station an diesem intensiven Tag finden wir rund 50 km nördlich im UNESCO-Weltkulturerbe-Städtchen Cividale del Friuli. Die 11.000-Einwohner-Stadt liegt ca. 15 km östlich von Udine unweit der Grenze zu Slowenien beiderseits des Flusses Natisone, der auch den Schauplatz für eine der Hauptattraktionen der Region bietet – die Teufelsbrücke, das Wahrzeichen der Stadt. Ihren Namen hat die Brücke von der Entstehungssage. Danach baute der Teufel die Brücke über den reißenden Fluss. Als Lohn sollte er die Seele des Ersten, der sie benutzt erhalten. Nach der Fertigstellung jagten die Bürger jedoch einen Ziegenbock über die Brücke.

Die Stadt ist eine ursprünglich keltische Siedlung, die von Julius Caesar zur Stadt erhoben wurde, also rund 2000 Jahre Geschichte aufweist. Für uns geht es nach Fotorundgang schließlich wieder zurück nach Grado, wobei wir noch am berühmten Kriegerehrenmal in Redipuglia vorbeifahren, ehe wir uns zum wohlverdienten „Geburtstagsschmaus“ beim schon bekannten Italiener nahe unserem Camp einfinden … Fischplatte ist diesmal angesagt.

So endet der diesjährige „Frühjahrsauftakt“ mit Temperaturen knapp über der 20°-Grenze, viel wohltuendem Ambiente, Sonnenschein und der Bestätigung, dass das Gute einfach wirklich doch so nah liegt …!

Römerzeit, Hitze und Flussdschungel

Ganz ehrlich – um die bereits zu Pfingsten stark anschwellenden Tourismushorden zu erleben, ist die nördliche Adria ein wenig erquickliches Reiseziel.

Aber – im Vergleich zum Idiotenchaos etwas südlicher präsentiert sich Grado und seine Umgebung noch friedlich und ruhig. Einzig und allein einige Moskitoangriffe sowie die Parkplatzmisere an der Altstadt Grados nervt und treibt uns in die Periferie. Standort ist wieder das Camp „Primero Tenuta“ und die Ziele lauten Strand, Aquileja und das einzigartige Flussdelta des Isonzo.

Später Pfingsttermin

Dass Pfingsten heuer so spät wie nur möglich im Kalender liegt (9. / 10. Juni), schlägt sich zum einen in der aufkommenden Tageserwärmung nieder, andererseits ist die Buchungslage bereits ausgereizt. Gottseidank haben wir zu Ostern mit viel Glück einen Bungalow nahe dem Strand gefunden und gebucht.

Mit von der Partie sind diesmal Gerlindes Eltern sowie Verena und Alex und dank gut gewähltem Anreisezeitpunkt bereits Freitag um 14 Uhr kommen wir über die Route Scheifling – Klagenfurt – Tarvis – Udine völlig unbehindert vor der „Pfingstwelle“ ans Meer und können uns bereits am frühen Abend auf der beschaulichen Terrasse des Camp-Restaurants von der doch hitzegeschwängerten Anreise erholen … zumal die Klimaanlage im Caddy ihren Geist aufgegeben hat.

Der Bungalow mit dem klingenden Namen „Garden-Cottage“ … die „Beachcottages“ waren leider ausgebucht … ist sehr geräumig und nett ausgeführt – inkl. Großer Terrasse und kurzem Weg an den Strand.

Lagune, Pool & Shoppen

Der Strand selbst ist sauber und einladend, das Meer in der Lagune aber weniger. Für uns, die wir den Bereich zwischen Grado und Monfalcone bereits seit den 1970-er Jahren kennen, ist die Situation mit den flachen Stränden samt starkem Gezeitenwechsel, vielen Meeresbewohnern – allen voran Krabben – und hohem Algenanteil bekannt, für die Fam. Legath ist dies weniger unterhaltsam. Gottseidank gibt’s eine riesige Poollandschaft, die wir letztlich fleißig nutzen.

Tag 2 steht, ehe die Hitze um 30°C Einzug hält, im Zeichen einer kleinen Ausfahrt nach Grado zum Shoppen. Zuvor statten wir der Kathedrale von Aquileia einen Besuch ab, die wir schon zu Ostern beschrieben haben. Dann heißt es Relaxen, Baden bzw. Tennis-Paris-Schauen … Thiem schlägt in einem Marathon Djokovic in 5 Sätzen und steht im Finale.

Am Sonntag besuchen wir die Altstadt von Grado, was allerdings in Anbetracht der Hitze und der Parkplatzmisere ebenfalls in sehr abgekürzter Form abläuft und neben zahlreichen Stadtdurchfahrten auf der Suche nach einem Parkplatz und einer Erholungspause in der Fuzo einen flotten Rundgang um die Basilika bringt. Danach heißt es wieder ab an den Pool … siehe Samstag. Diesmal läuft es für Thiem nicht so gut und er unterliegt wie im Vorjahr im Finale Nadal.

Dafür lassen wir es uns gutgehen, auch ein abendlicher Besuch bei unserem „Lieblingswirt“ steht an, wo wir – wie zu Ostern – großartig speisen und uns an den Genüssen aus Meer, Pizzaofen und Nudelkochtopf laben.

Ausflug ins Isonzo-Delta

Tag 3 zeigt sich vorerst bewölkt und geringfügig regnerisch, sodass Alex, Verena und ich spontan einen Ausflug an den Isonzo und seinen außergewöhnlichen Mündungsbereich unternehmen. Bei einigen Brücken zwischen Pieris und Terranova nehmen wir tiefe Einblicke auf den Flusslauf, sein smaragd-türkises Wasser und die dschungelhaften Uferbereiche und zum Abschluss besuchen wir das südliche Ende des Naturparks bei Punta Sdobba.

Bevor es aufklart und sich auch die Moskitos wieder aufschwingen, sind wir wieder im Camp und verbringen den letzten Tag um Pool und Cottage, ehe Verena und Alex die Heimreise antreten.

Auch wir sind am kommenden Tag früh auf den Beinen und gelangen noch vor Eintreffen der Hitze in der Heimat ein.

Aber es bleibt dabei: Die Nordadria und seine Moskitos sehen uns zu Pfingsten im Normalfall nicht mehr wieder!

Achill Island … at the end of the road

Achill Island … at the end of the road

Mayo nennt sich das entlegene County an der nördlichen Westküste. Auch wir queren den kargen Landstrich um ans äußerste Ende der Insel zu gelangen und auf den Spuren von Literatur-Nobelpreisträger Heinrich Böll zu wandeln … Achill Island heißt unser Ziel.

DIE VORGESCHICHTE

Zum Westrand Europas und speziell zu den weit in den Atlantik ragenden “Britischen Inseln” verbindet uns eine hohe Affinität. Gründe dafür gibts viele, hauptsächlich aber fühlt man sich – wenn man von den “verschrobenen Engländern” absieht – zu den Menschen und deren Heimat hingezogen und von der wilden, ungezügelten Natur beeindruckt. Jeder “Rand Europas” besitzt seine Eigenheiten, jede Region an der Außenzone zeigt markante Merkmale, sei es Mentalität, Musik, Lebensstil, Kulinarik usw. Und ein Besuch Irlands, Schottlands & Co. mit Wohnwagengespann heißt immer auch jede Menge Abenteuer und Spaß – inkl. der teils abseits gewählten Route dorthin und zurück.

Rund 3 Jahrzehnte Reiseleben lassen sich zwar nicht „wegwischen“, aber gehen wir an die Reise heran, als ob uns jegliches Vorwissen fehlt … und den Plan, mit dem Wohnwagen wieder einmal ausführlich den äußersten Westen Europas zu erkunden, hatten wir schon seit geraumer Zeit und nach dem B&B-Abenteuer im Jahr 2005 auch geschworen, nie mehr ohne Wohnwagen zu kommen …!

Dabei ist der Weg an den Westrand Irlands schon im „Masterplan“ enthalten, doch es soll eine weitere Station auf dem Weg durch Irland und auf der Suche nach einigen unbekannten Orten werden. Und – es wird mehr daraus. Es wird zum Urlaubsziel, zum Highlight dieser Tour. Mehr noch – die Tage auf „Achill Island“ werden zum unglaublichen, einzigartigen Erlebnis, zum Kennenlernen einer bislang nur weit im Norden gefundenen Idylle und letztlich zur Therapie. „Achill Therapy“ wird uns wohl noch lange im Gedächtnis bleiben …

Durch die Regenfront an die Westküste

Von Athlone fahren wir in rund 4 Stunden durch Regenfront und Abkühlung an den Nordwestrand der Insel und erreichen via Brücke die Achill Island, die nicht nur uns dank Heinrich Böll ein Begriff ist. Der deutsche Nobelpreisträger lebte hier in den 1950-er, 1960-er und 1970-er-Jahren, hatte sich ein Haus gekauft und der Region mit seinem Bestseller „Irisches Tagebuch“ ein bleibendes Andenken vermacht.

Torf, Strände & Schafe

Die Geschichten aus dem Buch stimmen natürlich alle, auch wir haben das Werk vor Jahren gelesen und vieles davon scheint die Jahrzehnte überlebt zu haben. Achill Island ist die größte Insel Irlands, besitzt rund 2.500 Bewohner und gehört zur „Gaeltacht“, also dem gälisch sprechenden Teil der Westküste. Rund 85 % der Insel ist mit Torfmooren bedeckt, neben einigen idyllischen Dörfern findet man unzählige Sandstrände, zahllose Wandertouren und jede Menge Schafe, die sich auch liebend gern an und auf den Straßen aufhalten.

Wir finden ein unglaublich romantisches Camp am größten Sandstrand der Insel in Keel, hunderte Surfer bestimmen hier das Strandbild und der Rest ist genießen, relaxen, abspannen und einfach mal an nichts denken … wie gesagt – als „Achill Therapy“ bereits copyright-geschützt … von uns natürlich!

Wir bleiben … trotz Regenfront

Zum Programm zählen einige entspannte Touren per Auto in alle Winkel der Insel, zum „Deserted Village“, zum Aussichtsberg mit Rundumblick sowie in einige der wirklich authentischen Pubs. Und als das Wetter wirklich umschlägt, setzen wir den nächsten entscheidenden Schritt – wir verlängern!

Wie gesagt: Achill Island ist „An Gaeltacht“, also Gälisch – entsprechenden Spaß haben wir teilweise mit den Straßenschildern und Richtungsweisern. Die ergiebigsten Gespräche führen wir in den Pubs, beim Einkaufen und bei den Strandwanderungen. Die Menschen sind vor allem angetan, wenn sie hören, woher wir kommen … „Enjoy your holidays and have a save trip home!“

Unsere Touren führen uns in alle Winkel der Insel, eine gehörige Sturmfront beschert uns viel Relax und Entspannung im Camp, wo uns Wifi Kommunikation mit der Heimat ermöglicht. Insgesamt verbringen wir eine Woche auf dem Außenposten im Atlantik – die Zeit vergeht wie im Fluge, das originelle und außergewöhnliche Campleben verzückt und beruhigt … und Sturmfront, Starkregen und vergeblicher Versuch, durch die Nebenwand zu blicken, gehören halt auch zur Therapie … und eines ist jetzt schon gewiss: wir kommen wieder!

CELTIC WAYS & EXITING DAYS

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Nordnorwegen 2017 – Lofoten & Vesteralen

Nordnorwegen 2017 – Lofoten & Vesteralen

Die Lofoten – der Außenposten im Atlantik stellt eine Welt für sich dar … nördlicher gelegen als Alaska, Island oder die bewohnten Bereiche Süd-Grönlands ist und war der Archipel seit vielen Jahrhunderten nicht nur ständig besiedelt, sondern auch Heimat der Wikinger. Berühmt und abhängig vom Fischfang haben sich die Inseln vom Dorschfang zum „Touristenfang“ gewandelt … Traumbilder und ebensolches Ambiente in den urigen Fischerdörfern garantieren Touristenscharen, allerdings – um der Wahrheit Genüge zu tun – abseits von „Massentourismus“ und „All-Inclusiv-Wahn“ … Ambiente der Weltklasse, Natur pur und UNESCO-Weltkulturerbe … Eintauchen und Genießen!

DIE VORGESCHICHTE

Die Idee zu dieser außergewöhnlichen Tour bestand seit Sommer 2016, als wir aus Finnland zurückkehrten und mit viel Euphorie eine Kombination aus neuen Wege und altbekannten Zielen im Norden unseres Kontinents zu schmieden begannen. Das Endziel – die Lofoten – stand sofort fest … der Weg dorthin sollte aber etwas Neues, Unbekanntes werden. Gesagt – getan.

So führte der Weg per Wohnwagengespann über bereits bekannte Abschnitte durch die Slowakei, Polen und die baltischen Staaten letztlich entlang der finnischen Ostseeküste und der finnisch-schwedischen Grenze hoch in den Norden bei Skibotn, wo wir auf den Nordatlantik und die norwegische Küste trafen …

ANKUNFT AM NORDATLANTIK

Ein Online-Blick auf Wetterkarte sowie Zeittabelle der Sonnenscheindauer zeigt uns den Weg zum ersten Ziel im Nordland – nicht die südlicher gelegenen Lofoten, sondern der nördliche Teil des Inselbogens im Atlantik – die Vesteralen – mit offenem Ausblick Richtung Norden bieten uns noch jenes Spektakel, für das wir hauptsächlich den weiten Weg auf uns genommen haben: die Mitternachtssonne … jene Phase, in der die Sonne nicht am Horizont verschwindet. Und so wird die Insel Langöya unser erster Standort zur Erkundung einer Welt, die ihresgleichen sucht … Fjorde, Sandstrände, abgelegene Fischerorte, Licht und Fotomotive bis zum Abwinken.

Nachdem mit Ankunft am Nordatlantik auch eine prognostizierte Wetterbesserung eintritt, haben wir schon am Vorabend beschlossen, auch die letzte Etappe zu den Lofoten rasch zu bewältigen … und dann endlich mal wirklich abzuhängen und über mehrere Tage an einem Standort zu verweilen. So geht’s am Donnerstag bald los, nachdem wir es uns diesmal einfach machen und das Frühstück ins nahe gelegene Cafe verlegt haben.

Wir sind im tief eingeschnittenen Lyngenfjord östlich von Tromsö angekommen, Schnee liegt so tief wie schon lange nicht und mit jedem Kilometer bessert sich das Wetter – laut Prognose soll es ab Freitag echtes „Lofotenwetter“ mit viel Sonne geben – Sonnenscheindauer in Andenes: 24 Stunden! Allerdings nur noch für rund 4 bis 5 Tage, da das Jahr bereits weit fortgeschritten ist und das Phänomen der Mitternachtssonne hier gegen 25. Juli endet … für uns der Hauptgrund vorerst hier im Norden zu bleiben und eine Region zu erkunden, die bislang abseits unserer Touren geblieben ist. Lediglich 2000 war ich mit den „Buffi Buam“ in der Nähe von Andenes – zum „Whale watching“ … Sonne pur inkl., denn damals waren wir um den 15. Juli hier.

SÜDWÄRTS ENTLANG DER FJORDKÜSTE

Bei einer Einkaufspause in Bardufoss wird gebunkert, nur „Minibank“ finden wir keine für „Kronen“ (NOK). Wir sehen, wie unwichtig Bargeld ist …

Alex fährt, Verena sitzt vorne und in einer „Unachtsamkeitsphase“ biegt er beim ersten Hinweis Richtung Harstad ab … leider zu früh! Es geht auf absoluter Nebenstraße auf einer Fjordroute entlang des Nordrandes des Gebirges Richtung Lofoten … Ausblicke super – Straße nicht! Was im Normalfall mächtiges Fotoshooting bringen würde, ist in Anbetracht des Gefährtes mit Wohnwagen etwas nervenzehrend!

Nach 30 km höllischer Route („Dauerbaustelle“!) mit Schotter-Schlagloch-Mix haben wir in Grovfjord die Wahl eines Rückweges zur Hauptstraße, wir bleiben aber „konsequent“ auf unserer gewählten Route (ein Blick meinerseits auf die Landkarte zeigt, dass es auch ein Riesenumweg ist!) und auf viel besser werdender Straße erreichen wir dann die „Tjeldsundbrua“ – Lofoten welcome!

LOFOTEN … WIR KOMMEN!

Bei 12°C und ersten Sonnenstrahlen steigen Stimmung und Motivation, das Ziel bald erreichen zu können. Nachdem wir auf bekannt abenteuerlicher Route (seit 1997!) die Brücke bei Sortland erreichen und im Zentrum nahe der Hurtigruten-Station endlich auch einen Bankomat finden, sind es nur mehr 40 km, ehe wir im Camp Oppmyre im Steinlandsfjord nahe dem Städtchen Myre landen. Ein wahrer Glücksfall …das Camp ist toll und erst im Vorjahr renoviert worden. Wir finden ein Platzerl direkt am Fjord … sogar der direkt vor dem Vorzelt stehende Strauch findet optimale Verwendung.

 

Bis 200 m Seehöhe liegt der Schnee auch im Sommer
Blick nordwärts in den Tromsö-Fjord bei Nordkjosbotn
Es ist Sommer im Norden unseres Kontinents
Über die Tjeldsundbrua gehts vom Festland auf die Lofoten

GESAMTE TOUR

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VERDIENTER TAG ZUM AUSSPANNEN

Eines ist sofort klar: wir sind angekommen! Der Rest ist fast schon kitschig … Stimmung ausgelassen, fast euphorisch. Alex und Verena bauen nahe dem Wasser ihr Zelt mit Meerblick auf und die Sonne beginnt gegen Abend ihre „Lichtspiele“!

Und die „Nachtruhe“ wird zur Bewährungsprobe, denn Dunkelheit wird es in den kommenden 10 bis 12 Tagen keine geben … im Gegenteil! Aber für heute sind wir zu geschlaucht um uns den mitternächtlichen Lichtspielen hinzugeben – es bleibt in den kommenden Tagen und Nächten noch genügend Zeit und Gelegenheit!?!

Der Freitag, wo wir ursprünglich erst in Norwegen ankommen wollten, wird ein Tag zum „Ausspannen“ bzw. „Ankommen“. Der gehoffte „Abstand“ unserer Privatsphären, indem A+V von nun an des Nächstens im Zelt wohnen werden, ist nach rund 4 Stunden vorbei – plötzlich liegen sie wieder im Wohnwagen, weil es im Zelt „zu hell“ ist, um richtig schlafen zu können. Auch spazieren laufend Schafe vor dem Zelt vorbei, die ständig Glockengeräusche machen …!?! 

VESTERALEN – SIGHTSEEING DER EXTRAKLASSE

Der Tag wird angenehm, das Wetter hat völlig aufgeklart und nach allerlei Tätigkeiten rund um den Wohnwagen fahren wir am Abend los zur „Sonnentour“. Ziel ist Stö am Ende der nordgerichteten Halbinsel, wo wir herrliche Sonnenstunden mit Wandern und intensivem Fotoshooting verbringen, ehe wir gegen Mitternacht von A+V bekocht werden … in der campeigenen Küche gibt’s Tortillas a la Alex, dazu ausgezeichnetes „Mack Bayer“ (dunkles Bier aus der nördlichsten Brauerei der Welt in Tromsö) und „Sonnenuntergang“ im Fjord – sie verschwindet nur für uns am Horizont, weil ein kleiner Bergrücken die totale Mitternachtssonne verhindert.

Am Samstag kommt die „Lofoten-Tour“ so richtig ins Laufen … obwohl wir uns ja der Richtigkeit halber auf den Vesteralen befinden … diese Unterscheidung ist aber nur für geografische Freaks und Spezialisten von Bedeutung. Die Idee dazu war – wie bereits erwähnt – von Alex gekommen … wir taten damit aber gut, denn hier sollte voraussichtlich die Sonne noch bis 23.7. (in Andenes lt. Wikipedia) zu sehen sein.

Dementsprechend „ausgebucht“ sind die Plätze mit direktem, offenen Nordblick! Das Wetter ist großartig mit angenehmen Temperaturen um die 20°C und mit 15° bis 16°C am offenen Nord-Atlantik.

Auch wir beschließen, den Tag richtig zu nützen und trotz Müdigkeit fahren wir eine unglaubliche 200-km-Runde um die Insel. Zuerst müssen wir aber im „Vinmonopolet“ unseren Jamesson-Vorrat ergänzen, ehe es an die Ostküste von Langöya geht – tagszuvor hatten wir schon – für norwegische Verhältnisse unglaublich günstig – um 12,87 NOK getankt (!!!) – das sind umgerechnet 1,38 € … wenn wir an frühere Reisen denken, sind das wahre Fantasiepreise … nach unten!

Bei Alsväg treffen wir beim Picknick 2 Linzer mit Wohnmobil, die seit Tagen in der Wildnis unterwegs sind und gute Tipps parat haben … u.a. einen Besuch in Nyksund – dazu aber später.

WIEDERBELEBTER FISCHERORT

Am Nachmittag umrunden wir den NW-Teil der Insel mit Kirche, Tunnel und unglaublichen Stränden bei Hovden. Und am Abend kommen wir wieder über Myre, dem Standort unseres Camps, einem Tipp der Linzer folgend, auf guter Schotterstraße in die kleine, idyllische Bucht von Nyksund.

Schon die abenteuerliche Küstenstraße verheißt Erwartungsvolles und am Ende wartet ein Fischerort, der vor Jahren von den Einheimischen aufgegeben worden war. Durch das Sozialprojekt einer deutschen Universität wurde das abgeschieden in einer geschützten Bucht liegende Dorf wieder bevölkert und heute haben sich wieder Einheimische angesiedelt, die von Gastronomie und Tourismus leben können … eine Erfolgsgeschichte, die man mit etwas Unternehmergeist auch für Vordernberg oder Radmer umsetzen könnte.

Auch wir essen ausgezeichnet und „norwegisch-preisneutral“ zu Abend … 1 x Rentiergulasch für Verena und 3 x Fisch mit Kartoffeln für uns. Inkl. 3 Bier, Tee und Kakao macht die Rechnung schließlich 1110,- NOK aus … umgerechnet 119,- €! Das ist Norwegen. Bisher hatten wir eher sparsam gelebt und das Geldbörsel wenig belastet, weil unsere Vorräte aus Österreich noch optimal vorhanden sind. Lediglich den täglichen Bedarf – Milch, Brot, Eier, Kaffee, Joghurt, Obst etc. und natürlich gesalzene Butter und Fisch! – kaufen wir ein.

„LOFOTENWETTER“ MIT SONNE PUR IST ANGESAGT

Im Oppmyre-Camp kommen wir nach dem lichtintensiven und anstrengenden Tag gegen ½ 11 h so geschlaucht an, dass das mitternächtliche Sonnenlicht-Schauen diesmal nicht bis Mitternacht dauert … da schlafen alle schon tief und fest … und merken deshalb auch nicht, dass über Nacht – die hier ja keine ist … der Wind auf Süd gedreht hat – ein untrügliches Zeichen dafür, dass in den kommenden Tagen „Lofotenwetter“ mit Sonne pur angesagt ist … einfach kitschig und unglaublich!

Mit anderen Worten: der wirkliche Lohn für die Mühen von 4.000 km Anreise!

Unsere „Nachtruhe“ dauert bis zu 12 Stunden (Verena …) und es ist so richtig ein „Loslassen“ von aller europäischer Hast! Spätestens beim „Brunch“ gegen Mittag des Sonntags hat die Urlaubsstimmung absolut eingesetzt … und mehr als eine Woche toller Tage wartet jetzt hier und auf den Lofoten, wohin wir am Montag weiterreisen, auf uns!!!

QUALLENJAGD

Der Sonntag bringt durch die Südströmung fast schon hochsommerliche Temperaturen, schon beim Brunch schwitzen wir und suchen Schatten. So ist es auch nicht verwunderlich, dass wir das Miniraft auspacken und aufblasen. Gerlinde, Verena und ich unternehmen eine Hafenrunde, die sich zur Quallenjagd entwickelt, weil wir ein wahres „Monster“ (rote Feuerqualle) entdecken und jagen … viel Geschrei und Gelächter an Bord!

Den Abend verbringen wir im Camp – viel Entspannen ist angesagt und Verena und Alex unternehmen noch eine Runde „Mitternachtssonne“ … und morgen geht’s auf die Lofoten.

 

SÜDWÄRTS  ZU DEN LOFOTEN

Am Montag startet die Weiterreise zu den Lofoten … südwärts mit Ziel am Strand von Flakstad – einem Traumort, der uns viel bedeutet und von dem wir oft träumen in kalten Winternächten …

Die Fahrt verläuft spannend – zum einen weil wir unser Schlauchboot einfach aufs Autodach geschnürt haben und es ganz schön „pfeift“ (tscheppert)! Andererseits bringt auch die Fährfahrt von Melbu nach Fiskeböl auf den Lofoten ein bisschen Spannung, ob wohl genügend Platz auf der angesteuerten Abfahrt um 11,10 h ist? No problem … 501 NOK (oder 55,- €) wechseln den Besitzer – Schiff ist halb voll, auch deshalb, weil es ja auch seit Jahren die neue E10-Route über Brücken und Tunnels von Harstad/Lödingen gibt (siehe 2013).

Die Überfahrt ist relaxed und wir nähern uns den Lofoten, die wie eine „schwarze Wand“ vor uns aufstehen … das Endziel! Die Fahrt in den Süden ist flott, in Leknes wird eingekauft und in Flakstad kommen wir noch vor 15 Uhr an. Doch die Enttäuschung ist riesig – die besten Plätze an vorderster Front sind belegt! Nach kurzer Frustbewältigung suchen wir ein freies Platzerl in 2. Reihe und die Lage beruhigt sich – auch der Tatsache wegen, weil wir mit einem lustigen „Einweiser“ plaudern und die Chance bekommen, gleich am nächsten Morgen in die vorderste Front „aufzurücken“. Unser Plan lautet: sofort wenn einer der guten Plätze frei wird, dann siedeln wir um!!!

AM TRAUMSTRAND VON FLAKSTAD

So gibt’s nach ausgezeichnetem Essen einen ausgiebigen Strandspaziergang und Rotwein in den Dünen mit Yogavorführung – apropos:  die GoPro ist im Dauereinsatz und es wird sich ein originelles „VRT“ (Video-Reise-Tagebuch) ergeben! Nur Lagerfeuer entfällt diesmal, weil wir kein Holz am Strand finden … einfach zu sauber. Bei unserer Tour finde ich nur alte Seile, ein paar Muscheln … alles super für den Teich zuhause.

Tag 2 auf den Lofoten am Traumstrand beginnt … mit dichtem Nebel und wenig bis gar keiner Sonne! Shit happens … Dafür kommt recht bald Bewegung in den Campingplatz und schon bald fahren die an Vorderfront platzierten Finnen und Deutschen ab … und wir siedeln in einer „Musteraktion“ unser Camp um – jetzt sind wir angekommen!!!

Zur „Feier des Tages“ gibt es nach Zeltaufbau ein ausgiebiges „English Breakfast““ Inklusive „Präventivschluck Jamesson.

Dass sich der Nebel auf der Landzunge hält, stört uns gar nicht so richtig, so kommen wir endlich mal richtig zum Abspannen und zur Erledigung einiger Dinge …Verena und Alex brechen zu einer Besichtigungsrunde in den Süden der Inseln auf und lassen die „Alten“ am Strand zurück …!?! Übrigens – gleich hinter Ramberg scheint schon die Sonne – den ganzen Tag! Typisches Ostküstenphänomen der Lofoten – der Nordatlantik lässt grüßen. So entfallen diesmal auch Lagerfeuer und Mitternachtssonne pur – es sind nur Lücken zu entdecken. Auch gut – einfach mal ausschlafen.

REINE, NUSFJORD & CO.

Der Mittwoch beginnt ähnlich nebelig, doch zeigen sich schon mehrere Lücken am Atlantik, sodass es ab und zu ein paar Sonnenstrahlen gibt. Das Programm verläuft auch ähnlich … zuerst fahren Gerlinde und Verena zum Einkauf nach Ramberg, dann starten die „Jungen“ zur Sightseeing-Tour nach Nusfjord und Borg (Wikingermuseum).

Am Abend klart das Wetter etwas auf, sodass wir wieder mal im Vorzelt sitzen können und das „hauseigene“ Lagerfeuer im Campinggrill entzünden … A+V haben übrigens bei ihrer Tour von Borg retour ein herrliches Plätzchen abseits der Hauptstraße gefunden. So planen wir für morgen einen Abstecher dorthin … und wenn dort im Wildniscamp ein Stellplatz zu finden ist, planen wir eine Nacht zu verbringen. „Preis“ 150 NOK für eine Nacht inkl. Klo und Wasser, aber ohne Strom und sonstigen Komfort.

 

„NATUR PUR“ IM WILDNISCAMP

Umso eindrucksvoller tut sich die Route auf, die A+V am Vortag erkundet haben. Die Straße zeigt sich in gutem, durchwegs asphaltiertem Zustand und schon die erste Sandbucht ist toll – aber auch voll von Besuchern und Campern. Also weiß Alex den Weg weiter durch einen abenteuerlichen Tunnel (880 m lang!) in die Bucht von Uttakleiv am Ende der Straße – ein echter „Insidertip“!

Und als wir für den Wohnwagen auch noch – dank einiger Parkverhandlungen mit Slowenen und Schweden – einen Superstellplatz „1. Reihe fußfrei“ und leicht erhöht über der unglaublichen Bucht ergattern, ist das Feeling phänomenal: eine unglaubliche Bucht mit Riesensandstrand und außergewöhnlichem Naturcamp tut sich auf … NOK 150 (ca. 16 €) pro Nacht – wie gesagt: inkl. Klocontainer und Wasserstelle!

Was für ein Ausblick und Ambiente – zwar ohne Strom, der Kühlschrank läuft auf Gas … aber sonst das wahre Paradies – der würdige Höhepunkt dieser Lofotentour!

Wir verbringen die kommenden 2 Tage (länger halten unsere Akkus nicht, denn Fotokameras und GoPro laufen auf Hochtouren!) ohne Plan, dafür mit umso mehr Muße und Spaß! Strandspaziergänge, Klettereinlagen, Sonnenspiele pur – sogar mit Zeitraffer (alle 5 min.) von 21,30 bis 0,30 h! Alex wirft sich in die Fluten, ich schaffe es nur bis zu den Knien …

Ein Hoppala gibt es für Verena – sie rutscht beim Fotografieren aus und Kamera und Körper schlagen etwas unsanft auf einen Felsen! Aber letztlich ist nix passiert – mehr Schock … dafür gibt’s Gin-Tonic, zuvor gibt’s ausgezeichnete Pasta mit Rotwein (aus Estland … Pata Negra!). Und gegen Mitternacht ist die Stimmung wieder unglaublich inkl. viel Spaß mit dem „Selfie-Stick“ und der GoPro.

Der 2. Tag in Uttakleiv bringt mir Zeit zum Schreiben, während die restlichen 3 zum Einkauf nach Leknes fahren … es ist einfach toll und entspannend. Nicht überraschend verzieht sich ein Großteil der Stresszustände – lange hat es gedauert. Übrigens: v.a. bei Alex ist auch eine totale Entspannung spür- und bemerkbar, seit Tagen sind Handy und Laptop kaum mehr zu sehen und die Grundstimmung ist so richtig locker und entspannt. Und Verena schlägt sich auf ihrer ersten richtigen Wohnwagentour wirklich großartig und genießt Land, Leute und Natur sichtlich … wenn man da an 2009 zurückdenkt, ist dies der große Unterschied!

Auch Nachmittag und Abend zählen zum Feinsten, das wir je auf Urlaub erlebt haben … das Highlight dabei wohl unsere Schlauchbootfahrt – zum Fischen! Ohne wirkliche Ambitionen habe ich in kürzester Zeit einen ordentlichen Fisch (Kabeljau) am Haken meiner in Estland gekauften „Spielzeug-Angel“ und bringe ihn zur Oberfläche. Da wir aber so gut wie keine Ausrüstung zum Bergen haben, gibt’s Probleme beim Herausziehen. Die billige Angelrute scheint zu schwach, bricht und auch die Leine reißt! Fisch und Köder sind dahin … ein bisschen enttäuscht bin ich schon! Gottseidank ist alles per GoPro festgehalten und so legt sich die Enttäuschung über das Fehlschlagen bei einem durchaus spaßigen Vorhaben rasch.

Fotos, kleine Wanderung, Grillen und Lagerfeuer samt Sonnenspiele entschädigen uns beim langen Sonnenschau-Abend in der Bucht, die sich wie am Vortag mit zahlreichen Zelten und Campern gefüllt hat … allerdings ist der Begriff „füllen“ sehr weit hergeholt, denn die riesige Bucht samt Düne und Wiese bietet genügend Platz für alle, inkl. Schafe, die kreuz und quer durchs Wildniscamp ziehen und für optimale Rasenhöhe sorgen … ein unglaubliches Idyll, das auf Komfort und Hektik verzichtet. Bis in die späten Nachtstunden bzw. frühe Morgenstunden sind die Leute aktiv und unterwegs, Kinder baden im Atlantik, der max. 12° hat, viele – so wie ich – sitzen aber auch nur einfach so da und schauen aufs Meer und die Lichtspiele. Wie das Aufladen unserer Akkus sozusagen … diesmal bis 3 Uhr in der Früh.

ABSCHLUSS UND START ZUR HEIMREISE

Am Samstag geht es nach kurzer Nacht zurück in die „Zivilisation“ und es beginnt sozusagen der Heimweg. Der Weg führt zuerst zurück über die E10 und es bleiben uns noch 2 Tage auf den Lofoten, ehe A+V von Evenes heimfliegen und wir mit Auto und Wohnwagen über die schwedische Ostsee heimfahren werden … irgendwie freue ich mich schon richtig darauf, weil dann auch der Sex wieder eine Rolle spielen wird. Bislang hat sich die körperliche Befriedigung auf 2 – allerdings höchst lustvolle – Möglichkeiten beschränkt … richtige mentale Entspannung ist halt nicht immer „ganz ohne“ möglich!

Wie verbraucht wir nach den zuletzt sehr sonnenintensiven Tagen wirklich sind, merken wir im (uns bereits von 2013 bekannten) schönen Camp in Lyngvär, das wir in einer Stunde erreichen und zum Relaxen und Kultivieren nutzen. Teilweise schlafen wir 3 bis 4 Stunden am Nachmittag und das Kurioseste aus der Wetterabteilung ist: in der Nacht soll der Regen zurückkomen … nach 10 Tagen Traumwetter!! Einkauf in Svolvär, Essen und Fotos beschließen diese ungewöhnliche Phase …

Und die Regenfront kommt wie angekündigt – so entwickelt sich die weitere Rückreise mit Stopp, Jause und kleiner Einkaufsrunde in Svolvär zur Regentour und wir kommen flott voran. Gottseidank kennen wir die Route und Gegend von früheren Touren, denn sonst wäre es zum Weinen – no photos! Im Auto schlafen alle und über Brücken-Tunnel-Route der E10 kommen wir am Nachmittag in Evenes an, von wo aus am kommenden Tag um 6,30 Uhr der Flieger für A+V geht.

Bei der Campsuche in der Nähe, die von Zweckmäßigkeit geprägt ist, zeigt sich unsere „gute Nase“ und mit etwas Glück gelangen wir in das Camp Evenes … eigentlich ein Wohnmobilstellplatz mit allen Annehmlichkeiten … WC, Dusche sehr sauber, Platz direkt am Meer und eine Grillhütte, in der wir mit viel Spaß die letzten Stunden von A+V im Norden verbringen. Allerdings erst, nachdem ich die Heizintensität in der Hütte drossle, denn zuerst wären wir beinahe erstickt …! Nachtruhe gegen 23 Uhr … eine Umstellung auf früher ist leider nicht möglich.

GESAMTE TOUR

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Spätestens in Florida endet der Winter

Spätestens in Florida endet der Winter

Ankunft in Miami

USA - KARIBIK - KANADA 2014 *** Start

Eines ist klar, wenn man in Miami Anfang April aus dem Flugzeug steigt: das war‘s für Winter und warme Kleidung. 25°C erwarten uns, als wir um 19 h vom Air-Conditioned-Taxi zum Hotel in Miami Beach wanken …

Start zu einem schon gewohnt harten Anreisetag über den Atlantik ist bereits um 4,30 h in Eisenstadt, weil die besten Flüge bekanntlich noch vor 8,00 h starten … na wie auch immer.

Um 6,00 h stehen wir am Terminal 3 in Wien-Schwechat und weil wir schon am Vortag online eingecheckt haben, müssen wir nur noch zur Gepäckaufgabe … 22 und 19 kg, optimal. Um 7,00 h sitzen wir im Flugzeug.

 

Anreise Wien – Paris – Miami

Nach regnerischer Nacht und morgendlichen Temperaturen um die 5°C wartet schon auf dem Flug nach Paris die erste Aufgabe: Wohin mit dem spätwinterlichen Outfit, das spätestens in Paris nicht mehr benötigt wird. Das Handgepäck wird halt wieder einmal überstrapaziert, weil wir beide aber Rucksäcke haben, kommen wir (fast) problemlos durch die Checks … fast deshalb, weil natürlich diverse Flüssigkeitsbehälter und das viele technische Equipment für Foto und Computer neugierig machen!

In Paris CDG (Charles de Gaulle) heißt es zuerst wandern, denn die AUA-Maschine landet ziemlich außen, dann haben wir aber über 4 Stunden Zeit bis zum Weiterflug. Also keine Hektik, kein Stress – alles läuft recht cool und überschaubar ab, wenn man sich mit der notwendigen Airport-Lethargie wappnet. Flanieren, Stärkung mit Sandwich, Bier und Kaffee, dann wieder Security-Check, diesmal ohne Probleme, … und wieder Flanieren. Alles wirklich gut ge-time-t, bis wir in aller Entspanntheit doch bemerken, dass sich auf Flugsteig F44 nicht viel tut, obwohl bereits „Boarding“ angekündigt wird … hoppla! Falscher Flugsteig, wir müssen zu L44! Noch 30 Minuten Zeit – doch beim Zoll staut es sich, weil nur 1 Dame Dienst tut. Mit etwas Stress gelangen wir dann grad noch rechtzeitig am Steig L44 an, wo es nochmals Verzögerung gibt, weil unsere Daten für die USA-Einreise am Air France-Computer fehlen … und das nach diesen langwierigen Vorbereitungen und Erledigungen. Aber das wird recht cool erledigt und um 14,00 h sitzen wir auch in diesem Flieger.

 

Ankunft in Miami Beach

Einen 9-Stunden-Flug über den Atlantik sollte man rasch abhaken und so bringen wir einigermaßen bedient wenigstens die notwendigen Einreiseformalitäten mit Fingerabdrücken, Augenscan und kleiner „Fragestunde“ zügig hinter uns. Gepäck ist auch bald da, wir schnappen uns das erste Privattaxi, das sich anbietet und flitzen ca. 45 min. in den Norden von Miami Beach. Ocean Surf heißt das Hotel, das wir per Internet gebucht haben – zwar keine Luxusherberge, aber zweckmäßig, günstig und ausgesprochen gut gelegen … das entschädigt und dient ja sowieso in erster Linie zur ersten Akklimatisation und Energieaufladung. So werden die ersten Tage und Stunden in Florida eine Mischung aus Orientieren, leichten Erkundungstouren und viel, viel Schlafen!

Ein erstes Problem haben wir auch zu lösen, denn der Foto-Rucksack bzw. der Hauptreißverschluss hat seinen Geist aufgegeben und wir brauchen Ersatz … Gerlinde ersteht einen günstigen kleinen Hardcase als Handgepäck. Alles umladen.

Wir bewegen uns viel zu Fuß bzw. fahren mit dem Bus bis ganz in den Süden von Miami Beach, wo wir auch einen ersten Ausblick auf den Cruise Terminal haben … hier wird unser nächster Programmpunkt losgehen.

 

Akklimatisation und Erkundungstouren in Miami Beach

Weil wir die Ausstiegsstelle etwas übersehen, starten wir mit einem Fußmarsch über den MacArthurs-Causeway zurück nach Miami Beach, wo wir vorerst die Südspitze umrunden, ehe wir zum gigantischen Sandstrand an der Ostseite gelangen. Das ist Miami Beach-Klischee pur, ebenso ein Walk am „Ocean Drive“ und im „Art Deco Viertel“, dann eine kleine Stärkung, bevor wir wieder mit dem Bus ca. 20 min. retour rauschen … alles Rennfahrer hier und sooo cool!

Und: einen bevorzugten Einkaufsmarkt (Walgreens) haben wir ebenso gefunden, wie eine Stammkneipe (Burgers & Shakes) mit ausgezeichnetem Bier und gutem Essen … in den Staaten ja nicht unbedingt ein Markenzeichen.

Und als wirkliches Highlight der Location sei angemerkt, dass in unserem Hotel sogar ein Frühstück in Plastik akzeptabel ist, wenn Ambiente und Einstellung passen – Terrassenflair, Palmenblick und Dünenfeeling inklusive.

Kambodscha – Tempelwunder und Elend im Reich der Khmer

Kambodscha – Tempelwunder und Elend im Reich der Khmer

Es ist Mitte Jänner, wir sind seit dreieinhalb Monaten unterwegs und starten zum abschließenden Teil unserer „Round-the-world“-Tour in die uns unbekannte Welt Südostasiens mit Besuch von Kambodscha und Vietnam. Als unsere 70-sitzige Propellermaschine am Flughafen von Siem Reap aufsetzt, ahnen wir bereits, dass der abenteuerlichste Teil unserer Reise begonnen hat … und der heißeste.

Bereits um 9 Uhr, als wir die – diesmal erträglichen – Visa- und Zollformalitäten erledigt und unser Gepäck ausgecheckt haben (Visum erhält man um 20,- USD direkt im Flughafen) sowie unser Guide, den wir von Bangkok aus gebucht haben, am Eingang mit Begrüßungsschild bereitsteht, hat es weit über 30°C.

Dollars sollte man übrigens zur Genüge mitführen, denn hier wird alles in US-Dollar berechnet, obwohl die kambodschanische Währung Riel auch angenommen und mit Fixpreis von 4000 pro Dollar umgerechnet wird. Da es keine Halb-Dollarnoten gibt, wird Wechselgeld immer in Riel herausgegeben.

 

Fast ein Millionär

Das alles wissen wir noch nicht, vor allem, dass es im ganzen Land bereits genügend Geldautomaten gibt, die durchwegs Dollars „ausspucken“ …. laut der bislang so hilfreichen Reiseführer von Stefan Loose (Ausgabe 2006) gab es zum Zeitpunkt der Drucklegung noch keinen einzigen Automaten landesweit.

So sind wir etwas voreilig, als wir am Flughafen einen Wechselschalter entdecken, der uns zu denkbar ungünstigen Konditionen Geld über unsere Mastercard auszahlt.

Gottseidank sind es nur 200,- Euro, die uns aber beinahe auf einen Schlag zu „Kambodscha-Millionären“ machen …. 973.800 Riel bar auf die Hand.

Was wissen wir von diesem Land, das uns unsere Nachbarin Erna Hollinger so herrlich geschildert hatte, als sie es Ende 2006 mit ihrer Enkelin 1 Monat lang per Rucksack bereiste?

 

Was wissen wir über Kambodscha?

Ja, eigentlich nur,

… dass es erst seit kurzem ohne Krieg existiert, an der untersten Stufe der Armut in Südostasien steht und ca. 2,5 Mal so groß wie Österreich mit knapp 15 Millionen Menschen ist …

…. dass sich das Königreich nach der totalen Zerstörung der Infrastruktur durch die Roten Khmer jetzt langsam erholt und es erste Anzeichen von funktionierendem Tourismus gibt …

…. dass in Kambodscha mit seinem tropischen Klima jetzt Winter herrscht, was soviel bedeutet wie Trockenzeit mit angenehmen Temperaturen von 30 bis 33°C (wir hatten aber in einer Hongkonger Zeitung gelesen, dass heuer besonders hohe Temperaturen im gesamten südostasiatischen Raum herrschen mit z.B. 34°C in Bangkok, 35°C in Ho-Chi-Minh-Stadt (Saigon) und bedrohlichen 37°C in Phnom Penh, der kambodschanischen Hauptstadt) ….

…. dass es im Norden des Landes noch Fälle von Malaria gäbe und man auch sehr vorsichtig mit Leitungs- bzw. Flusswasser umgehen sollte ….

….. dass es hier die größte Tempelansammlung der gesamten Region gibt und man diese unbedingt gesehen haben muss!

Aber das war’s auch schon großteils.

 

Kriegsende

1999 ging eine der letzten blutigen Epochen in der Geschichte Südostasiens zu Ende und seither kämpft Kambodscha um seine Chance im internationalen Staatengebilde.

Mit unterschiedlichem Erfolg allerdings, denn schwache Staatsführung und Korruption halten einerseits viele Nationen und Investoren davon ab, Geld in das „Armenhaus“ Hinterindiens zu pumpen.

Auf der anderen Seite bietet vor allem der Nordwesten Kambodschas mit seinen unbeschreiblichen Tempelschätzen aus der „Angkor-Periode“ eine vor allem den Touristikern nicht lange verborgen gebliebene Fülle an Highlights und Business. 

 

Heiße Tage in Siem Reap & Angkor Wat

Um es gleich auf einen Nenner zu bringen – dieses Land ist zur Zeit noch nichts für „schwache Nerven“ und „schwache Verdauung“. Denn zum einen bietet sich uns auf allen Stationen ein anfangs erschreckender Mix aus touristischer Maske an der Hauptstraße und sehr viel Armut und Dreck abseits der ausgetretenen Pfade.

Basis ist in den Städten ein Gewühl aus Menschen, Motos, Menschen, Tuk Tuks, Menschen und … richtig Menschen! Unser Spruch der ersten Tage: „Wo wollen die alle hin?“

Dabei ist Benzin ungeheuerlich teuer – 1 l Super kostet 4500 Riel, also 1,25 Dollar …!?! Eigentlich unerschwinglich.

Besuch bei den Bauern

Andererseits sind 85 % der Kambodschaner Bauern oder Fischer, die es über den Status der Bambus-, Stroh- oder Bretterhütte meist umringt von Plastikmüllbergen noch nicht hinausgebracht haben.

Ein Besuch bei einer ca. 12 bis 15-köpfigen Bauernfamilie hilft uns nicht gerade, unser Unbehagen zu lindern … die Leute schlafen irgendwo, alles ohne Strom und Wasser und ohne hygienische Grundausrüstung und ihre „Produktion“ besteht aus Reis, Palmzucker und Gemüse bzw. den paar Riel, die sie sich durch Anbieten von „Tourismus-Ramsch“ wie Ansichtskarten, Tücher etc. verdienen.

Wir kaufen natürlich jede Menge ab … meistens „One for one dollar“ …. und tief gekühltes Wasser in Flaschen, das man unbedingt nur mit Originalverschluss kaufen sollte, denn es soll schon vorgekommen sein, dass einfach Leitungswasser nachgefüllt wurde – dies endet unweigerlich auf einer der Toiletten des Hotels.

Mut beim Essen

Apropos Verdauung! Auch dafür sollte man gewappnet sein, denn es gibt so viele Tücken und Gefahren im Essen bzw. Trinken (Cocktails, Eiswürfel, Gläserreinigung etc.).

Ist schon die kambodschanische Küche grundsätzlich mit ihren außergewöhnlichen  Düften gewöhnungsbedürftig, so sollte man einige Grundregeln unbedingt einhalten: Vorsicht bei Gemüse, Salat, ungekochten Speisen etc. – man weiß nicht, mit welchem Wasser sie gewaschen wurden.

Auch sind viele Gewürze und Zutaten für europäische Mägen nicht gut verträglich. Alles mit Reis und Nudeln ist zu empfehlen, Fisch und Huhn sind ausgezeichnet, Reissuppe bzw. Fischsuppe meine persönlichen Favoriten.

Jetzt aber genug vom Essen.

Weltkulturerbe Angkor

Die Tempel von Angkor nehmen uns 3 Tage in Beschlag. Kaum ein Ort fasziniert so wie Angkor – vom 9. bis zum 15. Jahrhundert Zentrum des mächtigen Khmer-Reiches.

Die Tempelanlagen verteilen sich auf rund 200 Quadratkilometern. Die bekannteste ist Angkor Wat: Das größte sakrale Bauwerk der Welt.

Zur dreitägigen Tour, die uns in einen 5-Sterne-Palast mit Pool und vielen Annehmlichkeiten verschlägt, gehört vor allem die Besichtigungstour von Siem Reap und Umgebung mit den einzigartigen Tempelanlagen von Angkor Wat & Co. per Privattaxi und deutschsprachigem Guide (Name: Kim) in der Kleinstgruppe – was soviel bedeutet, dass wir wirklich zu zweit sind und 2 Begleiter haben!

Am meisten faszinieren uns natürlich das Weltwunder „Angkor Wat“, das gigantische Angkor Thom und der von Urwaldbaumriesen überwachsene Ta Phrom-Tempel. Die gigantischen Wurzeln haben eine Pracht konserviert, die auch bewusst so belassen wurde.

Sandstein ist hier das Baumaterial und alles steht auf Lavasteinen, die sich während des Tages noch zusätzlich aufheizen …. Da fließt viel Schweiß trotz Air Conditioned Car, trotz ständiger Suche nach Schatten.

Bootsfahrt am Tonle Sap

Schweiß anderer Art fließt dann allerdings auf unserem Trip per Expressboot von Siem Reap nach Phnom Penh auf dem Tonle Sap, dem größten Süßwassersee SO-Asiens plus Fluss, der in den Mekong mündet.

Wir brausen mit Fullspeed durch den wellengepeitschten See und sind froh einen zwar kleinen, aber luftigen Platz am Dach des schmalen Bootes ergattert zu haben.

Abenteuer pur, Verkeilen und Festhalten ist Pflicht, Erfrischungsgetränke serviert ein akrobatischer Kambodschaner im Plastikkübel …!

Dafür werden wir anschließend mit großartigen Einblicken in das Leben am Fluss belohnt, schwimmende Dörfer, Reisfelder und Tausende Fischerboote bestimmen das Landschaftsbild dieses einzigartigen Flusses, der eine Weltrarität darstellt.

Denn alljährlich zur Regenzeit ändert der Fluss seinen Lauf, wenn das Hochwasser des Mekong dann flussaufwärts in den Tonle Sap fließt, der wiederum seine Größe dann um das 7 bis 8-fache vergrößert und über 12.000 qkm bedeckt – beinahe die Fläche der Steiermark.

Schwimmende Dörfer

Schon bei der Anfahrt zum Bootssteg in einem Sammeltaxi (Kleinbus) zu zwölft bekommen wir einen Eindruck, wie erbärmlich das Leben in der Seeregion ist, obwohl er den Leuten eine ausgezeichnete Lebensgrundlage für Fischfang, Reisanbau bzw. Bewässerung liefert.

Die rumpelige Sandpiste durch die Pfahlghettos im See ist wirklich schlecht, kein Wunder, denn sie ist ja auch einige Monate im Jahr unbrauchbar und unnotwendig, wenn das Wasser ansteigt.

Was wirklich betroffen macht, ist der Dreck, in dem die Leute hier leben. Plastikmüll und unverrottbarer Abfall stapeln sich dicht zwischen Straße, Häuser und schlammigem Wasser, das ebenfalls eine Brutstätte für Krankheiten und Überträger darstellt.

Etwas besser sieht es am Wasser aus, denn die „Schwimmenden Dörfer“ vermitteln wenigstens den Eindruck von normalem, einfachem Leben. Ebenso die vielen Siedlungen entlang des Flusses, der als äußerst fischreich und durch seinen Schlamm fruchtbar für den Anbau von Reis gilt. Wir sind auf jeden Fall fasziniert vom dichten Verkehr und Leben am Fluss und die Fotoapparate haben Hochbetrieb.

Ankunft in Phnom Penh

Nach 6 Stunden Fahrt kommen wir in Phnom Penh an, wo uns ein Freund unseres Guides von Siem Reap erwartet und für uns schon ein Hotel nahe des Königspalastes besorgt hat.

Wir haben beschlossen, die Dienste von Nol Naro für 2 Tage in Anspruch zu nehmen, was sich als wahrer Glückstreffer entpuppt. Denn Nol, der 5 Jahre als buddhistischer Mönch gelebt hat, um zu studieren, hilft uns bei der Planung der weiteren Reise sehr weiter: Bustickets nach Sihanoukville und retour, dann Buchung eines Hotels am Strand (es ist Hochsaison, vieles ist ausgebucht!), sowie Organisation der Weiterflüge nach Saigon und zurück nach Bangkok.

Wir bekommen einen Vorzugspreis, denn „Vietnam Air“ bietet günstigste Kombitickets von Kambodscha ….!

Die Tour in Phnom Penh wird noch einmal ein „heißes“ Unterfangen, doch wir bekommen in kurzer Zeit dank Nol und seinem Freund per Tuk Tuk wirklich tolle Eindrücke von der Hauptstadt, wie den Königspalast, die Silberpagode, den Alten Markt, den Tempel Wat Phnom samt frei laufenden Affen und abschließend das Genozidmuseum mit tiefen grausamen Einblicken in die Greueltaten des Khmer-Regimes bis 1998. Eine ehemalige Schule wurde dabei zu einem Foltergefängnis umgebaut.

Von Nol verabschieden wir uns dann am kommenden Tag, als wir per Sammeltaxi zur Busstation abgeholt werden, um uns bei Rückkehr nach Phnom Penh wieder zu treffen, denn er wird für uns wieder ein Hotel für die letzte Nacht in Kambodscha besorgen. Gute Investition in die Zukunft eines wirklich tollen Burschen …..

Fahrt nach Sihanoukville

Den Kambodschas, die wir bisher kennen gelernt haben – „Kambodscha Kultur“ & „Kambodscha Armut“ – folgt nun Teil 3: Kambodscha Strand.

Nur eines kann auch das schönste Meer, der herrlichste Sand und der eindrucksvollste Sonnenuntergang nicht wegleugnen – schon wenige Meter von den touristischen Trampelpfaden entfernt beginnt wieder diese bedrohliche Mischung aus Elend plus Dreck.

Allerdings befindet sich Sihanoukville mit seinen tollen Stränden ganz stark im Umbruch. Überall wird gebaut, gepflastert, restauriert, geputzt, in Stand gesetzt … es geht ganz klar aufwärts am Golf von Siam.

Von Phnom Penh kommend rattern wir 240 km mit dem A/C-Stockbus in 4 Stunden Richtung Süden, denn die kambodschanischen Straßenverhältnisse sind noch katastrophal.

Da wir bei allen Hotels mit guten Angeboten kein Zimmer mehr bekommen haben (Hochsaison!), gehen wir auf „Nummer sicher“ und nehmen ein Angebot in der Travelagency an: Leng Meng Bungalow Hotel um 35,- USD per Room …. aber direkt am Strand, wie man uns versichert, und „new“ … was immer das heißt!?!

Ankunft am Meer

Ankunft in Sihanoukville um 13 Uhr bei enormen Temperaturen und der zugesagte Pickup ist nicht da. Nach wenigen schweißtreibenden Minuten lösen wir fast einen „TukTuk-Krieg“ aus, als wir das Angebots eines außerhalb stehenden Fahrers annehmen, zu dem wir uns dann schleppen.

Und die „Strandstraße“ – sofern man diesen Ausdruck für die Lehm-Schlagloch-Rinnsal-Piste überhaupt verwenden darf – lässt uns nix Gutes ahnen.

Wenigstens hat man uns erwartet und bringt uns zu unserem Bungalow, d.h. zu jenem ¼ davon, das uns gehört: 4 mal 3 Meter mit Doppelbett, Badezimmer und Klimaanlage. Sicher nicht mehr ganz neu, aber alles sauber und okay – also ab zur Bar und zum Strand direkt  davor.

Da wir beschlossen haben, hier 6 Nächte zu verbringen und endlich mal auszuspannen, werden wir uns mit den Gegebenheiten einfach abfinden und es wird mit jeder Stunde und jedem Drink besser.

Denn schön ist es ja hier am Derendipy-Beach, wie wir frohen Mutes in den kommenden Tagen feststellen werden …. ein kilometerlanger schneeweißer Sandstreifen mit je nach Wellengang zwischen 1 und 10 Meter, umspült von einem großteils sauberen und weit über 30° warmen Meer.

Dazu ein Gewusel an Strandhungrigen und Einheimischen, die alles an den Mann bringen wollen (Achtung! Gewöhnungsbedürftig!), was man halt so braucht oder auch nicht – Früchte, Seafood, Handwerk, Ramsch, Massage, Maniküre, Pediküre, Enthaarung ….. ?!?

Leben am Strand

Wir lernen am 2. Tag einen Schweizer namens Oliver kennen, der schon seit 18 Monaten um die Welt fährt (Südamerika, Südafrika), jetzt seit 6 Monaten in Südostasien weilt und uns in den ersten gewöhnungsbedürftigen  Tagen ein guter Ratgeber ist.

Oder die 2 jungen Kanadierinnen, die wir schon auf dem Boot am Tonle Sap getroffen haben …. Ergebnis: schon bald haben wir unsere eigene „Fuß- und Handpflegerin“ (Preis pro Einheit meist 2 USD), eine Lieferantin ausgezeichneter „Lobster“ (Gaumenschmaus!) und unser ganz entzückendes „Obstmädchen“ Srey Rith (Spezialistin für Ananas, Papaya, Mango und Bananen) und eigentlich danach weitgehend „Ruhe“.

Die Kinder hier sind übrigens Teil eines Projektes (von der EU mitfinanziert), um sie von der Straße wegzubekommen und ihnen eine ordentliche Schulausbildung zu ermöglichen.

So werden es herrliche entspannende Tage, der kühlende Wind vom Meer lässt uns die Hitze vergessen und die äußerst niedrigen Preise in den mehr als 100 Strandbars, die ihre Stühle und Sessel ganz einfach in den Sand setzen, tragen dazu dabei, auch etwas sorglos mit den konsumierten Mengen umgehen …..

Aber ein ausgezeichnetes offenes Bier (0,3) um 0,55 € oder gute Speiseportionen zwischen 2 und 3 € findet man an unseren Stränden ja wohl nirgends mehr.

Natürlich ist auch Prostitution hier ein Thema. Mit Erfahrungswerten können wir nicht aufwarten, aber wer mit offenen Augen in die Welt blickt, sieht genug ….!

Praktisches Service ist auch die hauseigene „Laundry“, wo wir unsere Kleidung um 1 USD pro Kilo wieder auf Vordermann bringen lassen, um für die restlichen Abenteuer unserer Tour wieder gewappnet zu sein.

Der Abschied von Oliver fällt ebenso schwer wie von den beinahe vertrauten Kindern und Frauen am Strand, ehe es wieder per Bus zurück nach Phnom Penh und unserer letzten Station – Vietnam – geht.